Die SBB und Bombardier haben zu einer Maifahrt der speziellen Art geladen. Mit einer Testfahrt auf der Strecke Zürich - Basel wollen sie auf die Verbesserungen am Pannenzug FV Dosto aufmerksam machen. Mit an Bord: Die Nummer Zwei der SBB, Toni Häne (63), und Stéphane Wettstein (58), der Chef von Bombardier Schweiz.
Das Fazit nach rund 4500 Fahrten und über 700'000 Kilometern im mehr oder weniger fahrplanmässigen Einsatz: Der Prestigezug von Bombardier und den SBB kommt nur ganz zögerlich in Fahrt. Der FV Dosto läuft zwar ruhiger und stabiler als auch schon, doch noch lange nicht so zuverlässig, dass die SBB den Einsatz auf der Paradestrecke St. Gallen - Genf riskieren möchten.
Der Schüttelzug wird etwas ruhiger
Immerhin: In den letzten Tagen gab es keine Zugausfälle mehr, die Steuerungssoftware für die Türen wurde auf den neusten Stand gebracht. Zudem haben Änderungen am Radprofil gezeigt, dass sich so die Laufruhe verbessern lässt. Der Schüttelzug schüttelt also etwas weniger. «Das Ziel ist, dass wir an die Laufruhe der IC2000 herankommen», sagt Toni Häne. Dafür hat Bombardier der SBB drei Testzüge zur Verfügung gestellt, bei denen verschiedene Radprofile und Fahreinstellung ausprobiert werden sollen.
Bei Bombardier gibt man sich mit dem aktuellen Zustand schon recht zufrieden. Seit Februar sei man mit dem Optimierungs-Plan auf Kurs – gute sechs Jahre nach dem ursprünglichen Termin. Bombardier hat nun diverse technische Verbesserungen geliefert. So ist die Software jetzt besser, was die Probleme mit den Türen behebt und auch sonst zu einem pannenfreien Betrieb beitragen soll. Vom Schüttelzug lässt man sich hier nicht aus der Fassung bringen. «Wenn wir Umfragen anschauen, sagen die Kunden es sei ein schöner Zug, heller, mit mehr Platz. Und ja, es schüttelt ab und zu», sagt Stéphane Wettstein (58), Chef von Bombardier Schweiz.
Drei zusätzliche Züge als Strafe
Bisher fahren nur 12 der 59 bestellten Züge. Wann der Rest der Flotte genau zum Einsatz kommt, ist weiterhin unklar. Bombardier sagt, dass alle Dosto-Züge bis Ende des Jahres 2021 über die Schienen brettern sollen. Die SBB werden in den nächsten Wochen schrittweise mehr FV Dosto einsetzen: Insgesamt werden dann 17 der bestellten Züge auf dem Schienennetz unterwegs sein. Bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 allerdings weiterhin nur auf den Interregio-Strecken 13 (Zürich–St. Gallen–Chur) und 37 (Basel–Aarau–Zürich).
Wegen der jahrelangen Verzögerung hat die SBB eine vertraglich geregelte Strafzahlung von Bombardier erhalten. Über die Höhe der Summe will sich die SBB aber weiterhin nicht äussern. Nur so viel: Bombardier wird als Teil der Strafe drei Züge mehr liefern. Total sind es also 62 Dostos, welche die SBB erhalten. «Jetzt bringen wir zuerst den Zug zum laufen, und dann schauen wir weiter», sagt Toni Häne über die Konventionalstrafen.
Passagiere müssen sich noch gedulden
Bis zum ersten Einsatz als Intercity müssen sich die Passagier weiter gedulden: Erst ab Dezember 2019 sollen die Pannenzüge auf der IC-Strecke 3 Basel - Zürich - Chur rollen. Ab wann die Paradestrecke von St-Gallen nach Genf im Dosto möglich sein wird, ist weiterhin unsicher. «Kundinnen und Kunden warten mit grosser Sehnsucht auf diese Züge», sagt Edwin Dutler (72) vom Kundeninteressen-Vertreter Pro Bahn, «Wir sind jetzt grosser Hoffnung, dass mehr Züge so schnell als möglich auch auf den Intercity-Strecken fahren werden».
