Schwan setzt auf unabhängige Einheiten und eine dezentrale Struktur: «Innovationen kann man nicht erzwingen, aber man kann Innovationen ermöglichen, indem man dem Unternehmen und den Menschen möglichst viel Freiraum einräumt und sie ermutigt, diesen zu nutzen», sagte der Roche-Chef am Freitag auf dem SEF-Podium in Interlaken BE.
Dazu gehöre es auch, Doppelspurigkeiten zuzulassen. «Innovationen entstehen letztlich in den Köpfen von Menschen.» Kreative Mitarbeiter bräuchten daher Freiraum, um Bahnbrechendes zu entwickeln.
Das widerspiegle sich bei Roche in den unabhängigen Forschungseinheiten in den USA, Europa und Japan, die direkt an ihn als CEO rapportierten. So entstünden zwangsläufig zwar auch Ineffizienzen bei Infrastruktur oder Produkteportfolio. Diesen Preis sei er jedoch bereit zu zahlen, sagte Schwan.
Auch Misserfolge sollten gefeiert werden, fuhr Schwan fort. Er wolle damit signalisieren, dass es sich auszahle, etwas Neues auszuprobieren und Risiken einzugehen. 90 Prozent der Projekte scheiterten in der klinischen Entwicklung.
Zielführend sei, sich strukturell auf wenige Grundsätze zu beschränken. Je grösser und komplexer eine Organisation, desto kleiner sollte die Zentrale gehalten werden. Innovation werde von unten erzeugt und nicht von oben vorgegeben.
Roche hat sich in den vergangenen Jahren stark auf Krebsmedikamente spezialisiert. Kritiker monieren, das Portfolio sei eher durch Kooperationen und Übernahmen erweitert worden, als mit Innovationen aus dem eigenen Haus. Schwan erklärte, dass 99 Prozent des wissenschaftlichen Fortschritts ausserhalb von Roche passiere. «Es ist wichtig, den reinzubringen.“
Mit Blick auf die Fusionen und Übernahmen in der Branche schloss Schwan einen »Riesenmerger« für Roche abermals aus. Bei Grossfusionen gebe es einen grossen Fokus nach innen, was Mitarbeiter verunsichere und ablenke.
Kleinere Akquisitionen sowie Kollaborationen mit Instituten, um wissenschaftlichen Fortschritt zu integrieren, stünden hingegen nach wie vor auf der Agenda.
Schwan bekannte sich am SEF zum hiesigen Standort: »Wir haben in der Schweiz unsere Wurzeln; wir sind jetzt fast 120 Jahre in der Schweiz - sowas gibt man nicht auf." Weltweit würden sich die Mitarbeiter mit Roche als Schweizer Unternehmen identifizieren.
Eine Reduktion der Medikamentenpreise in der Schweiz wegen der Frankenstärke sieht er indes kritisch. Zwar liege der Anteil der Verläufe in der Schweiz lediglich bei 1 Prozent. Tiefere Preise hätten aber eine starke Signalwirkung bei Verhandlungen im Ausland.