So profitieren UBS und Credit Suisse von den Notkrediten
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Sie helfen nicht uneigennützig:So profitieren UBS und Credit Suisse von den Notkrediten

So profitieren UBS und CS von den Notkrediten
Die nicht ganz uneigennützigen Helfer

Die Schweizer Banken präsentieren sich als Retter in der Not. Was keiner sagt: Die Milliarden des Bundes helfen nicht zuletzt den Finanzinstituten selbst.
Publiziert: 29.03.2020 um 12:15 Uhr
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Aktualisiert: 30.03.2020 um 09:39 Uhr
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Wuchtiger Auftritt: Am letzten Mittwoch präsentierte Bundesrat Ueli Maurer (69) zusammen mit Vertretern des Finanzplatzes das Milliardenpaket des Bundes für die Schweizer Unternehmen.
Foto: keystone-sda.ch
Danny Schlumpf und Thomas Schlittler

Es war ein wuchtiger Auftritt. Am Mittwoch präsentierte ­Finanzminister Ueli Maurer (69) mit hochkarätigen Vertretern des Schweizer Bankenplatzes das Kreditpaket des Bundes für notleidende Schweizer Unternehmen.

20 Milliarden Franken können nun für Sofortkredite ausgeschüttet werden. Die Banken stellen sie zur Verfügung, der Bund bürgt. Innert einer halben Stunde ist das Geld beim Kunden – keine Zinsen, keine Gewinne der Banken. Der Ansturm ist gewaltig: Seit Donnerstagmorgen sehen sich die Schweizer Geldhäuser mit Tausenden von Kreditanträgen überrannt. «Es ist eine riesige Welle», sagt André Helfenstein (53), CEO der Credit Suisse Schweiz, «und sie bricht nicht ab.» Mehr als 8000 Anträge trafen in den ersten zwei Tagen ­allein bei der Credit Suisse ein. Über 200'000 Franken beträgt die Kredithöhe im Schnitt. Bereits am Freitag war bei der CS die Milliardengrenze geknackt.

Die Grossbanken präsentieren sich stolz als Retter in der Not: «Die Credit Suisse ist auch in herausfordernden Zeiten für Sie da», schreibt die CS auf ihrer Homepage. Bei der UBS tönt es ähnlich: «Sind Sie aufgrund der Corona-Krise auf eine Überbrückungsfinanzierung angewiesen? UBS steht als starker Partner an der Seite ihrer Firmenkunden und spendet allfällige Gewinne aus den Zinsen der Covid-19-Kredite an Hilfsprojekte.»

Corona-Konkurse würden Banken belasten

Das Heldenepos funktioniert: «Die Schweizer Wirtschaft ist den Banken zu Dank verpflichtet», sagte Bundesrat Maurer an seiner Pressekonferenz. Die Medien ­ziehen mit: «Die Bösen der letzten Krise sind die Guten der aktuellen Krise», so die «Aargauer Zeitung». Was niemand sagt: Die Corona-Notkredite, für die der Bund bürgt, helfen nicht zuletzt den Banken selbst. Denn viele der Unternehmen, die wegen der Corona-Krise in Liquiditätsengpässe geraten sind, haben häufig bereits laufende Bankkredite. Summen, die sie nie zurückzahlen werden, wenn sie wegen der Corona-Krise Konkurs anmelden. Ausfälle müssten dann die Banken tragen.

Dieses Szenario vor Augen, reagierten die Banken rasch. Unter der Führung von CS-CEO Thomas Gottstein (56) entwickelten sie die Idee eines 20-Milliarden-Fonds für die Schweizer KMU und wandten sich an Finanzminister Maurer. Ergebnis: Die Unternehmen erhalten Kredite, Massenkonkurse sind vorerst abgewendet. Und auch das zweite Problem ist gelöst: Jetzt trägt der Bund das Risiko für mögliche Kreditausfälle.

Ist damit wenigstens den Unternehmen geholfen? Für den Augenblick zweifellos – und das ist auch gut so. Irgendwann aber werden die Kredite fällig. «Natürlich bin ich froh um jeden Rappen», sagt ­Patrick Huber (51), Besitzer eines Tattoo-Studios in Aarau. Auch er beantragt einen Kredit. «Doch ich werde lange brauchen, um ihn zurückzuzahlen.» Eine Umfrage der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) zeigt: Jedes sechste KMU in der Schweiz hält seinen Konkurs für wahrscheinlich. Besonders bei Tausenden von kleinen und Kleinstunternehmen mit niedrigen Margen ist fraglich, woher sie nach Krise und Rezession das Geld nehmen sollen, um ihre Kredite abzustottern. Mathias Binswanger (57), Wirtschaftsprofessor an der Fachhochschule Nordwestschweiz, ist skeptisch: «Viele KMU werden ihre Schulden nicht begleichen können.» Doch was geschieht mit Unternehmen, die in fünf Jahren ihren Corona-Notkredit nicht zurückzahlen können?

