Obwohl volle Lohntransparenz in der Schweiz selten ist, wird sie von einer Mehrheit von 57 Prozent der Befragten befürwortet – überdurchschnittlich von Frauen und wenig Verdienenden. 59 Prozent der Frauen erhoffen sich davon mehr Lohngerechtigkeit, wie BLICK berichtete.
Die Lohntransparenz gilt als wichtiges Mittel gegen die Lohndiskriminierung der Frauen. «Lohntransparenz ist ein mögliches und unkompliziertes Instrument, um den Grundsatz gleicher Lohn für gleiche Arbeit zu erreichen», sagt Kathrin Bertschy (39), Co-Präsidentin des Frauendachverbands Alliance F und GLP-Nationalrätin.
Geld-Tabu wird ausgenutzt
Der Arbeitgeberverband findet Transparenz überflüssig. Geschlechtsneutrale Lohnsysteme mit verschiedenen Lohnstufen reichten aus, um Lohngleichheit zu gewährleisten. Zudem seien Arbeitnehmende trotz Kenntnis der Löhne von Arbeitskollegen kaum in der Lage, die Grundlagen für die Lohnhöhe zu beurteilen. Das kontert Adrian Wüthrich (39), Travailsuisse-Präsident und SP-Nationalrat: «Schweizer reden nicht gerne über Geld, das wird von Unternehmen ausgenutzt, um das bisherige undurchsichtige System aufrechtzuerhalten.»
Auch das Argument, dass Lohntransparenz Neid auslöse, sei nicht stichhaltig. «Im Gegenteil, wenn die Löhne klarer begründet und aus einem klaren Lohnsystem abgeleitet würden, würde das den Neid eindämmen», sagt Wüthrich.
Positive Erfahrungen in Dänemark
Gegen die Lohnexzesse von Ärzten und Spitalmanagern hat der Nationalrat eine Motion angenommen, die mehr Transparenz bei Entschädigungen im stationären und ambulanten Bereich fordert. Zwar sind hierzulande einige Unternehmen bekannt, die Lohntransparenz praktizieren – etwa die Alternative Bank. Aber Erfahrungen fehlen. Etliche staatliche Organisationen legen nur Lohnbänder offen.
Grossflächig wurden die Auswirkungen der vollen Lohntransparenz erst in Dänemark erfasst. Mit dem Lohntransparenzgesetz von 2006 reduzierte sich die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern um sieben Prozent.