Dicke Post für Kunden, die auf die Zustellung von Paketen ins Postfach angewiesen sind: Der gelbe Riese informiert derzeit 35'000 Postfachkunden über die Einstellung dieses Päcklidienstes.
«Wir passen das Angebot dem veränderten Kundenbedürfnis an und werden deshalb sämtliche Pakete an Domiziladressen zustellen», heisst es in dem Schreiben, das BLICK vorliegt. Der Grund sei eine «rückläufige Menge an Paketen, die übers Postfach zugestellt werden».
Philipp Eppler ist «verärgert über den Leistungsabbau der Post». Er betreibt in Solothurn ein Münzengeschäft, das erst ab Mittag geöffnet hat. «Eben deshalb lasse ich mir die Pakete jeweils ins Postfach liefern», sagt Eppler. Die Post strich ihm den Service bereits auf den 13. Juli.
Mühsam muss er nun alle Lieferanten anschreiben und Visitenkarten und Briefformulare abändern. «Es ist eine Umverschämtheit, dass mir die Post für die Päcklizustellung einen My-Post-24-Automaten empfiehlt. Die gibt es bei uns nämlich gar nicht», sagt Eppler. Die Pakete postlagernd zu sammeln, komme für ihn nicht infrage.
Kürzere Öffnungszeiten
Ein weiteres Schreiben der Post kündigte ihm zudem an, dass die Postfachschalter nur noch von sieben bis neun Uhr geöffnet seien. «Ein weiterer Serviceabbau auf Kosten langjähriger Kunden», wettert Eppler.
Der Münzhändler ist nicht der einzige Betroffene. BLICK erreichten Lesermeldungen aus der ganzen Schweiz über den Stopp der Päckli-Postfachzustellung.
Bereits 2014 fing sich die Post Ärger ein, als sie den Päckliservice versuchsweise in 15 Poststellen für über 3000 Nutzer strich. Im Januar hat sie diese Streichung ausgeweitet, wie SonntagsBlick im Februar 2015 berichtete.
Dass Päckli landesweit nicht mehr ins Postfach gehen sollen, wie ein internes Post-Strategiepapier vorgibt, wollte die Post nicht kommentieren. Ein Entscheid sei noch nicht gefallen.
Sprecher Marc Bürki gibt aber zu, dass die Post das Abbauprojekt nicht nur auf Solothurn, sondern auch auf die Versorgungsgebiete von sechs Paket-Distributionsbasen ausgeweitet hat: Wädenswil ZH, Ostermundigen BE, Landquart GR, Härkingen SO, Givisiez FR und Delsberg.
«In diesen sechs Gebieten sind auch andere Ortschaften neu in den Versuch integriert, weitere folgen noch», kündigt Bürki an. Und fügt hinzu, dass die Zustellung von Paketen ins Postfach nicht zur gesetzlichen Grundversorgung gehöre.
Für Münzen-Eppler ist das kein Argument: «Ich hoffe, dass sich der Konsumentenschutz einschaltet.» Diese Steilvorlage nehmen die Kritiker auf. «Dies ist eindeutig Sparen am falschen Ort», protestiert Babette Sigg, Präsidentin des Konsumentenforums.
Paketpost sei lukrativ, da dürften die Kunden den vollen Service verlangen. «Einmal mehr wird Service public schleichend abgebaut. Kommt nun die komplette Schliessung der Postfächer?», fragt Sigg und gibt selbst die Antwort: «So geht das nicht.»