Schlüsselhochzeit kostet 800 Jobs!
Sie haben die Kaba-Fusion eingefädelt

Die Börse reagiert mit einem Kurssprung auf die angekündigte Fusion der Schweizer Kaba mit de deutschen Dorma. Das Nachsehen haben die Angestellten. Rund 800 Stellen werden abgebaut.
Publiziert: 30.04.2015 um 21:16 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 22:29 Uhr
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Ulrich Bremi, ehemaliger Verwaltungsratsdelegierter der Kaba Holding AG
Foto: Keystone

Wie heisst die neue Firma?
Das fusionierte Unternehmen soll dorma+kaba heissen.

Wer sind die Köpfe hinter der Fusion?
Beide Firmen haben Familien als Grossaktionäre. Dorma ist nicht an der Börse und wird von der Familie Mankel/Brecht-Bergen kontrolliert. Bei Kaba haben die Erben von Leo Bodmer mit gut 14 Prozent am meisten Aktien. Ebenfalls ein gewichtiges Wort mitzureden hat das Zürcher FDP-Urgestein Ulrich Bremi (3,6 Prozent). Er war von 1962 bis 1992 bei der Kaba-Gruppe angestellt und von 1975 bis 1992 Delegierter des Verwaltungsrats. Er hatte 1962 eigentlich den Auftrag gefasst, das Unternehmen wegen Auftragseinbruchs zu liquidieren. Er wagte jedoch den Sprung ins Ausland und führte die Firma in eine goldene Zukunft.

Karina Dubs-Künzle (1 Prozent) ist die einzige des Bodmer-Clans, die noch Einsitz in den Verwaltungsrat der Kaba-Gruppe nimmt. Dies seit 2001.

Creed Künzle (3,3 Prozent) stammt aus der Familie Bodmer und ist der Vater von Karina Dubs-Künzle. Von 1978 bis 2001 präsidierte er den Verwaltungsrat von Kaba.

Die Bodmer-Erbin Karin Forrer-Baur (4 Prozent) sass von 1978 bis 1997 im Verwaltungsrat der Kaba-Gruppe.

Und Ulrich Graf ist seit 2006 Präsident des Verwaltungsrats der Kaba-Gruppe. Der löste 1989 Bremi als CEO ab und sitzt seither im Verwaltungsrat. Von 1990 bis 2006 war er Direktionspräsident.

Die Mankels sind eine traditionelle Unternehmerfamilie. Bereits die vierte Generation der Familie führt Dorma an.

Reden die beiden schon länger miteinander?
Ja, sagte Kaba-Verwaltungsratspräsident Ulrich Graf: «Ich kenne die Familie Mankel/Brecht-Bergen seit rund 30 Jahren.» Dorma sei ein langjähriger Wunschkandidat gewesen, doch in der Vergangenheit hätten beide Unternehmen Führungsansprüche gehabt. «Vor zwei Jahren haben wir begonnen zu sprechen und wir sind immer wieder zu dem Schluss gekommen, dass dies die beste Lösung ist.»

Wer hat das Sagen?
Die Schweizer. Sie stellen den CEO mit Riet Cadonau und den Verwaltungsrätspräsidenten mit Ulrich Graf.

Wie gross wird die neue Kaba?
Mit einem Marktanteil von rund 5,2 Prozent zur Nummer drei in der Sicherheitsindustrie aufsteigen. Das neue Unternehmen wird 16'000 Mitarbeiter beschäftigen, 2,2 Mrd. Umsatz erwirtschaften und in 50 Ländern präsent sein.

Wer sind die härtesten Konkurrenten?
Es sind dies schwedische schwedische Assa Abloy (43'000 Mitarbeiter) und die irische Allegion.

Passen die beiden wirklich gut zusammen?
Ja, Die Geschäfte beider Unternehmen ergänzen sich gut. 80 Prozent der Produkte sind komplementär. Dorma verkauft zum Beispiel automatische Türen, was Kaba nicht im Angebot hat. Umgekehrt produziert Kaba Zugangs, wie man sie aus den Eingangsbereichen von Unternehmen kennt, was Dorma nicht macht. Auch regional ergänzen sich beide Firmen gut; die Schweizer sind gut im amerikanischen Markt vertreten und verfügen über 34 Auslandsstandorte, die Deutschen im Raum Asien-Pazifik, sie sind in50 Ländern vertreten.

Wie reagierte die Börse?
Euphorisch. Bis 14 Uhr legten die Kaba-Aktien in regem Handel um 9,9 Prozent auf 621 Franken zu. Das Tageshoch war gar bei 670 Franken erreicht worden. Bis dato sind bereits etwas mehr als 56 000 Titel gehandelt. An einem durchschnittlichen Handelstag wechseln rund 11 000 Aktien die Hand. Vontobel-Analysten schätzen, die neue Gruppe werde schneller wachsen als es Kaba alleine gekonnt hätte. Zudem sei Dorma in den letzten 15 Jahren schneller gewachsen als Kaba. Auch andere Analysten nehmen den Fusionsschritt wohlwollend zur Kenntnis.

Was heisst es für die Angestellten?
Es werden Stellen gestrichen. Der Abbau wird in beiden Unternehmen 5 Prozent betragen. Das sind zusammen etwa 800 Mitarbeiter. Der Abbau soll in den nächsten vier Jahren erfolgen. Dabei rechnet Kaba damit, dass über die natürliche Fluktuation sowie das geplante Wachstum ein rechter Anteil aufgefangen werden kann. Entlassungen seien dennoch möglich. Wo die Stellen exakt abgebaut werden, kann noch nicht gesagt werden. (rsn/ogo)

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