SBB-Passagiere, die ihr Zugbillett via Handy-App kaufen, müssen etwas Extrazeit einplanen. Denn wer in letzter Minute auf den Zug eilt und sein Billett löst, nachdem der Zug schon abgefahren ist, wird bestraft.
Letzte Woche hatte das Portal «Zentralplus» einen Fall publik gemacht. BLICK weiss von einer Vielzahl von weiteren Beispielen. Ein ganz abstruses: Kathrin Buholzer (46) fuhr vergangenen September vom Zürcher HB an die Station Hardbrücke. «Ich buchte mein Mobile-Ticket um 21.30 Uhr für den Zug, der um 21.37 Uhr abfahren sollte. Dann stieg ich in den Zug ein, der auf dem vorgesehenen Gleis stand. Der fuhr zwar ebenfalls an die Hardbrücke, hätte aber um 21.28 Uhr abfahren sollen und war verspätet. Er fuhr um 21.34 Uhr los.»
Weil ihr Billett erst ab 21.37 Uhr gültig war, kassierte Buholzer eine 90-Franken-Busse. Hätte sie ihr Billett am Automaten gekauft, wäre ihr das nicht passiert – es wäre schlicht ab dem Kaufzeitpunkt für eine Stunde gültig gewesen.
Busse in allen Belangen unfair
«Absurd, nicht nachvollziehbar und abschreckend», nennt Konsumentenschützerin Josianne Walpen diese Praxis. Die SBB schieben die Verantwortung auf die nationale Tariforganisation CH-Direct ab, die die Regeln aufstellt. Und diese hat auf BLICK-Anfrage eine interessante Begründung parat: Sie wolle alle Passagiere gleich behandeln – also jene ohne App gegenüber jenen mit App nicht benachteiligen. Dass der Gedanke, dass Innovation Vorteile bringen sollte, damit ad absurdum geführt wird? Geschenkt.
Und doch gibts bei allen Absurditäten einen Lichtblick: Buholzer wurde die Busse erlassen, nachdem sie hartnäckig beim SBB-Bussen-Callcenter insistiert hatte: «Sie haben dort verstanden, dass diese Busse in allen Belangen unfair ist.» Einigen Bähnlern scheint es bei den eigenen Regeln nicht ganz wohl zu sein.