Schweizer Banken läuft das Wasser im Mund zusammen
Dieses Jahr rollt der Rubel

Die Schweizer Banken zeigen sich so zuversichtlich wie schon lange nicht mehr. So geht die Mehrheit für das laufende Geschäftsjahr von steigenden Gewinnen aus. Mittel- und langfristig sehen sie sich aber stark durch die Digitalisierung herausgefordert.
Publiziert: 11.01.2018 um 14:05 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 02:15 Uhr
Die Schweizer freuen sich auf ein starkes 2018.
Foto: GABRIELE PUTZU

In der Schweizer Finanzbranche herrscht Zuversicht. In einer heute Donnerstag veröffentlichten Studie des Beratungsunternehmens EY gaben 82 Prozent der insgesamt 100 befragten Banken an, dass sie im laufenden Geschäftsjahr ein besseres Ergebnis erwarten als im abgelaufenen bereits erfolgreichen Jahr. In der letzten Umfrage betrug der Anteil der Optimisten lediglich 68 Prozent.

Die gehobene Stimmung zeigt sich auch darin, dass die Schweizer Banken den Fokus wieder verstärkt auf Wachstum legen. So ist der Anteil der Banken, die Innovation und Ertragswachstum die grösste Bedeutung zumessen, von 27 Prozent im Vorjahr auf 43 Prozent angestiegen. Die Themen Kostensenkung und Effizienzsteigerung dagegen sind in Erwartung sprudelnder Gewinne wieder etwas in den Hintergrund gerückt und besetzen nicht mehr den Spitzenplatz.

Widersprüchlichkeiten

Das gute Wetter hat auch dazu geführt, dass die Branche die absehbaren Veränderungen als weniger gravierend einschätzen als noch vor einem Jahr. So ist der Anteil der Banken, die von einem fundamentalen Strukturwandel in der Brachen ausgehen, von 87 Prozent auf 73 Prozent gesunken. Gleichzeitig und im Widerspruch dazu machen immer mehr Banken für sie negative oder sogar bedrohliche Entwicklungen aus.

So gehen rekordhohe 89 Prozent der befragten Banken von einem weiteren Bankensterben aus. Immer mehr Finanzinstitute sehen sich auch durch branchenfremde Konkurrenten bedroht. Ebenfalls zunehmenden Druck zeigen die Fragen nach der Kundenloyalität und der Preise an. Bei beiden Kriterien ist der Anteil der Banken angestiegen, die von einer negativen Entwicklung ausgehen.

Als eigentlicher Treiber der Entwicklung machen dabei die Banken wenig überraschend die Digitalisierung aus. Erstaunlich ist jedoch laut EY-Bankenspezialist Olaf Toepfer, dass sich der Anteil der Banken, die mit der Digitalisierung einen fundamentalen Wandel des Bankgeschäfts erwarten, innerhalb eines Jahres auf 52 Prozent verdoppelt hat.

Kundenzentrierung wichtig

«Die Banken haben erst jetzt das volle Ausmass der Folgen der Digitalisierung erkannt», sagte er an einer Medienkonferenz heute Donnerstag in Zürich. Töpfer stellt gleichzeitig auch eine grosse Unsicherheit über die Folgen dieses Wandels fest.

So gaben vor einem Jahr noch 62 Prozent der Banken an, dass sie in der Anlageberatung und in der Vermögensverwaltung den stärksten Strukturwandel erwarten. In der aktuellen Umfrage dagegen schwingt der Zahlungsverkehr mit einem Anteil von 55 Prozent oben aus. Laut Toepfer widerspiegelt sich darin, dass 2017 im Zahlungsverkehr mit Apple Pay, Twint und den anderen neuen Bezahlmöglichkeiten eine rasante Entwicklung stattgefunden hat.

Etwas in den Hintergrund gerückt dagegen ist der Veränderungsdruck in der Anlageberatung und in der Vermögensverwaltung. Töpfer zeigt sich überzeugt, dass sich das wieder ändern wird. «Die wichtigste Frage für die Banken ist, wie sie ihr bisher produktzentriertes Geschäftsmodell in ein kundenzentriertes umgestalten können«, sagte er.

«Weitere Investitionen in Systeme»

Toepfer spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Machtverschiebung zu den Kunden, die das Bankgeschäft fundamental verwandeln werde. Gleichzeitig macht das Beratungsunternehmen bei den Banken auch beim Thema IT-Infrastruktur ein fehlendes Problembewusstsein aus.

So haben 67 Prozent der Banken in der Befragung angegeben, dass sie ihre IT-Infrastruktur für gut gerüstet für die Zukunft halten. «Das überrascht», sagte dazu EY-Partner Patrick Schwaller. Denn der schnelle technologische Fortschritt bedeute, dass sich auch die IT- Infrastruktur rasant verändern werde. «Das wird weitere Investitionen in die Systeme erfordern.» (SDA)

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