«Steuerzahler trägt Risiko für die Grossbanken»

Es gibt zwei Varianten: Entweder geht das Unternehmen in Konkurs und der Bund übernimmt die Rückzahlung des Kredits. Oder der Bund übernimmt die Rückzahlung des Kredits und das Unternehmen darf weiterleben. «Die Banken sind aber in jedem Fall auf der sicheren Seite, weil sie jegliches Kreditausfallrisiko auf den Bund abgeschoben haben», sagt SP-Wirtschaftspolitikerin Jacqueline Badran (58). Denn all jene geborgten Gelder, deren Rückzahlung noch vor dem Corona-Kredit fällig wird – und bei denen die Banken das alleinige Ausfallrisiko tragen – können die Unternehmen mit hoher Wahrscheinlichkeit zurückzahlen.

Badran will die Bürgschaften für Notkredite dennoch nicht verteufeln. «Auch wenn diese Kredite als Instrument nur für grössere Firmen geeignet sind, war diese Sofortmassnahme unumgänglich, um ­einen Kollaps zu verhindern.» Die Banken seien aber mit Sicherheit keine selbstlosen Retter: «Die Gewährung von Notkrediten liegt im Eigeninteresse der Banken. Die Konkurse, die es sonst geben würde, würden sie hart treffen.»

Marc Chesney (60), Professor am Institut für Banking und Finance der Uni Zürich, formuliert es noch deutlicher: «Nun tragen die Steuerzahler das Risiko für die Grossbanken.» Der Bankenprofessor relativiert auch die scheinbar grosszügige Nullzins-Politik für die Notkredite. Ihmzufolge wäre es nachhaltiger gewesen, einen negativen Zins für die Kredite zu setzen: «Der Zinssatz könnte zum Beispiel bei minus 0,3 Prozent liegen. Das wäre angebracht, wenn man berücksichtigt, dass die Steuerzahler das Risiko der Grossbanken übernehmen.»

Zum Thema Nullzinsen sagt Wirtschaftswissenschaftler Binswanger: «Die Banken hinterlegen die Kredite, die sie den Firmen für einen Zins von null geben, bei der Nationalbank. Dafür erhalten sie Reserven für einen Zins von minus 0,75 Prozent. Der Gewinn ist 0,75 Prozent jedes Kredits bis zu ­einer halben Million, 1,25 Prozent bei den höheren Beträgen.» UBS und CS haben bereits bekannt gegeben, dass sie diese Gewinne spenden wollen. «Wir sind Teil der Lösung.» Und auch Bundesrat Maurer sagte am Mittwoch: «Die Banken machen wirklich kein Geschäft.»

Zieht man jedoch in Betracht, wofür die Firmen die Sofortkredite einsetzen, muss man dies zumindest relativieren: Viele Notkredite dürften dazu eingesetzt werden, laufende Kosten zu decken – in erster Linie die Mieten. Die beiden Grossbanken UBS und CS aber gehören zu den grössten Immobilienbesitzern im Land. Gemäss Berechnungen des Mieterverbands besitzt die UBS Immobilien im Wert von 16,3 Milliarden Franken. Das Immobilienportfolio der Credit Suisse hat einen Wert von 7,8 Milliarden. Doch damit nicht genug: Die beiden Banken sind auch an diversen grossen Immobilienkonzernen massgeblich beteiligt.

Mieten sollen vollumfänglich bezahlt werden

Wenig überraschend haben die beide Grossbanken deshalb auch je einen Vertreter im Vorstand des mächtigen Verbands Immobilien Schweiz (VIS). Der engagiert sich für die «nachhaltige ­Interessenvertretung gegenüber Politik, Wirtschaft und Gesellschaft» – und sitzt in der Corona-Taskforce, die Wirtschaftsminister Guy Parmelin (60) zum Thema Mieten ins Leben gerufen hat. Der Verband hat also ein gewichtiges Wörtchen mitzureden, wenn es um die Mietprobleme der KMU geht, denen jetzt das Wasser bis zum Hals steht.

Und er setzt sich dafür ein, dass die Mieten trotz Corona-Krise vollumfänglich bezahlt werden müssen: «Im Vordergrund steht eine befristete Stundung des Mietzinses. Ein definitiver Mietzinserlass für die Dauer des Benutzungsverbots wird nur in Ausnahmefällen und bei existentieller Betroffenheit möglich sein», lässt der Verband auf seiner Homepage verlauten. Gemäss Mieterverband sind bisher denn auch keine Beispiele bekannt, in denen grosse Immobilienbesitzer wie die Banken Mieten erlassen hätten.

Ein Teil der Sofortkredite dürfte also in Form von Mieten zu den Banken zurückfliessen. Und sollten Unternehmen später die Notkre­dite nicht zurückzahlen können, steht der Bund dafür gerade. Mit anderen Worten: Die Banken haben in der Corona-Krise nichts zu befürchten.

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.

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Schutz gegen Coronavirus

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
  • Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

Informiert bleiben

  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch

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