Die Fluggesellschaft Germania hat Insolvenz angemeldet. Der Flugverkehr wurde bereits in der Nacht auf Dienstag eingestellt, wie das Unternehmen mitteilt. Nicht betroffen von diesem Schritt ist der Schweizer Ableger Germania Flug AG. Auch die zum Konzern gehörende Bulgarian Eagle sei nicht betroffen.
Karsten Balke, CEO der Germania Fluggesellschaft GmbH, sagt zum Ende des Billig-Fliegers: «Leider ist es uns schlussendlich nicht gelungen, unsere Finanzierungsbemühungen zur Deckung eines kurzzeitigen Liquiditätsbedarfs erfolgreich zum Abschluss zu bringen. Wir bedauern sehr, dass uns als Konsequenz daraus keine andere Möglichkeit als die der Insolvenzantragstellung blieb.»
Die Geldprobleme bei Germania entstanden laut Balkes Aussage aufgrund von «unvorhersehbaren Ereignissen» wie einer massiven Kerosinpreissteigerung über den Sommer des vergangenen Jahres. Auch «erhebliche Verzögerungen bei der Einflottung von Fluggeräten» sowie eine «aussergewöhnlich hohe Anzahl technischer Serviceleistungen an der Flotte des Unternehmen» sollen zur Insolvenz geführt haben.
Wer direkt bei Germania buchte, hat Pech
Besonders bedauere er «die Auswirkungen auf die Mitarbeiter, die stets ihr Bestes gegeben haben». Die Angestellten seien informiert worden.
Balke bittet alle Fluggäste, die «ihren Germania-Flug nicht wie geplant antreten können, um Entschuldigung». Passagiere, die ihren Germania-Flug im Rahmen einer Pauschalreise gebucht haben, sollen sich laut Mitteilung direkt an ihren Reiseveranstalter wenden, um eine Ersatzbeförderung zu erhalten. Wer sein Flugticket direkt bei Germania gekauft hat, habe darauf aber keinen Anspruch.
In der Schweiz wurden die Löhne bezahlt
Anfang Januar waren finanzielle Engpässe bei Germania bekanntgeworden. Das Unternehmen hatte erklärt, mehrere Optionen einer Finanzierung zu prüfen, um einen kurzfristigen Liquiditätsbedarf zu sichern. Am 19. Januar teilte die Fluggesellschaft mit, man habe eine wichtige Zusage für mehr als die angestrebten 15 Millionen Euro erhalten. «Die entsprechenden Mittel sollen uns in der nächsten Woche zufliessen«, sagte Balke damals. Damit sei die mittel- und langfristige Perspektive der Germania als unabhängige mittelständische Fluggesellschaft gesichert, hiess es.
Ende letzter Woche betätigte Germania dann allerdings Medienberichte, wonach sich die Auszahlung von Gehältern in Deutschland verzögere. Die Schweizer Germania hatte dagegen erklärt, die Löhne in der Schweiz vom Januar seien ordnungsgemäss ausgezahlt worden.
Springt Investorengruppe ein?
Die «Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung» berichtete unter Verweis auf eigene Informationen, dass eine Gruppe unter der Koordination von ehemaligen Airline-Managern helfen wolle und kurzfristig einen zweistelligen Millionenbetrag bereitgestellt werden solle. Zu der Gruppe solle auch der frühere Air-Berlin-Chef Joachim Hunold gehören. Germania wollte zu dem Bericht keine Stellung nehmen. In der Nacht folgte dann die Mitteilung, dass vor dem Amtsgericht Berlin-Charlottenburg Insolvenz für die genannten Firmen beantragt worden sei.
Die 1986 gegründete Airline hatte zuletzt insgesamt 37 Flugzeuge im Einsatz. Damit flog sie nach eigenen Angaben zuletzt mehr als vier Millionen Passagiere jährlich. Von 18 Abflughäfen aus bot Germania Verbindungen zu mehr als 60 Zielen innerhalb Europas, nach Nordafrika sowie in den Nahen und Mittleren Osten an. Im vergangenen Jahr schrieb die Firma mit dem grün-weissen Logo ihrem Chef Balke zufolge rote Zahlen. (zas/vof/SDA)