In Abu Dhabi geht es um die Details, etwa beim Zucker. «Der ist hier etwas anders als in Europa. Ich muss das wissen, wenn ich zum Beispiel Crêpes Suzette am Tisch zubereite», sagt Restaurationsfachfrau Tatjana Caviezel (21) aus Uetliburg SG. «Er stammt halt aus dem Zuckerrohr, nicht aus der Rübe. Wichtig ist also, dass ich das beim Dosieren weiss. Und es übe», ergänzt Köchin Evelyne Tanner (20) aus Neukirch TG.
Eine Prise Zucker ist für die beiden ein Wissensvorsprung. Caviezel und Tanner sind Schweizer Meisterinnen in ihren beiden Gastronomieberufen und werden das Land im Oktober an den WorldSkills in Abu Dhabi vertreten. Deshalb flogen sie im Frühling für fünf Wochen ins Emirat in ein Stage. Zum Vorbereiten und Akklimatisieren, zum Wissen sammeln, Wettkampf- und Wüstenluft schnuppern. Nicht in irgendeinem Hotel, sondern im Luxus-Haus Jumeirah at Etihad Towers.
«Ich habe mir Abu Dhabi ganz anders vorgestellt», erzählt Restaurationsfachfrau Caviezel. In fünf der insgesamt elf Restaurants des Hotels waren die Schweizerinnen tätig. Was Caviezel besonders auffiel: «Dort arbeiteten kaum Einheimische.» Dafür Personal aus aller Welt. Für Köchin Tanner waren die Einblicke vor Ort wichtig: «Wir waren auf dem Wettkampfgelände, wissen, wie es aussieht, das vermindert schon mal die Nervosität.»
Das duale Berufsbildungssystem in unserem Land ist einzigartig. Junge Schweizer Berufsleute stellen das an Meisterschaften immer wieder unter Beweis. Elf Goldmedaillen holte das SwissSkills-Team, das im Oktober 2017 in Abu Dhabi an der Berufs-WM antrat. Der nächste Grossanlass steht im September 2018 auf dem Programm: die SwissSkills 2018 in Bern, bei welchen in 75 Berufen Schweizer Meisterschaften durchgeführt werden.
Das duale Berufsbildungssystem in unserem Land ist einzigartig. Junge Schweizer Berufsleute stellen das an Meisterschaften immer wieder unter Beweis. Elf Goldmedaillen holte das SwissSkills-Team, das im Oktober 2017 in Abu Dhabi an der Berufs-WM antrat. Der nächste Grossanlass steht im September 2018 auf dem Programm: die SwissSkills 2018 in Bern, bei welchen in 75 Berufen Schweizer Meisterschaften durchgeführt werden.
«Achtung, Schuhe ausleeren»
Natürlich gab es auch den einen oder anderen touristischen Ausflug. Zum Beispiel zur Wüsten-Safari mit Kamelreiten. Logisch, schliesslich ist Reiten das grosse Hobby von Köchin Tanner. Das Fazit der beiden auf ihrem Blog: «Nach diesem Ausflug lohnt es sich, die Schuhe vor der Wohnung auszuleeren.»
Ihre Vorbereitungs-Tour haben die beiden bereits fortgesetzt, diesmal getrennt voneinander. Derzeit bedient Caviezel im Fünfsterne-Hotel Castello del Sole in Ascona TI die Gäste, Tanner kocht im Restaurant Ask, einem der besten in Finnlands Hauptstadt Helsinki. Wer an die WM will, muss parat sein.
«Niveau bei uns ist hoch»
Es ist eine aufregende Zeit für zwei Frauen Anfang zwanzig – auf einen Schlag aus ihrem Lehralltag in die Welt des «beruflichen Wettkampfsports» katapultiert. Caviezel arbeitet eigentlich in der Lintharena in Näfels GL. Und sie glaubt, dass ihre berufliche Zukunft eher in der Schweiz liegt: «Das Niveau in der Gastronomie bei uns ist einfach hoch.» Tanner, die quasi vor der Haustür im Landgasthof Seelust in Egnach TG ausgebildet wurde, will sich noch nicht festlegen, wie sie sich ihre Karriere vorstellt. «Ich bin jung, das hat Zeit», lacht sie.
Denn vorderhand zählen für beide eh die WorldSkills. Was dort genau auf unsere Gastro-Frauen zukommt, wissen sie nicht. Caviezel kennt beispielsweise die vier Disziplinen: drei Services (gehoben, schnell und Bankett) und ein Durchgang an der Bar. Dort muss sie vielleicht Cocktails oder Kaffees zubereiten oder Spirituosen durch Riechen erkennen. Tönt fast nach einer lustigen Aufgabe, bei der es aber um Gold geht. (tri)