Schweizer verpfänden ihr Auto in Deutschland
Cash gegen Luxusschlitten

Viel Platz hat es in den Garagen von Cedric Domeniconi nicht mehr. Der Zürcher Geschäftsmann betreibt in der deutschen Exklave Büsingen das einzige auf Autos und Motorräder spezialisierte Schweizer Pfandhaus.
Publiziert: 12.10.2015 um 16:44 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 03:37 Uhr
Schweizer bringen Cabrios und Töffs ins Pfandhaus
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Schnell zu Geld:Schweizer bringen Cabrios und Töffs ins Pfandhaus
Von Beat Michel

Cedric Domeniconi (44) freut sich: «So mancher Schweizer braucht dringend Geld. Das ist gut für uns.» Das deutsche Dorf Büsingen bietet perfekte Bedingungen: Weil es auf allen Seiten gänzlich von Schweizer Territorium umgeben ist, müssen die Wagen bei der Ausfuhr weder verzollt noch besteuert werden. Das Geschäft mit dem schnellen Cash boomt. Mittlerweile hat Domeniconi in Büsingen mehrere Lagerhallen angemietet. Von aussen ist nicht zu erahnen, dass im Innern teure Maserati, Porsche und Harley-Davidson stehen.

Billig ist der Deal nicht. Die Autobesitzer zahlen über 70 Prozent effektiven Jahreszins (siehe Box). Dazu sagt der Pfandleiher: «Sie brauchen dringend schnelles Geld. Unkompliziert und ohne grosse Überprüfung. Bei uns braucht es dafür nur ein Auto. Meist bekommen die Leute ihr Geld innert 24 Stunden. Oft schon nach 30 Minuten.»

Die Beweggründe sind unterschiedlich, der Bedarf an Cash aber offenbar zwingend. «Die Kunden», erklärt Domeniconi, «haben oft mehrere Autos und sind bei Banken nicht mehr kreditwürdig. Anderen ist wiederum die Fragerei der Bank schlicht peinlich. Einige sind Migranten und noch nicht im Besitz einer C-Bewilligung, bekommen bei einer Bank also keinen Kredit.»

Jedes Pfandauto hat eine besondere Geschichte. Sogar ein Daimler, der einst dem englischen Königshaus gehörte, schaffte es schon in die Garage. Das Fahrzeug war mit einem 100er-CD-Wechsler ausgerüstet. «Die Queen legt wohl Wert auf eine grosse Musikauswahl», witzelt der Pfandleiher und erzählt vom Besitzer eines 5er BMW, der unbedingt mit seiner neuen Freundin in die Ferien wollte. Dummerweise hatte seine Noch-Ehefrau wegen der Scheidung alle Konten und Kreditkarten sperren lassen. Domeniconi: «Ihm waren Ferien und ein paar Tausend Franken bar auf die Hand mehr wert als sein Auto.»

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