Schnapsbrennerei Matter-Luginbühl
«Manson, wir und die Grüne Fee»

Die Brennerei Matter-Luginbühl aus dem Kanton Bern stellt den Absinthe von Schockrocker Marilyn Manson her.
Publiziert: 17.08.2014 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 16:49 Uhr
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Oliver und Nicole Matter vor dem Brennofen.
Foto: PHILIPPE ROSSIER
Von Claudia Stahel (Text) und Philippe Rossier (Foto)

Nicole Matter (45) erinnert sich noch genau an das Konzert von Marilyn Manson (45) im Zürcher Hallenstadion. «Das sind die Mischer meines grünen Gifts.» Mit diesen Worten habe der Schockrocker sie und ihren Mann Oliver (44) hinter der Bühne der Band vorgestellt. Das war vor sieben Jahren. Noch heute sind die Matters mit Manson in Kontakt.

Marilyn Manson, glühender Absinthe-Verehrer, hatte unbedingt eine eigene Marke des Kultschnapses gewollt. Ein deutscher Spirituosenhändler stellte den Kontakt her.

Als am 1. März 2005 das Absinthe-Verbot in der Schweiz fiel, füllte Oliver noch am selben Tag die erste Flasche in seiner Brennerei in Kallnach BE ab. «Dabei wollte ich selbst nie Absinthe brennen. Aber meine Mutter und meine Frau lagen mir ständig in den Ohren.»

Oliver führt die Firma Matter-Luginbühl in vierter Generation. Beim Stöbern in alten Unterlagen fiel ihm eine Originalrezeptur in die Hände: «Mein Urgrossvater war Hobby-Viehzüchter. Ein Bauer aus dem Val de Travers konnte einen Betrag nicht vollständig bezahlen und gab ihm zusätzlich das Absinthe-Rezept.» Auf dieser Basis kreierten Manson und Matter den Mansinthe – ein Gebräu mit sagenhaften 66,6 Volumenprozent. Der Sänger malte das Etikett selbst. Es zeigt ihn als Greis mit grünem Schädel, der tief ins Glas blickt. 49 Franken kostet eine Flasche. Matter-Luginbühl hat zehn Absinthe-Sorten im Angebot. Der Grossteil geht ins Ausland.

Auch dank dem Verkaufsschlager Mansinthe ist die Destillerie mittlerweile der grösste Absinthe-Exporteur der Schweiz. Auf Initiative ihrer Konkurrenten wäre damit jetzt beinahe Schluss gewesen, doch die Kallnacher wussten den Angriff zu verhindern.

Die Destillerien aus dem Val de Travers hatten nach dem Absinthe-Monopol gegriffen. Sie wollten die Einzigen sein, die den Kräutertrank produzieren dürfen.

Letzte Woche errangen Nicole und Oliver mit elf weiteren Beschwerdeführern vor dem Bundesverwaltungsgericht einen Teilsieg: Die Bezeichnungen «Absinthe», «Fée verte» und «La Bleue» dürfen weiterhin ausserhalb des Val de Travers verwendet werden. Die Neuenburger können den Entscheid ans Bundesgericht weiterziehen.

Gesichert ist einstweilen die Nachfolge im Hause Matter. Nicole: «Unsere Kinder Max (8) und Hannah (10) wollen auch Schnapsbrenner werden. Das schreiben sie als Berufswunsch in ihre Freundschaftsbücher.»

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