Blockchains werden zwar breit und viel diskutiert, aber derzeit lediglich von Nerds und Spezialisten tatsächlich auch genutzt. Eine Firma könnte das bald ändern: Facebook beschäftigt sich seit einigen Monaten mit der revolutionären Erfindung und will bald eigene Produkte in diesem Bereich lancieren.
Damit kämen auf einen Schlag über zwei Milliarden Personen in Kontakt mit der Blockchain-Technologie. Es wäre ein Meilenstein.
Marcus ist der Blockchain-Mann
Was bei uns kaum einer weiss: Verantwortlich für diese neue Abteilung bei Facebook ist der Westschweizer David Marcus. Der 45-Jährige lebt zwar schon so lange in den USA, dass man ihm seine Herkunft nicht mehr anhört. Mit seiner Heimat fühlt er sich aber trotzdem noch eng verbunden: «David ist patriotischer als so mancher Amerikaner», erzählt eine seiner Mitarbeiterinnen BLICK. «Er zeigt uns immer mit vollem Stolz seinen Schweizer Pass.»
In der Tech-Branche ist Marcus nicht nur einer der wichtigsten Schweizer, sondern auch einer der reichsten: Das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» schätzt sein Vermögen auf 275 Millionen Dollar. Viel davon dürfte von seiner eigenen Firma stammen, die er 2011 an den Online-Bezahldienst PayPal verkauft hatte.
Drei Jahre später wechselte er dann zu Facebook, wo er für den Messenger verantwortlich war und direkt an Mark Zuckerberg (34) rapportierte. Jetzt soll er dem Facebook-Gründer helfen, das Unternehmen ins Blockchain-Zeitalter zu führen.
«FaceBuck» von Facebook
An was Marcus und sein Team arbeiten, das ist eines der bestgehüteten Geheimnisse der Blockchain-Welt. Die PR-Abteilung von Facebook wollte den Schweizer nicht mit BLICK sprechen lassen. Und im Silicon Valley wissen selbst renommierte Investoren nicht, was das Unternehmen im Schilde führt.
Trotzdem gibt es Vermutungen: Viele glauben, dass Facebook eine eigene Kryptowährung entwickelt – den FaceBuck oder den FaceCoin. Damit könnte man seinen Freunden ähnlich wie bei Apple Pay oder Twint bequem Geld überweisen, jedoch ohne dass eine Bank involviert wäre.
Gleichzeitig könnte man die Währung auch nutzen, um auf Facebook einzukaufen – und das ohne Kreditkartengebühren. David Marcus kennt sich mit Online-Zahlungen bestens aus und wäre deshalb der ideale Mann, um ein solches Produkt zu entwickeln.
Macht über Daten zurückgewinnen
Für Facebook könnte die Blockchain zudem eine Möglichkeit sein, das Vertrauen seiner Nutzer zurückzugewinnen. Momentan liegen all unsere Daten auf den Servern der Firma. Wir wissen nicht, wofür Facebook diese Informationen genau nutzt und ob es nicht vielleicht doch irgendwo ein Datenleck gibt.
In der Vergangenheit kam das mehrmals vor. Würde das Unternehmen die Daten stattdessen in einer Blockchain speichern, könnten wir selber entscheiden, wer Zugriff auf unsere privaten Infos hat und wer nicht. Weil alle Informationen verschlüsselt sind, könnte Zuckerberg nicht mehr mitlesen.
Diverse Start-ups arbeiten an genau solchen Facebook-Alternativen. Wenn das Unternehmen darauf nicht reagiert, könnte es sein, dass die Nutzer bald ihr soziales Netzwerk wechseln.
Die Konkurrenz schläft nicht
Von den grossen Tech-Konzernen ist Facebook natürlich nicht die einzige Firma, die sich mit der Blockchain beschäftigt.
Microsoft, Samsung und auch Apple experimentieren mit der neuen Technologie. Telegram, ein direkter Konkurrent von Messenger und Whatsapp (beide gehören Facebook), hat sogar von Investoren Geld gesammelt, um ein Blockchain-Produkt zu entwickeln.
Insgesamt kamen so über 1,7 Milliarden Dollar zusammen. Es gilt ganz genau zu beobachten, wie Facebook und vor allem der Schweizer David Marcus auf diese Entwicklung reagieren.
Lesen Sie morgen: Wie Blockchain-Nerds die Finanzinstitute überflüssig machen wollen. Und: Was Swisscom und die Post mit der neuen Technologie aushecken.