Schluss für Traditionsmesse
Genfer Autosalon ist definitiv am Ende

Der traditionsreiche Genfer Autosalon ist am Ende. Dies teilten die Organisatoren am Freitag mit. Die Automesse war 1905 ins Leben gerufen worden. Zuletzt hatte sie in diesem Frühjahr in einem kleineren Format stattgefunden. Und war nur noch ein Schatten ihrer selbst.
Publiziert: 31.05.2024 um 14:08 Uhr
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Aktualisiert: 01.06.2024 um 09:59 Uhr
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In guten Zeiten bestaunten Zehntausende die in Genf ausgestellten Besonderheiten.
Foto: keystone-sda.ch
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Dem Autosalon ist der Sprit ausgegangen. Die traditionsreiche Messe in der Genfer Palexpo findet künftig nicht mehr statt. Die Ausgabe 2024 war der letzte Autosalon. Schon damals zeigte sich, dass der Salon grosse Probleme hatte. Viele bedeutende Autobauer zeigten der Messe die kalte Schulter und glänzten mit Abwesenheit.

Mit einem neuen Konzept wollte die Messe wieder aufblühen. «Wir möchten mit einem frischen Ansatz auch jene Marken zurückholen, die in diesem Jahr noch nicht wieder dabei sind», sagte Alexandre de Senarclens (48), Präsident der Trägerstiftung des Genfer Automobilsalons, kurz vor der diesjährigen Autosalon-Austragung.

«Mangelndes Interesse der Hersteller»

Heute zeigt sich: Es waren vergebliche Bemühungen. Die Organisatoren ziehen einen Schlussstrich! Eine weitere Ausgabe werde es nicht mehr geben, schrieben sie in einer Mitteilung. Sie hätten festgestellt, dass die Automobilindustrie heute nicht mehr unbedingt eine solche Veranstaltung brauche.

«Die Anstrengungen und die Entschlossenheit, mit denen wir versucht haben, wieder zum Erfolg zurückzukehren, sollen durch diesen sehr bedauerlichen Entscheid nicht infrage gestellt werden», sagt de Senarclens heute. «Aber das mangelnde Interesse der Hersteller am Genfer Salon in einem schwierigen Umfeld, die Konkurrenz durch die Messen in Paris und München, die von den lokalen Konzernen bevorzugt werden, sowie die Investitionen, die notwendig sind, um den Salon am Leben zu erhalten, haben es unmöglich gemacht, die Veranstaltung fortzusetzen.»

Letztlich ist das Aus des Salons aber die Folge eines sich verändernden Kundenverhaltens. Ein neues Auto kauft man längst nicht mehr am Autosalon. Man konfiguriert sein Wunschgefährt heute zu Hause auf dem Sofa. Oder im Showroom eines Herstellers. Bilder und Videos schaut man sich auf dem Handy an. Die klassische Messe braucht es da nicht mehr.

«Haben schlechte Signale erhalten»

Als die Organisatoren die Hersteller angefragt hätten, die Ausgabe 2025 vorzubereiten, «hatten wir den Eindruck, uns gegen den Markt zu stellen», sagt Alexandre de Senarclens weiter.

Die Ausgabe 2024 des Salons sei eigentlich vielversprechend gewesen, sagt Generaldirektor Sandro Mesquita. Nach vier Jahren Abwesenheit aufgrund der Corona-Pandemie war es den Organisatoren gelungen, rund 30 Aussteller, 2000 Journalisten und zahlreiches Publikum zu versammeln.

Das Ziel für 2025 habe darin bestanden, die Grösse der Veranstaltung zu verdoppeln. Aber «die Signale, die wir erhalten haben, waren schlecht», sagt Mesquita.

Kurzes Comeback nach Corona

Der Autosalon fand in diesem Jahr unter dem Namen Geneva International Motor Show (GIMS) statt. Er feierte in Genf erstmals seit 2019 wieder ein Comeback – allerdings nur im Kleinformat. Er wurde von elf auf sieben Tage verkürzt. Die Organisatoren hofften dennoch auf rund 200'000 Besucherinnen und Besucher. Ein bescheidenes Ziel. Erreicht wurde es dennoch nicht. Zum Vergleich: Vor der Corona-Pandemie waren es noch mehr als 600'000 gewesen.

Der Autosalon fand jeweils Anfang März im Messekomplex Palexpo statt. Er galt lange Zeit als eine der weltweit wichtigsten Automobilfachmessen. Und war ein Fixpunkt im Kalender von Menschen mit Benzin im Blut.

Bundesrat Parmelin bedauert

Bundesrat Guy Parmelin (64) äusserte Bedauern über das Ende des Genfer Autosalons. «Die Entscheidung der Organisatoren, den Internationalen Automobil-Salon zu beenden, erfolgt in einem Umfeld, das weitaus turbulenter ist als in den erfolgreichen Jahren dieses Anlasses», sagt Parmelin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage.

«Ich bedaure dies für die Ausstrahlung von Genf und der Schweiz als Schaufenster für Innovation und Prestige in der Automobilindustrie», fuhr der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) fort. «Dieses Ende sollte vor allem als eine Gelegenheit betrachtet werden, diese Trümpfe anders einzusetzen, im Dienste der Mobilität von morgen, die unverzichtbar ist», fügte der Waadtländer hinzu.

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