Der Preis für echtes Vanille schiesst durch die Decke. Mit über 500 Franken pro Kilo ist das edle Gewürz fast so teuer wie Silber (589 Franken). Vor fünf Jahren kostete die Ware aus Madagaskar noch 15 Franken pro Kilo.
Kein Wunder, werden jetzt Joghurts, Crèmeschnitten und Glace teurer, wie Produzenten und Detailhändler gegenüber SonntagsBlick bestätigen.
Quersubvention durch andere Glacesorten
Bei Mövenpick müssen künftig sogar Liebhaber von Schokolade- und Erdbeerglace tiefer in die Tasche greifen: «Wir werden auf den 1. Mai die Preise für sämtliche Glacesorten um 2,5 Prozent anheben», sagt Andreas Rodel (43), Marketingverantwortlicher für Mövenpick-Glace, auf Anfrage.
Schuld sei der hohe Vanille-Preis, der von allen Sorten mitgetragen werden muss, damit am Schluss jede Kugel gleich viel kostet. «So können wir den höheren Vanillepreis immer noch nicht vollständig ausgleichen.» Und an der Rezeptur wolle man nicht herumschrauben. Wie stark die Preise am Glacestand letztlich aufschlagen, entscheiden jedoch die Verkäufer selbst.
Auch Coop und Migros müssen reagieren
Teurer werden Vanilleprodukte auch beim Detailhändler Coop: «Wir werden in den kommenden Wochen unter anderem die Preise von Vanilleglace und Vanillejoghurts erhöhen müssen», sagt Sprecher Ramón Gander. «Coop ist wie alle anderen Händler aufgrund der schlechten Ernte in Madagaskar mit Preiserhöhungen konfrontiert.»
Erzrivale Migros hat bereits reagiert. Ende März hob Migros den Preis für Vanillestängel von 4.50 auf 5.90 Franken an, der Glacetta-Vanille-Cake schlug um 60 Rappen auf und kostet neu 4.80 Franken und ein Kübel Biovanilleglace statt bisher 8.50 neu 9.20 Franken.
Derzeit prüft der orange Riese, die Preise auch für andere Produkte wie etwa Biskuits zu erhöhen. Migros gebe jedoch Preiserhöhungen nur dort an die Kunden weiter, wo man den höheren Vanillepreis nicht mehr selber tragen könne, sagt Sprecherin Christine Gaillet.
Produkte mit Edelvanille am stärksten betroffen
Preisaufschläge gab es auch beim Milchverarbeiter Emmi, der für Coop und die Gastronomie Glace produziert. Und bei der Confiserie Bachmann, die etwa in Luzern, Zug und Zürich Filialen betreibt. Crèmeschnitten seien zwischen 10 und 20 Rappen teurer geworden, sagt Geschäftsführer Raphael Bachmann. «Den grössten Preisaufschlag mussten wir aber bei unseren Luxemburgerli machen. Da beinhalten allen Sorten Edelvanille.»
Bei der Zürcher Confiserie Sprüngli hingegen sind noch keine Erhöhungen geplant. Man beobachte aber die Entwicklung des Vanillepreises, heisst es. Experten rechnen allerdings damit, dass der Höhenflug anhalten wird. Seit der Missernte von 2015 horten in Madagaskar Händler ihre Vanillebestände – und treiben so den Preis weiter in die Höhe. Mehr als die Hälfte der globalen Vanilleproduktion stammt von dort.
Zudem verschärft eine Umweltkatastrophe die Situation: Anfang März zerstörte ein heftiger Wirbelsturm 30 Prozent der Ernte in Madagaskar. Christian Steiner von der Entwicklungsorganisation Helvetas geht davon aus, dass sich ein Grossteil der Felder erst in zwei, drei Jahren erholt haben wird. Schon bald könnte Vanille sogar teurer als Silber sein.