Noch immer sitzt niemand auf dem Chefsessel bei der Schweizerischen Post, den Susanne Ruoff (60) in der Folge des Postauto-Bschiss räumte. Doch die Suche nach ihrem Nachfolger läuft auf Hochtouren.
Die Aufgabe ist schwierig. Möglicherweise liege das daran, dass die schweren Turbulenzen rund um die Buchhaltungstricks potenzielle Kandidaten abschrecken, wie der «Tages-Anzeiger» mit Berufung auf Insider schreibt.
Kein Problem sieht die Post: «Die Suche nach einer geeigneten Persönlichkeit sei ‹für jede Unternehmung eine Herausforderung› und werde ‹sorgfältig vorgenommen›», schreibt die Zeitung.
Erfahren und vernetzt
Den perfekten Mann, die perfekte Frau für den schwierigen Job soll Amrop Executive Search aus Zumikon finden. Das Ziel dafür ist Ende Jahr. Die Headhunter sollen eine erfolgreiche Führungspersönlichkeit auftreiben. Viel Erfahrung muss sie haben: auf verschiedenen Ebenen, in unterschiedlichen Branchen und Märkten, im In- und Ausland.
Sie muss verhandeln können und gut vernetzt sein in der Wirtschaft und im öffentlichen Bereich. All das steht auf dem Anforderungsprofil der Post, über das diese erstmals Auskunft gibt. Amrop soll sich auch im europäischen Ausland nach geeigneten Leuten umschauen.
Schliesslich muss der zukünftige Top-Mann oder die Top-Frau ein ausgeprägtes Verständnis für die gute Unternehmensführung haben. Einen weiteren Skandal soll es nicht geben.
Wer lange dabei ist, hat ein Handicap
Wer könnte alle diese Fähigkeiten in einer Person vereinen? Als interner Favorit gilt Thomas Baur (54), der zurzeit Leiter Poststellennetz ist. Beliebt ist er offenbar wegen seiner Hemdsärmeligkeit und seinem Pragmatismus. Sein Vorteil: Erst seit zwei Jahren ist er Teil des Postmanagements.
Ein weiterer möglicher Kandidat von intern wäre Dieter Bambauer (50), der Zuständige für Logistik und Informatik. Anders als Baur ist er aber schon lange mit dabei – eher ein Nachteil. Zudem ist er wenig vernetzt in der Schweizer Politik. Sein Pluspunkt: Bambauer kennt die Post gut.
Vielleicht wäre die Herausforderung Post-Spitze aber auch ein Job für den Vizechef Ulrich Hurni (60), der nun schon über zwei Monaten für Ruoff einspringt. Und er kann das offenbar. Intern wird er als «Kämpfer für eine traditionelle Briefpost» und «geschickter Strippenzieher» gelobt.
Zeichen deuten darauf, dass er seinen Interims-Posten gerne permanent machen würde. Er platziere geschickt ihm nahestehende Personen konzernweit, berichtet der «Tages-Anzeiger» mit Berufung auf einen Angestellten.
Trotzdem dürften seine Chancen auf den Chefsessel klein sein. Zum einen ist Hurni schon etwas älter, zum anderen blieb er vom ganzen Skandal nicht verschont. Die brisante Aktennotiz, die dank BLICK in den Fokus gerückt ist und Ruoff schliesslich zum Verhängnis wurde, hat die ganze Chefetage und damit auch er bekommen.