Weniger als zehn Kilometer Pisten zum Skifahren sind in Belgien erfasst. Rund 20 Lifte befördern die Einheimischen auf maximal 650 Meter Höhe. Dafür haben Schweizer nur ein müdes Lächeln übrig.
Doch Skifahren geht in Belgien auch ohne Drei- und Viertausender. Das Königreich mit seinen etwas mehr als 11 Millionen Einwohnern zählt mehrere Indoor-Skihallen. Die erste weltweit wurde dort bereits 1988 eröffnet.
Die jüngste heisst «Aspen», sie liegt am Stadtrand von Antwerpen und ist knapp 50 Meter hoch. BLICK liegt exklusives Bildmaterial von der Eröffnung am Wochenende vor. Hier fällt auf: Die Indoor-Skihalle zeigt sich innen komplett im Walliser Look. Ein gigantisches Walliser Alpen-Panorama bedeckt die Wände der Anlage.
Auf den Bildern zu sehen sind auch Schweizer Skilehrer, die eigens für Showeinlagen zur Eröffnung eingeflogen wurden. Was das alles soll?
«Zur Reise in echten Schweizer Winter locken»
Dahinter steckt die Vermarktungsorganisation Schweiz Tourismus (ST), wie deren Projektleiter André Aschwanden bestätigt. «Zusammen mit unserem Partner Wallis Promotion wollen wir die Belgier beim ‹künstlichen› Skifahren zu einer Reise in den echten Schweizer Winter locken.»
Bekannt ist: Der belgische König Philippe, zuletzt in diesem Juni auf offiziellem Staatsbesuch in Bern, liebt das Skifahren in der Schweiz. Der Familienvater (vier Kinder) verbringt regelmässig Ferien im Walliser Skiort Verbier. Aber reicht dieser Bezug zur Schweiz?
«Die Begeisterung des Königs als Stammgast in Verbier zeigt die Beliebtheit und Relevanz des Wallis als Wintersportdestination in Belgien», sagt Aschwanden.
Es gibt noch weitere Gründe, warum die Schweiz-Vermarkter um die Gunst der Belgier buhlen. Und die liefert die Statistik vom Bund: In der letzten Wintersaison 2016/17 generierten die belgischen Gäste ein Plus von 35'000 Logiernächten (+13,7 Prozent).
Treue der Belgier seit dem 1. Weltkrieg
Bei anderen wichtigen europäischen Gästegruppen wie Italien, Deutschland, Grossbritannien und Frankreich stand zum Teil sogar ein dickes Minus. Im ganzen 2016 verbuchte das Wallis mit über 133'000 die meisten «belgischen» Hotelnächte in der Schweiz. Tendenz stark steigend.
Sind die Belgier erst einmal bei uns, bleiben sie im Ländervergleich auch noch überdurchschnittlich lange.
Aschwanden erklärt den Winter-Schweiz-Boom bei den Belgiern mit «viel Nostalgie». Der historische Zusammenhang: Nach dem 1. Weltkrieg hat die Krankenkasse «Intersoc» begonnen, Kinder in die Ferien in die Schweiz zu schicken. «Diese Aktionen existieren bis heute», sagt Aschwanden.
Und die Hotels, in denen die Kinder übernachten, befinden sich meist im Wallis (Zinal, Fiesch, St-Luc, Anzère). «Diese ‹classes de neige› werden in vielen belgischen Schulen durchgeführt», sagt Aschwanden weiter. So habe fast die Hälfte der Belgierinnen und Belgier in der Schweiz Skifahren gelernt.
Einmal Wallis und immer wieder zurück
Die Tourismus-Vermarkter folgern: «Wer als Kind in die Schweizer Berge fährt, kommt auch künftig immer wieder zurück.» Darum die Werbung in der neuen Skihalle. Zu den Kosten dafür will ST nichts sagen.
Das Timing für die Bewerbung der Schweiz ist jedenfalls gut. Ende letzter Woche wurde bekannt: Ab 22. Januar bindet die belgische Linie VLM Airlines neben London auch Antwerpen mit Direktflügen an Zürich.
Der Schweizer Winter rückt also näher zu den belgischen Gästen. «Und bis dahin fahren sie schon mal in der Halle Ski mit Walliser Panorama», sagt Touristiker Aschwanden.