Schweizer entwickeln Wasserstoff in Kartuschen
Sind Tankstellen bald Geschichte?

Eine Schweizer Firma stellt heute ihre Lösung zur Reduktion des CO2-Ausstosses im Verkehr vor: Wasserstoff in Kartuschen. Sie sollen fossile Brennstoffe und somit auch Tankstellen irgendwann überflüssig machen.
Publiziert: 08.12.2015 um 17:09 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:38 Uhr
Von Onur Ogul

Geht es nach der Genfer Firma Aaqius, dann gehören Tankstellen, wie wir sie heute kennen, der Vergangenheit an. Aaqius entwickelte dazu Kartuschen, die mit Wasserstoff gefüllt sind und in Fahrzeuge eingesetzt werden können.

Heute hat die Firma am Weltklimagipfel in Paris einen Motorroller und einen Hybrid-Sportwagen vorgestellt, die mithilfe von solchen Dosen fahren.

Verkaufsautomaten und Heimlieferservice

Das eigentlich Revolutionäre der Idee Namens «STOR-H» ist nicht der saubere Energie-Verbrauch, sondern der Vertrieb der Dosen. Heute müssen Autos an Tankstellen Schlange stehen.

Sie sind abhängig von einzelnen Standorten, an denen sie ihr Benzin kriegen. Für die Wasserstoff-Dosen soll es hingegen überall Verkaufsautomaten sowie einen Heimlieferservice geben.

Lancierung 2017

«Wir sind dafür im Gespräch mit möglichen Partnern», sagt Jean-Baptiste Dementhon (49), Vizepräsident von Aaqius. Sie zu nennen, dafür sei es noch zu früh. Doch sie befänden sich nicht in der Schweiz, so viel verrät er bereits.

Es seien aber nach wie vor alle Interessierten eingeladen, am Projekt mit zu wirken, so Dementhon. «Ich bin zuversichtlich, dass wir STOR-H im Jahr 2017 weltweit lancieren werden.»

Wasserstoff nicht immer lohnenswert

Ein Schritt in die richtige Richtung ist die Idee für Thomas Sauter-Servaes, Leiter des ZHAW-Studiengangs Verkehrssysteme: «Wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, müssen wir auf fossile Brennstoffe verzichten.»

Wasserstoff sei aber nicht in jedem Fall lohnenswert, so der Forscher. «Das Ganze macht nur Sinn, wenn Wasserstoff zu Zeiten von Stromüberschuss aus der Windkraft oder Fotovoltaik produziert wird.»

Tankstellen mit breiterem Serviceangebot

Grundsätzlich seien batteriebetriebene Systeme im Vorteil, weil die Wasserstoffproduktion die Energieeffizienz stark reduziere. Trotzdem glaubt der Forscher, dass Tankstellen nicht so schnell von der Bildfläche verschwinden werden.

«Sie werden zukünftig wohl einfach anders aussehen, weil sich ihr Serviceangebot verbreitern wird. Vielleicht vertreiben sie Wasserstoff und bieten Schnellladestationen für Elektrofahrzeuge an statt Benzin zu verkaufen.»

Subventionen für fossile Brennstoffe als Hürde

Sauter-Servaes wagt heute keine Prognose, welche Alternative zum Benzin sich durchsetzen wird. «Massgeblich ist, ob die Alternativen im Wettbewerb bestehen können. Solange fossile Brennstoffe weiterhin so stark subventioniert werden wie heute, sehe ich dafür jedoch schwarz.»

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