SEF 2016
Ex-SNB-Präsident Hildebrand plädiert am SEF für Bildungsoffensive

Seit seinem Rücktritt von der Nationalbankspitze sind öffentliche Auftritte von Philipp Hildebrand rar geworden. Am Swiss Economic Forum äusserte er sich nun zur Lage der Schweiz und plädierte insbesondere für mehr Investitionen in die Bildung.
Publiziert: 09.06.2016 um 18:18 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 17:25 Uhr

Zuerst gab es von Philipp Hildebrand, der heute als Vizepräsident des weltgrössten Vermögensverwalters Blackrock amtet, ein Lob für die im Saal anwesenden Unternehmer. Die Schweiz spiele Jahr für Jahr in der Champions League. Seit 10 Jahren wachse die hiesige Wirtschaft schneller als der Durchschnitt der OECD-Länder, sagte er am Donnerstag am SEF.

Einen massgeblichen Anteil daran hätten die Exporte. Die Quote von 60 Prozent am Bruttoinlandprodukt (BIP) sei im internationalen Vergleich ein absoluter Spitzenwert und signifikant höher als bei den Exportweltmeistern Deutschland und China.

Als Folge davon sei der Wohlstand in der Schweiz viel stärker gestiegen als in den umliegenden Ländern. Gleichzeitig lagerten aber auch grosse Vermögenswerte im Ausland. Deshalb sei die Schweiz sehr stark von der globalen Entwicklung tangiert.

Genau hier ortet Hildebrand die grosse Herausforderung. Seit der Finanzkrise sei weltweit ein eigentlicher wirtschaftlicher Klimawandel im Gang. Die Globalisierung und der globale Handel kämen praktisch überall unter Beschuss.

Laut dem früheren Notenbanker stagniert der weltweite Handel seit der Finanzkrise, die internationale Kreditvergabe ist eingebrochen und hat sich noch nicht erholt. Auf politischer Ebene nimmt Populismus und Nationalismus zu. Die ökonomische Ungleichheit hat sich verschärft.

In Europa gebe es seit 2010 ein eigentliches Krisenfeuerwerk, sagte Hildebrand. Die Europäische Zentralbank (EZB) habe darauf mit geldpolitischen Lockerungen reagiert, was wiederum den Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken verstärkt habe.

Vor diesem Hintergrund sei die Schweiz immer mehr zum sicheren Hafen geworden. Es gebe starke Kapitalzuflüsse, während die Abflüsse stagnierten. Die Mittel der Nationalbank gegen diese Entwicklung sind laut Hildebrand beschränkt. Die SNB könne nur zwei Dinge tun: Stabile Rahmenbedingungen für die Preisstabilität schaffen und temporäre Brücken in Notfällen errichten.

Laut Hildebrand gibt es für die Schweiz keinen anderen Weg als die Herausforderungen der globalisierten Welt anzunehmen. In diesem Zusammenhang kritisierte er die aktuelle Bildungspolitik. In der Schweiz werde immer noch nach einem Lehrplan gelebt, der aus der Zeit der ersten industriellen Revolution stamme. Um für die laufende vierten industrielle Revolution, also die Digitalisierung, gewappnet zu sein, brauche es aber mehr.

Zwar lerne jedes Kind in der Schweiz lesen und schreiben, nicht aber programmieren. Letzteres gehört laut Hildebrand aber zwingend in den Lehrplan. In der Analogie des früheren SNB-Präsidenten ist das Programmieren vergleichbar mit dem Schreiben, während das Bedienen von Apps und Computern dem Lesen gleichkommt.

Daneben forderte Hildebrand aber auch vermehrte Investitionen in Infrastruktur. Noch nie in der Geschichte in den Finanzmärkte sei man so günstig zu Krediten gekommen und könne folglich so günstig investieren wie heute. « Wenn wir jetzt nicht investieren, wann dann?», fragte Hildebrand rhetorisch in den Saal.

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