Schweizer Wirtschaft ist zweigeteilt
Pharma im Hoch, Industrie im Elend

Eine Volkswirtschaft, zwei Welten: Die Schweizer Pharmaindustrie feiert Rekordergebnisse. Die Uhrenindustrie dagegen steckt in der Krise.
Publiziert: 22.07.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:21 Uhr
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Im ersten Halbjahr steigerte die Pharma-Industrie ihre Exporte um 15 Prozent.
Foto: Keystone
Guido Schätti

Durch die Schweizer Wirtschaft verläuft ein tiefer Graben. Die einen fahren Rekorde ein, den anderen brechen die Geschäfte weg.

Grosser Gewinner ist die Pharmaindustrie. Den starken Franken steckt sie locker weg. Beispiel Roche: Der Weltmarktführer bei Krebsmedikamenten steigerte den Umsatz im ersten Halbjahr um sechs Prozent auf 25 Milliarden Franken. 5,4 Mil­liarden blieben als Reingewinn in der Kasse.

Noch rasanter wächst der Biotechkonzern Actelion: Die Baselbieter fuhren ein Viertel mehr Gewinn ein als im Vorjahr.

Auch der Rest der Branche ist hervorragend unterwegs. Im ersten Halbjahr steigerte die Pharmaindustrie ihre Exporte um 15 Prozent.

Die Firmen profitieren davon, dass die Menschen weltweit älter und reicher werden. Und dass ihre Forschungsabteilungen ständig neue Arzneien erfinden, die sich teurer verkaufen lassen als die alten.

Doch die Pharma-Hausse überdeckt, dass sich weite Teile der Wirtschaft nach der Decke strecken müssen. Rechnet man ohne die Pharma, haben die Schweizer Unternehmen im ersten Halbjahr weniger exportiert als im Vorjahr.

Völlig aus dem Takt geraten ist die Uhrenindustrie: Ihre Exporte schrumpften um mehr als zehn Prozent. Branchenführer Swatch verzeichnet einen Gewinneinbruch von mehr als 50 Prozent.

Auch die Maschinen­industrie darbt. Textil­maschinenbauer Rieter verzeichnet 62 Prozent weniger Gewinn als im Vorjahr.

Doch es gibt Hoffnung. Swatch-Chef Nick Hayek (61) zeigt sich als unverbesser­licher Optimist: Im zweiten Halbjahr will er den Rückstand aufholen. Schub sollen die Olympischen Spiele in Rio bringen, wo die Swatch-Marke Omega offizieller Zeitmesser ist. Auch für Rieter sieht die Zukunft nicht schlecht aus: Die Bestellungen für Textilmaschinen sind um 50 Prozent gestiegen.

Roche-Chef kritisiert Bund

Basel – Seit dem Ja zur Masseneinwanderungs-Initiative knausert der Bund bei Arbeitsbewilligungen für Nicht-EU-Ausländer. Für die Wirtschaft ein Problem. Roche könne Jobs von Spezialisten nicht mehr besetzen, sagt Konzernchef Severin Schwan (48, Bild). Mit der Verlagerung von Stellen ins Ausland will er nicht drohen, macht aber klar: «Wir müssen dorthingehen, wo die Leute sind.» Basel sind die Hände gebunden. Die kanto­nalen Kontingente seien schon im März aufgebraucht gewesen, sagt Wirtschaftsdirektor Christoph Brutschin (58): «Jetzt leben wir von den Kontingenten des Bundes.» 

Roche-Chef Severin Schwan ist zuversichtlich - trotz auslaufender Patente. (Archivbild)
Roche-Chef Severin Schwan ist zuversichtlich - trotz auslaufender Patente. (Archivbild)
KEYSTONE/PATRIK STRAUB

Basel – Seit dem Ja zur Masseneinwanderungs-Initiative knausert der Bund bei Arbeitsbewilligungen für Nicht-EU-Ausländer. Für die Wirtschaft ein Problem. Roche könne Jobs von Spezialisten nicht mehr besetzen, sagt Konzernchef Severin Schwan (48, Bild). Mit der Verlagerung von Stellen ins Ausland will er nicht drohen, macht aber klar: «Wir müssen dorthingehen, wo die Leute sind.» Basel sind die Hände gebunden. Die kanto­nalen Kontingente seien schon im März aufgebraucht gewesen, sagt Wirtschaftsdirektor Christoph Brutschin (58): «Jetzt leben wir von den Kontingenten des Bundes.» 

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