Das Reiseland Ägypten soll unsicher und gefährlich sein? Ach was, sagt Orascom Gründer Samih Sawiris (59), andere Länder sind gefährlicher. In Frankreich seien innerhalb eines Jahres mehr Menschen bei Terrorattentaten gestorben als in Ägypten in den letzten zehn Jahren, so der ägyptische Milliardär im Interview mit dem «Tages-Anzeiger». «Dennoch reisen die Menschen weiter nach Frankreich.»
Ägypten werde anders behandelt als Länder in denen es schlimmere Attentate gab und gibt. «Das hat auch politische Gründe», so Sawiris. Es gebe Staaten, die auf diese Weise wirtschaftlichen Druck auf Ägypten ausüben.
Im Unterschied zu anderen Ländern gibt es für Ägypten diverse Reisewarnungen laut Sawiris. «Dieser Negativismus, diese Pauschalverurteilung Ägyptens muss aufhören», wettert der Milliardär. «Dazu müssen die Regierungen ihre Reisewarnungen anpassen.» Diese seien heute wesentlich auch politisch motiviert. «Sie werden genutzt, um andere Staaten zu beeinflussen. Sie geben nicht die wirkliche Lage wieder», so Sawiris.
«Unfair und unseriös»
Wen meint der Ägypter damit? «Ich spreche mit Regierungen, etwa in Deutschland», sagt Sawiris. Bitter seien die Reiseverbote teilweise für Sharm al-Sheikh. «In Tunesien dagegen, wo wiederholt direkt Touristen attackiert wurden, gibt es das nicht. Oder auch für die Türkei, wo immer wieder Bomben hochgehen, wurde das nicht getan.» Sawiris: «Das ist unfair und unseriös.»
Weil sein Land als gefährlich abgetan werde, bleiben die Gäste aus. «Die Hälfte unserer Hotels in ganz Ägypten mussten wir schliessen. 5000 Mitarbeiter haben den Job verloren, weil wir sie nicht mehr länger bezahlen konnten», sagt Sawiris im Interview weiter.
«Das ist traurig, weil dadurch viele Familien existenzielle Probleme haben.» Einzige Ausnahme sei seine Ferienlage in El Gouna bei Hurghada, in die der Ägypter kürzlich eine Handvoll Journalisten geladen hatte, um sich selbst ein Bild der Lage zu machen.
Was sein Andermatt-Projekt in der Schweiz anbelange, sei man auf Kurs. «Wir brauchen in der Schweiz sicher nicht mehr so lange, bis wir ernten können», sagt Sawiris. Vor allem jetzt, wo die Zusammenführung der Skigebiete Sedrun und Andermatt bald realisiert sei.
Nichtsdestotrotz musste Sawiris bisher viel Geld für seine Schweizer Tourismusdestination aus der eigenen Schatulle hinblättern: «Rund eine halbe Milliarde Franken», sagt Sawiris zum «Tages-Anzeiger».