Selbstmorde von Jugendlichen in Palo Alto
Der dunkle Schatten des Silicon Valley

Publiziert: 23.11.2015 um 21:48 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:42 Uhr
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Jugendliche an der Henry Gunn High School in Palo Alto.
Foto: AP
Von Vinzenz Greiner

Silicon Valley - das ist Google und Facebook. Visionen und Geld. Erfolg. Möglichst viele Mark Zuckerbergs, Steve Jobs oder Larry Pages soll es auch in Zukunft geben. Daher verlangen die Schulen unweit der Tech-Giganten im Silicon Valley a den Schülern alles ab. Viele kommen mit dem Druck nicht zurecht - und nehmen sich das Leben.

Von Ende 2009 bis Anfang 2010 gab es einen ersten sogenannten «Suicide Cluster», also eine Häufung von Selbstmorden in einem kleinen Zeitfenster. Mehrere Schüler warfen sich innerhalb von Wochen vor Züge. 2014: die nächste Welle. Drei gegenwärtige und ein ehemaliger Schüler der Palo Alto High beenden ihr Leben auf einem Gleis. Nun droht die dritte Selbstmord-Welle in fünf Jahren.

Völlig ungewöhnlicher Massstab für Erfolg

An der Schule geht es kompetitiv zu. Und auch beim Rivalen, der Henry M. Gunn High School. Sie gilt als eine der besten der USA - gerade im Bereich Technik und Naturwissenschaften. Der Wettbewerb ist Schulalltag: Das Selbstbewusstsein der Schule speist sich aus den Ergebnissen der Aufnahme-Tests für Colleges und aus der Anzahl der Schüler, die Studienerlaubnisse an Elite-Unis bekommen.

Der Druck ist enorm, aber nicht nur im Klassenzimmer. Viele Kinder haben Eltern, die bei den grossen Firmen im Silicon Valley arbeiten. Die Journalistin Hanna Rosin hat zu den Fällen recherchiert. In einem Interview sagt sie jetzt, viele Eltern der Schulkinder seien ängstlich, weil sie noch nicht ihre zehn Millionen Dollar mit 40 auf dem Bankkonto hätten. «Alle haben eine Erfolgsdefintion verinnerlicht, die ein völlig ungewöhnlicher Massstab ist.»

Die Messelatte bleibt für viele unerreichbar. Einige kennen dann nur einen Ausweg in eine Welt ohne Druck, ohne Vergleich, ohne das Gefühl, der Beste sein zu müssen ohne dies zu können: Selbstmord.

Selbstmordrate vier bis fünf Mal höher als im US-Durchschnitt

Betrachtet man die Selbstmordrate über zehn Jahre, dann liegt sie sowohl bei der Gunn High als auch bei der Palo Alto High vier bis fünf Mal höher als der amerikanischen Durchschnitt. Zwölf Prozent der High School-Schüler gaben in einer Umfrage zwischen 2013 und 2014 an, ernsthaft erwogen zu haben, sich das Leben zu nehmen, wie das Magazin «The Atlantic» berichtet.

Die Schulen versuchen gegenzusteuern. Die Gunn High School macht sich laut dem Magazin «Vice» nun dafür stark, «eine Kultur zu entwickeln, die verschiedene Wege zu Erfolg aufzeigt» und dabei Selbstentdeckung und das soziale Wohlbefinden mit in die Defintion einbezieht.

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