Es ist ein spezieller Aktienverkauf: Der US-Firmenraider White Tale verhökerte gestern sein knapp 25-Prozent-Aktienpaket am Schweizer Sechs-Milliarden-Konzern Clariant an den Chemiekonzern Sabic. Dieser wird vom saudischen Staat kontrolliert. Alle in der Branche waren überrascht. Denn White Tale hatte noch vor kurzem beteuert, langfristig investiert zu bleiben. Eine Worthülse.
In Wahrheit standen die Spekulanten aus den USA mit dem Rücken zur Wand: Clariant weigerte sich, die Firma in Teilen meistbietend zu verkaufen, und kein Wettbewerber wollte den Konzern ganz übernehmen. Der schnelle Gewinn war also nirgends zu holen. Und spätestens an der nächsten Clariant-Generalversammlung wäre klar geworden, dass White Tale für ihr Investment keinen Plan hatte.
Wohl aber das Clariant-Management. Das kam so: 2011 hatten die Basler die Münchner Spezialitätenchemie-Firma Südchemie übernommen. Die Deutschen waren seit geraumer Zeit Grosslieferant der Sabic und sind es noch heute. Die Kontakte nach Riad blieben intensiv, und immer wieder wurde auch darüber gesprochen, die Saudis als Grossaktionär bei Clariant zu begrüssen. Kein Wunder: Die Alt-Aktionäre der Südchemie waren vor dem Einstieg von White Tale mit 15 Prozent grösster Einzelaktionär von Clariant gewesen und hatten ein Interesse, die blockierte Situation mit White Tale zu lösen.
So wurde auf Vermittlung von dazwischengeschalteten CS-Investmentbankern der Deal innert nur fünf Tagen unterzeichnet – und White Tale ein Exit präsentiert, den die überforderten Raider nicht ausschlagen konnten.