Schweizer stürmen deutsche Apotheken
«Wir sind doch nicht krank»

Die Grippezeit drängt Tausende von Schweizern in die grenznahen Apotheken Deutschlands. Ihr Ziel: Nasensprays, Kopfwehtabletten und Hustensirup. Dafür zahlen sie je nach Medikament bis zu viermal weniger.
Publiziert: 25.11.2016 um 23:38 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:43 Uhr
1/7
Rosgarten-Apotheke in Konstanz (D): Schweizer decken sich mit billigen Medikamenten ein.
Foto: TOINI LINDROOS
Romina Lenzlinger (Text) und Toini Lindroos (Fotos)

Die Rosgarten-Apotheke in Konstanz (D) ist eine der ältesten der Stadt – und eine der beliebtesten: Noch bevor der Laden öffnet, stehen die ersten Kunden vor der Eingangstür. Fast alle kommen aus der Schweiz. Viele sind warm eingepackt, husten und sind verschnupft. Eigentlich müssten sie im Bett liegen. Doch den Weg ins grenznahe Deutschland nehmen sie trotz Kopfschmerzen und triefender Nase auf sich.

Grippemedikamente in Deutschland um ein Vielfaches günstiger

Denn hier zahlen sie für die Grippemedikamente nur rund die Hälfte. Ein Beispiel: Nasenspray gibts für unter drei Franken, in der Schweiz zahlt man für dasselbe Produkt fast zwölf Franken. 

«Da fahre ich lieber direkt nach Deutschland. Ich bin ja nicht blöd», sagt Petra Wojwodova (38) aus Münchwilen TG. Auch der pensionierte Chemiker Werner Künzi (66) aus Schönenberg ZH nimmt die 90-minütige Autofahrt gerne auf sich: «Der Preisunterschied ist derart gross, dass ich mir mit dem Geld noch das Benzin einspare.»

«Es ist unerhört, wie teuer dieselben Produkte in der Schweiz sind»

Mittlerweile stehen die Leute in der Apotheke Schlange. Sie kaufen Aspirin, Nasensprays, Fieberzäpfli und Schmerzmittel. Eine prall gefüllte Papiertasche tragen auch Erica (77) und Jan van Rhijn (80) aus Winterthur ZH. «Es ist unerhört, wie teuer dieselben Produkte bei uns sind. Hier zahle ich 60 Prozent weniger», sagt van Rhijn. 

Ein schlechtes Gewissen wegen des Fremdkaufens hat keiner. «Meine Krankenkasse ist gestiegen. Irgendwo muss ich das Geld wieder reinholen», sagt Alena Faryova (32) aus Berg TG.

Ähnlich argumentiert Mercedes Riger (69) aus Uzwil SG: «Meine AHV-Entschädigung ist tief. Ich muss sparen. Und warum nicht da, wo irgendwelche Pharmamultis Milliarden einsacken?»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.