Der Ausstand der Lokführergewerkschaft GDL führte zu grossen Behinderungen im Personen- und Güterverkehr. Nach Angaben der Deutschen Bahn (DB) lagen die Schwerpunkte der mittlerweile siebten Arbeitsniederlegung der GDL binnen eines Jahres im Grossraum Berlin, Frankfurt am Main und Mannheim. Laut GDL beteiligten sich 3000 Lokführer und Zugbegleiter am Ausstand.
Die DB gab einen Ersatzfahrplan aus. Danach sollte etwa ein Drittel der sonst üblichen 805 Züge im Fernverkehr fahren. Im Regionalverkehr waren nach Angaben des Staatskonzerns bis zu 60 Prozent der regulären Züge im Einsatz. Im Güterverkehr sollten mindestens die Hälfte der Züge fahren.
Hunderttausende Pendler und Reisende mussten längere Fahrzeiten in Kauf nehmen oder auf andere Verkehrsmittel ausweichen. In Berlin, wo die S-Bahn nur stark eingeschränkt fuhr, drängten sich die Passagiere in überfüllte U-Bahnen und Busse. Autofahrer standen im Stau.
Nach Angaben der SBB ist aufgrund des Streiks der Bahnverkehr nach Deutschland nur eingeschränkt möglich. Es muss mit Verspätungen und Zugausfällen gerechnet werden. Namentlich die Züge von Zürich nach München fallen zwischen Bregenz und München aus, ebenso die Züge von Basel SBB nach Freiburg im Breisgau und Offenburg.
Planmässig verkehren hingegen nach SBB-Angaben die IC-Busse Zürich Sihlquai nach München. Ebenso fahren die S-Bahnzüge S5 von Weil am Rhein nach Steinen, von Basel SBB nach Zell (Wiesental) und von Konstanz nach Engen.
Ausserdem verkehren auch die S-Bahnzüge S27 von Baden nach Waldshut, die S41 von Winterthur nach Waldshut, die S22 von Bülach nach Singen, die S16 von Herrliberg nach Feldmeilen und Thayngen sowie die R-Turbo von Schaffhausen nach Erzingen und von Weinfelden nach Konstanz.
Die Züge ab Deutschland in die Schweiz oder weiter fahren ab den Schweizer Grenzbahnhöfen. Nach Angaben eines SBB-Sprechers können Reisende, die ihre Bahnfahrt nach Deutschland absagen müssen, und ihr Ticket im SBB-Reisebüro gekauft haben, dieses zurückgeben.
Der Arbeitskampf im Personenverkehr begann am Mittwoch um 02.00 Uhr. Der Ausstand im Güterverkehr hatte am Dienstag um 15.00 Uhr begonnen und soll dort bis Freitag um 09.00 Uhr dauern. Der Personenverkehr soll bis Donnerstag um 21.00 Uhr bestreikt werden.
Bahn und Gewerkschaft wiesen sich erneut gegenseitig die Schuld für den Arbeitskampf zu. Die konkurrierende Gewerkschaft EVG drohte unterdessen mit einem eigenen Streik.
Hauptstreitpunkt in dem monatelangen Konflikt ist die Forderung der GDL, nicht nur für die Lokführer, sondern auch für Zugbegleiter und Rangierführer eigene Tarifverträge abschliessen zu dürfen. Dies strebt aber auch die grössere, konkurrierende EVG an. Die DB wiederum will unterschiedliche Abschlüsse für dieselbe Berufsgruppe vermeiden.
Angesichts des Bahnstreiks freuen sich die Busunternehmen. Laut Jörn Rossberg, Sprecher von meinfernbus.de, ist die Nachfrage seit Ankündigung des Streiks am Montag sprunghaft angestiegen. Man registriere «eine erfreuliche Zunahme» von Buchungen.
Registriert wurden etwa doppelt so viele Zugriffe auf die Buchungsseiten, wie in den Vorwochen. Und die Zahl der Bestellungen habe um rund 70 Prozent zugenommen. Viele Verbindungen zwischen Schweizer und Deutschen Destinationen seien sehr gut besetzt oder ausgebucht. Man habe Zusatzbusse in Bereitschaft, noch seien aber keine zusätzlichen Wagen im Einsatz.