Schlamperei bei UPC
Der Anwalt und die Sexhotline

Weil UPC schlampte, wurden einem Kunden mehrmals sehr teure Anrufe verrechnet. Das berichtet der «Beobachter».
Publiziert: 04.01.2020 um 14:14 Uhr
1/7
Bei einem Anwalt flatterten letztes Jahr mehrere teure Rechnungen von UPC ins Haus. Der Grund waren Anrufe an eine Sexhotline.
Foto: Getty Images/Image Source
Anina Frischknecht («Beobachter»)

Es war an einem Sonntag im Oktober 2017: Markus Schenk* und seine Frau sassen in der Oper, während zu Hause über ihren Festnetzanschluss fünf Anrufe an eine Sexhotline rausgingen. Der Spass kostete 543.80 Franken.

Der 19-jährige Sohn – zum fraglichen Zeitpunkt mit Kollegen allein zu Hause – bestritt, die Anrufe getätigt zu haben. Also wandte sich Markus Schenk, Anwalt und Bezirksrichter, an seinen Telefonanbieter UPC. Der zeigte sich kulant und erliess die Hälfte des Betrags. Zur Sicherheit wies Schenk UPC mit einem Einschreiben an, per sofort sämtliche kostenpflichtigen Nummern im Abonnement der Familie zu sperren.

Antwort erst mit Druck der Geschäftsleitung

Im letzten Mai dann die Überraschung: Auf der Monatsrechnung waren erneut 375.40 Franken für Anrufe an eine Sexhotline aufgeführt. Schenk, der nie eine Bestätigung für seine Sperrung erhalten hatte, wandte sich erneut per eingeschriebenen Brief an UPC. Und bezahlte den unbestrittenen Teil der Rechnung fristgerecht. Auch diesen Brief beantwortete UPC nie, Schenk erhielt auch keine Mahnung. Die beanstandeten Kosten wurden einfach jedes Mal auf die nächste Rechnung übertragen.

Im August war ein neuer Betrag von 600 Franken für kostenpflichtige Mehrwertdienste aufgelistet. Wieder schrieb Schenk UPC, diesmal mit Kopie an die Geschäftsleitung. Jetzt antwortete UPC – gleich mit vier Briefen. Alle klangen ähnlich: Auf die Rückerstattungsanfrage könne man nicht eingehen. Kein Wort darüber, dass kostenpflichtige Nummern gesperrt sein müssten.

Strafanzeige wegen Nötigung

Im Oktober strich UPC der Familie alle Dienste – wegen unbezahlter Rechnungen. Ohne Mahnung, ohne Vorwarnung. Anwalt Schenk fand beim Kundendienst heraus, dass alle eingeschriebenen Briefe wohl aufgelistet sind, aber niemand die Sachlage klären und die Sperrung aufheben konnte. Er setzte das nächste Einschreiben auf. Diesmal drohte er UPC mit einer Strafanzeige wegen Nötigung.

Sein Argument: Die Familie habe die nicht beanstandeten Beträge stets fristgerecht bezahlt. Hätte UPC die Sperrung ordnungsgemäss vorgenommen, wären die Beträge nicht mehr auf der Rechnung aufgetaucht. Das juristische Säbelrasseln zeigte Wirkung: UPC räumte plötzlich Fehler ein und stornierte den gesamten Betrag aus den 0906-Nummern.

Anwalt Markus Schenk hat sich im Kleinkrieg mit dem Anbieter den Sieg erstritten. Ein Kunde ohne juristischen Hintergrund hätte wohl keine Chance gehabt.

* Name geändert

Beobachter
Artikel aus dem «Beobachter»

Dieser Artikel wurde aus dem Magazin «Beobachter» übernommen. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.beobachter.ch

Beobachter

Dieser Artikel wurde aus dem Magazin «Beobachter» übernommen. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.beobachter.ch

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.