Gnadenlose Bussen-Politik der SBB
Reklamieren wegen App-Billett lohnt sich

Nachdem BLICK über die kompromisslose Bussenpolitik der SBB mit App-Billetten berichtet hat, haben sich zahlreiche Leser gemeldet, denen Ähnliches passiert ist. Einer der Schlüsse: Reklamieren lohnt sich – denn im Callcenter der SBB gibts gesunden Menschenverstand.
Publiziert: 17.02.2019 um 23:06 Uhr
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Aktualisiert: 18.02.2019 um 14:49 Uhr
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Kein Verständnis für das Vorgehen der SBB: Kathrin Buholzer.
Foto: ZVG Thomas Hodel
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Kein Verständnis für das Vorgehen der SBB: Kathrin Buholzer.
Foto: ZVG Thomas Hodel
Konrad Staehelin
Konrad StaehelinWirtschafts-Redaktor

SBB-Passagiere, die ihr Zugbillett via Handy-App kaufen, müssen etwas Extrazeit einplanen. Denn wer in letzter Minute auf den Zug eilt und sein Billett löst, nachdem der Zug schon abgefahren ist, wird bestraft.

Letzte Woche hatte das Portal «Zentralplus» einen Fall publik gemacht. BLICK weiss von einer Vielzahl von weiteren Beispielen. Ein ganz abstruses: Kathrin Buholzer (46) fuhr vergangenen September vom Zürcher HB an die Station Hardbrücke. «Ich buchte mein Mobile-­Ticket um 21.30 Uhr für den Zug, der um 21.37 Uhr abfahren sollte. Dann stieg ich in den Zug ein, der auf dem vorgesehenen Gleis stand. Der fuhr zwar ebenfalls an die Hardbrücke, hätte aber um 21.28 Uhr abfahren sollen und war verspätet. Er fuhr um 21.34 Uhr los.»

Weil ihr Billett erst ab 21.37 Uhr gültig war, kassierte Buholzer eine 90-Franken-Busse. Hätte sie ihr Billett am Automaten gekauft, wäre ihr das nicht passiert – es wäre schlicht ab dem Kaufzeitpunkt für eine Stunde gültig gewesen.

Busse in allen Belangen unfair

«Absurd, nicht nachvoll­ziehbar und abschreckend», nennt ­Konsumentenschützerin Josianne Walpen diese Praxis. Die SBB schieben die Verantwortung auf die nationale Tarif­organisation CH-Direct ab, die die Regeln aufstellt. Und diese hat auf BLICK-Anfrage eine interessante Begründung parat: Sie wolle alle Passagiere gleich behandeln – also jene ohne App gegenüber jenen mit App nicht benachteiligen. Dass der Gedanke, dass Innovation Vorteile bringen sollte, damit 
ad absurdum geführt wird? 
Geschenkt.

Und doch gibts bei allen Absurditäten einen Lichtblick: Buholzer wurde die Busse erlassen, nachdem sie hartnäckig beim SBB-Bussen-Callcenter insistiert hatte: «Sie haben dort verstanden, dass diese Busse in allen Belangen unfair ist.» Einigen Bähnlern scheint es bei den eigenen Regeln nicht ganz wohl zu sein.

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