Schweizer Firmen machen Faust im Sack
Die Schweiz kuscht vor Apple

Apple Pay kann in der Schweiz von einer voll ausgebauten NFC-Infrastruktur profitieren. Umgekehrt darf die Konkurrenz NFC auf dem iPhone nicht nutzen. Die Weko kennt das Problem, interveniert aber nicht.
Publiziert: 03.07.2016 um 22:11 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 00:09 Uhr
Seit Februar läuft Apple Pay in China. Bald kommt es auch in die Schweiz – der genaue Start ist noch offen.
Foto: DAMIR SAGOLJ
Moritz Kaufmann

Schweizer Geldinstitute zittern. Apple Pay steht kurz vor dem Markteintritt in die Schweiz. Das Bezahlsystem des kalifornischen IT-Riesen soll das Portemonnaie gänzlich überflüssig machen. Bezahlen soll man in Zukunft mit dem iPhone. Die Rahmenbedingungen stimmen. Apple trifft in der Schweiz auf eine voll ausgebaute Infrastruktur.

Das dem so ist, verdankt Apple vor allem der Firma Six. Die Betreiberin der Schweizer Börse hat bei den Schweizer Bezahlterminals ­einen Marktanteil von 60 Prozent. Diese Terminals sind mit der sogenannten NFC-Technologie ausgerüstet. Auf diese Funktechnologie setzt auch Apple. Zum Bezahlen hält man das iPhone an das Gerät, das man von der EC- oder der Kreditkarte kennt. Das Geld ist innert Sekundenbruchteilen überwiesen.

Apple reserviert NFC für sich

Das Problem: Apple reserviert die NFC-Technologie auf den ­iPhones für sich. Six hat mit Paymit – sie fusionierte kürzlich mit der Konkurrenz-App Twint – selbst eine Bezahl-App am Start. Und würde NFC auf dem iPhone gerne nutzen. Nun muss man auf umständliche Technologien wie QR-Codes oder Bluetooth zurückgreifen – ein herber Wettbewerbsnachteil gegenüber Apple.

Bei Six ärgert man sich grün und blau. Apple profitiert von der Six-Infrastruktur, sperrt den Konkurrenten aber aus. «Es ist natürlich schade, dass wir NFC auf den iPhones nicht nutzen dürfen. Immerhin sind über 50Prozent ­aller Smartphones in der Schweiz iPhones», sagt Six-Sprecher Jürg Schneider auf Anfrage.

Erdrückende Dominanz

Hinter vorgehaltener Hand hofft Six, dass die Wettbewerbskommission (Weko) einschreitet – und Apple zur Freigabe von NFC zwingt. Weko-Vizedirektor Olivier Schaller (50) sagt gegenüber SonntagsBlick: «Wir haben von dieser Problematik gehört.» Er stellt aber klar: «Eine Untersuchung, ohne dass sich jemand über eine Behinderung beschwert, werden wir nicht eröffnen.»

Vor eine Beschwerde gegen Ap­ple schreckt Six bisher zurück. Und auch technologisch will man sich gegen Apple nicht zur Wehr setzen. Denn Six hätte wohl die Möglichkeit, iPhone-Zahlungen auf seinen Bezahlportalen zu blockieren. Doch das wäre nichts anderes als ein direkter Angriff auf einen der mächtigsten Technologiekonzerne der Welt. «Unser Interesse ist, dass die Geschäfte möglichst viele Zahlungsarten akzeptieren können», begründet Six-Sprecher Schneider die zaudernde Haltung. Er bemerkt allerdings: «Wir halten uns alle Möglichkeiten offen.»

Bezwingt Apple Pay Paymit und Twint?

Warum nur kuscht die Schweiz vor Apple? «Apple hat in der Vergangenheit schon anderen Industrien gezeigt, wie dominant sich der Konzern in kurzer Zeit etablieren kann und das lässt sich auch auf andere Bereiche übertragen», sagt Fintech-Experte Marc P. Bernegger (37). Er ist aber skeptisch, ob das auch mit Apple Pay in der Schweiz gelingt. «Ich sehe derzeit nicht wirklich einen Mehrwert gegenüber Paymit und Twint.»

Apple wollte sich auf Anfrage nicht äussern.

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