Zürich HB. Perron zum Gleis 33. Vor vier Minuten ist der Intercity nach St. Gallen eingefahren. Es ist warm und windstill. Dutzende Leute laufen im Untergrund den Bombardier-Zug FV Dosto entlang zum 2.-Klasse-Waggon – und rümpfen die Nase. Es stinkt. Nach warmen Fäkalien und faulen Eiern. Die Übeltäter: die WCs im SBB-Zug.
Was ist das Problem bei den Problemzügen? Die Plumpsklos sind es nicht. Solche sind seit Jahren verboten. In alten Zügen wurden sie schrittweise durch moderne Toilettenanlagen ersetzt. Da wird das Abwasser in Tanks aufgefangen, feste Bestandteile von flüssigen getrennt, die Feststoffe gesammelt und wenn nötig abgesaugt.
Problem noch nicht endgültig behoben
Die flüssigen Teile werden während der Fahrt abgelassen, nachdem sie in einem Bioreaktor biologisch gereinigt und erhitzt worden sind. Und genau da liegt das Stink-Problem: Die Bakterien, die das Abwasser säubern, laufen aktuell am Anschlag. Sie bräuchten derzeit etwas Unterstützung, «weil nach vielen Monaten schwacher Belegung die Passagierzahlen wieder steigen», schreiben die SBB auf Anfrage von Blick.
Heisst im Klartext: Die Bioreaktoren in den neu angelieferten Bombardier-Zügen kommen mit dem höheren Aufkommen auf dem stillen Örtchen nicht mehr nach. «Die SBB-Mitarbeitenden sind dran, den überlasteten Bakterien viele frische hinzuzufügen», heisst es bei den Bundesbahnen. Es brauche allerdings noch ein wenig Geduld. An den Bahnhöfen wird es zwar auch in Zukunft nicht nach Rosenwasser riechen. Aber fäkalienduftfreie Luft ist ja schon mal ein Anfang.