Sieben Tote allein im Juni
Unfall-Alarm bei den Bauern

Die Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft stellt aktuell eine Häufung der Unfälle in der Landwirtschaft fest. Mit ein Grund dafür ist laut Geschäftsführer Thomas Frey auch, dass Bauern immer gestresster sind.
Publiziert: 26.06.2018 um 17:39 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:03 Uhr
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Es gab keine Toten, aber einen Verletzten: Arbeitsunfall beim Heuen in steilem Gelände in Egolzwil LU am Dienstag vor einer Woche.
Foto: HANDOUT LUZERNER POLIZEI
Konrad Staehelin

Es ist Alpaufzug-Saison. Der Bauer, das Vieh, tolle Trachten – was für eine Romantik, was für ein Fest!

Doch diese sonst prachtvolle Zeit der Schweizer Landwirtschaft hat auch eine dunkle Seite: Auch die Unfälle – oft tödlich – haben Hochsaison.

«Wir erlebten in den letzten Wochen ein starke Häufung von Unfällen», sagt Thomas Frey (49), Geschäftsführer der Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) zur Branchenzeitung «Schweizer Bauer». Die BUL erhebt die Unfallzahlen aufgrund von Medienberichten und Meldungen von Polizei und Staatsanwaltschaft.

Thomas Frey, Geschäftsführer der Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft, will mit seiner Arbeit Bauern-Leben retten.
Foto: Natanael Burgherr

Die nackten Zahlen: Im Juni 2017 starben zwei Bauern bei der Arbeit. Diesen Juni sind es schon deren sieben – und der Monat ist noch nicht mal zu Ende. Eines der dramatischen Beispiele: Letzte Woche geriet ein Mann (†61) im Berner Diemtigtal unter einen Heuwagen und starb.

Stress hat zugenommen

Was sind die Gründe für die Häufung? «Im Juni ist die Heuernte ein grosses Thema», sagt Frey zu BLICK. «Zudem hatten wir einen nassen Frühling, da ist die Arbeit mit den Maschinen in den steilen Hängen besonders anspruchsvoll.» Es sei aber schwierig, die Häufung an einem einzelnen Grund festzumachen. 

Ganz generell könne man sagen, dass in den letzten Jahren die psychische Belastung und der Stress in der Landwirtschaft zugenommen hätten. In diesem Zusammenhang ebenfalls tragisch: Auch die Zahl der Suizide steigt in dieser Branche seit Jahren an (BLICK berichtete).

Das Drama von Bauern in Not begleitet die Schweiz schon lange. So titelte BLICK im Dezember 2017.
Foto: Blick

«Insgesamt ereignen sich pro Jahr im Schnitt zwischen 30 bis 40 tödliche Unfälle», sagt Frey. 

Doch Frey tut etwas dagegen: Die BUL führt regelmässig Schulungen durch. Auch publiziert sie regelmässig zu den aktuellsten Themen in Fachzeitschriften. Letztes Beispiel: Ein Artikel zum fachgerechten Umgang mit Leitern, die im Moment zur Kirschenernte gebraucht werden. 

Auch die zunehmende Regulierung hat einen Einfluss. Seit 2018 ist es zum Beispiel Pflicht, im Strassenverkehr auf Traktoren einen Gurt zu tragen. So zeigt der Unfall-Trend in den letzten Jahren eher abwärts. 

Hoffentlich ist der Juni 2018 nur ein schlimmer Ausreisser.

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