Schlechte Nachricht für Konsumenten
Nespresso kapselt Spar ab

Exklusiv sind die Nespresso-Verkäufe über eigene Boutiquen und den Online-Club. Erstmals bestätigt der Detailhändler Spar, dass die Mehrzahl dessen Märkte das Original verkaufen. Wie lange noch, ist aber fraglich.
Publiziert: 16.08.2016 um 20:48 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:39 Uhr
Nespresso-Kapseln soweit das Auge reicht: Spar-Filiale auf Zürcher Stadtgebiet.
Foto: ZVG
Ulrich Rotzinger

Bei Betreibern von Spar-Läden geht die Furcht vor «ausserordentlichen Umsatzeinbussen» um. Zum Beispiel in der Verkaufsregion Zentralschweiz: Weder direkt in den Boutiquen der Nestlé-Tochter, noch über deren Online-Club erhalten Mitarbeitende von Spar-Märkten Nespresso-Kapseln. «Wir bekommen seit Kurzem keinen Nachschub mehr», berichten Angestellte Ende Juli der Spar-Zentrale in St. Gallen.

Rückblende: Im August 2014 deckte BLICK den Verkauf von Nespresso-Kapseln durch Spar-Franchise-Läden auf. Daraufhin hiess es bei Nestlé: An der Praxis, die Kapseln nur über die eigenen Boutiquen und den Online-Club zu verkaufen, habe sich nichts geändert. Dem Fall Spar nehme sich die Rechtsabteilung an.

Bei Spar in Savognin GR kostet die Stange Nespresso-Kapseln 6.50 Franken.
Foto: Ulrich Rotzinger

Passiert ist bis vor kurzem nichts. Im Gegenteil: Immer mehr Nespresso-Kapseln gehen über Ladentheken bei Spar. Gleiches Bild bei Volg: Besonders Kunden in touristischen Berggebieten stehen auf die Kapseln.

Für die Konsumenten und Nespresso-Fans sind die zusätzlichen Einkaufsmöglichkeiten offensichtlich ein Bedürfnis. Auch wenn die Kapsel-Stange bei Spar je nach Verkaufsstelle bis zu 30 Prozent mehr kostet als bei Nespresso (siehe Kassenbon links). «Den Verkauf von Nespresso-Kapseln verstehe ich unter Dienst am Kunden. Ein bisschen frech dürfen unsere Franchise-Partner sein», sagte Spar-CEO Hans Beer (49) dazu im August 2015.

Wurde BLICK zugespielt: Weisung Kaffeekapseln der Spar Gruppe.
Foto: ING

Doch der Kapsel-Verkauf ist heute nicht mehr nur Sache einzelner Franchise-Partner. BLICK liegt das Dokument «Weisung Kaffeekapseln» der Spar-Gruppe mit Gültigkeit ab 23.10.15 vor. Es regelt die «korrekte Beschaffung, Verrechnung und Abverkauf von Nespresso Kaffeekapseln». Geltungsbereich: Spar Supermärkte, Spar Express und CStores.

Angestellte an der Verkaufsfront sind sauer: Sie müssen die Nespresso-Ware auf Weisung der Laden-Betreiber vorfinanzieren und mit Klagen durch Nespresso-Anwälte rechnen.

Zudem übe der Spar-CEO Druck über seine Filialleiter aus, noch mehr Nespresso-Kapseln zu verkaufen, sagen Insider.

Mitte Juni 2016 verschickte die Spar-Zentrale dann ein Beruhigungs-Email an die Verantwortlichen: Diejenigen, die online Nespresso-Kapseln bestellten, sollten Lieferschein und Rechnung an den Hauptsitz schicken. «Wird dann von der Zentrale bezahlt», heisst es darin.

Kapselt Nespresso nun darum Spar ab? «Wir haben keine Lieferungen gestoppt», sagt Patrick Onken (45). «Gewisse Limiten der Bestellmengen haben wir aber an die Norm angepasst», so der Marketingchef von Nespresso Schweiz. Das Maximum von 1500 Kapseln pro Monat gelte für alle. «Bei vereinzelten Kunden wurde das aber nicht so gehandhabt – das haben wir nun korrigiert.»

Spar-Sprecher Ronald Haug bestätigt, dass die meisten Spar Märkte Original-Kapseln von Nespresso verkaufen. «Für deren direkten Bezug bei Nespresso verantworten sich nicht einzelne Mitarbeitende, sondern die Spar Gruppe», sagt Haug.

Ob Nespresso nun gerichtlich gegen Spar losgeht, ist offen.

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