Bei den Besuchern des Bahnhof-Bistros in Rüschlikon ZH war er schon lange ein Thema, jetzt redet die ganze Schweiz darüber. Wie BLICK gestern berichtete, haben die SBB ihrer neuen Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar (57) neben dem Bahnhofshäuschen einen privaten Parkplatz hingemalt. Ribar ist vor rund anderthalb Jahren vom Baselbiet ans linke Zürichseeufer gezogen.
Rüschlikon ZH ist «attraktivste Gemeinde» der Schweiz
Pikant: Der Parkplatz war vorher weiss umrandet und als Kurzzeit-Parking für alle zugänglich. Jetzt ist er gelb, und nur noch Ribar darf darauf parkieren – kostenlos. Als Topkader der SBB steht ihr gemäss Reglement gratis ein Parkplatz zu, entweder am Wohn- oder am Arbeitsort.
Es ist nicht Ribars Maserati Quattroporte, über den sich die Rüschliker nerven – Luxusschlitten sind in der steuergünstigen Gemeinde an der Tagesordnung. Es ist der Umstand, dass die SBB als von den Steuerzahlern mitfinanziertes ÖV-Unternehmen ihren Chefs solche Privilegien einräumen.
«Ich habe seit 1979 ein ÖV-Abo», sagt Angelina de Cerba (49). «Ich bezahle jedes Jahr mehr, aber Frau Ribar kann dort drüben gratis parkieren?»
Ins gleiche Horn bläst Katja Lutzke (53): «Sie ist ein Mensch wie jeder andere auch.» Lutzke wohnt seit 20 Jahren in der Gemeinde. Und fürchtet um den Zusammenhalt im Dorf. «Ich habe Angst, dass wir uns entfremden.»
Rüschlikon jedenfalls hatte kein Mitspracherecht, wie Gemeindepräsident Bernhard Elsener (CVP) zu SonntagsBlick sagt. Er stört sich aber nicht an Ribars Vorzugsbehandlung. «Die Parkplätze gehören den SBB. Wenn sie ihrer Verwaltungsratspräsidentin einen davon zur Verfügung stellen, sehe ich kein Problem.»