Bei den SBB saust der Sparhammer nieder. 1400 Arbeitsplätze verschwinden. 1,2 Milliarden Franken sollen weggehobelt werden. Am letzten Mittwoch erhielten die ersten 120 Bähnler den Bescheid, dass ihr Job verschwindet.
Anders geht es in der Teppichetage zu. Dort werden Privilegien nicht angetastet. Dazu gehört ein Erste-Klasse-GA. Und ein Privatparkplatz, wie BLICK-Recherchen zeigen: SBB-Präsidentin Monika Ribar (57) darf ihren Maserati Quattroporte auf dem Bahnhof Rüschlikon ZH parkieren. Gratis und franko.
Ribar zog im Frühling 2015 von Binningen BL an den Zürichsee. Am 15. Juni wurde sie zur Präsidentin der SBB gewählt, kurz darauf rückten die Maler aus. «Es geschah in einer Nacht-und-Nebel-Aktion», sagt ein Anwohner. «An einem Tag war der Parkplatz noch weiss, am nächsten war er gelb und mit ‹Mieter› gekennzeichnet.» Und schon bald fragten sich die Rüschliker, wem der schöne Wagen gehört.
Neben Ribars Maserati hat es zwei Mobility-Parkplätze am Bahnhof, ursprünglich waren es sogar drei. Das war aber zu viel für die steuergünstigste Zürcher Gemeinde, wo Superreiche wie Glencore-Chef Ivan Glasenberg (59) residieren. Ein Parkplatz wurde in einen öffentlichen umgewandelt – bis SBB-Präsidentin Ribar kam.
Dabei hätte es die Multi-Verwaltungsrätin zu Fuss nicht weit von ihrem Wohnhaus zum Bahnhof. Gemäss Google Maps braucht sie für die 900 Meter elf Minuten. Mit dem Bus sogar nur zwei. Sechs Minuten dauert allerdings der Fussmarsch zur Busstation.
Mit dem Maserati schafft sie es in drei Minuten. Dafür verstösst sie gegen das SBB-Versprechen, die Mobilität «nachhaltig von Haustür zu Haustür» zu organisieren. Der Maserati mit V8-Motor und 400 PS verbraucht im Stadtverkehr rund 20 Liter Benzin auf 100 Kilometer. Ribar wollte dazu keinen Kommentar abgeben.
Der Parkplatz sei reglementskonform, sagt SBB-Sprecher Daniele Pallecchi. Die Verwaltungsratspräsidentin und die Konzernleitungsmitglieder hätten die Möglichkeit, an einem Bahnhof ihrer Wahl oder am Arbeitsplatz einen Parkplatz zu nutzen.
Politiker und Gewerkschafter kritisieren die Vorzugsbehandlung. «Ich erwarte, dass die Konzernleitung mehr Sensibilität zeigt», sagt SP-Nationalrätin Edith Graf-Litscher (52). «Man kann nicht Stellen abbauen, dem Personal den Lohn kürzen und gleichzeitig dem obersten Kader solche Privilegien gewähren.»
Auch er habe am Arbeitsplatz einen Parkplatz, sagt Giorgio Tuti (52), Präsident der Bähnlergewerkschaft SEV. «Aber ich muss dafür zahlen.» Dass die SBB-Spitze solche Vorteile geniesse, habe er nicht gewusst. Tuti: «Bei Sparrunden sollten die Top-Manager mit gutem Beispiel vorangehen. Stattdessen kommen jetzt solche Dinge zum Vorschein.»