Diesen Sonntag rauchen die Köpfe in den Rechtsabteilungen von Schweizer Banken. Die Bankjuristen müssen die Frage beantworten, welche Geschäfte sie für jene russischen Oligarchen noch erledigen dürfen, die von den USA auf eine Sanktionsliste gesetzt wurden.
Mit Viktor Vekselberg findet sich auf der Sanktionsliste ein Russe mit Wohnsitz in der Schweiz und bedeutenden Schweizer Firmenbeteiligungen (siehe Grafik). Über seine Beteiligungsgesellschaft Renova hält Vekselberg grosse Aktienpakete am Industriekonzern Sulzer, an der Technologiefirma OC Oerlikon, an der Stahlschmiede Schmolz & Bickenbach und am kleinen Bauzulieferer Züblin. Alle diese Firmen fragen sich jetzt, was das für ihre Geschäfte heisst. Insbesondere Sulzer hat grosse Geschäftsbereiche in den USA.
US-Vermögen von Vekselberg inzwischen eingefroren
Die Mehrheit der Experten geht davon aus, dass die Schweizer Firmen weiter von den USA unbehelligt ihren Geschäften nachgehen können. Sie müssen allerdings aufpassen, dass sie nicht in den Verdacht geraten, für ihren Grossaktionär Vekselberg Geschäfte zu tätigen, mit denen die Sanktionen der USA umgangen werden könnten.
Die US-Vermögen von Viktor Vekselberg sind inzwischen eingefroren. Insider gehen davon aus, dass es sich um etwa eine Milliarde Dollar handelt. Vekselberg besitzt in den USA Immobilien und mit Columbus Nova eine Beteiligungsgesellschaft.
Er gilt eigentlich nicht als besonderer Freund Putins. Ihm wird sogar nachgesagt, dass er Putin nicht mag. Deshalb sind Insider verwundert, dass er auf der Sanktionsliste der USA steht.
Vekselbergs Kinder – eine Tochter und ein Sohn – sind in den USA zur Schule gegangen. Sein Sohn Aleks Vekselberg hat in den USA studiert und besitzt dort zwei Autohandelsfirmen. In Philadelphia handelt er mit Nobelkarossen, vor allem Ferraris. Seine Geschäfte werden von den Sanktionen wohl nicht tangiert, solange die Behörden nicht vermuten müssen, dass er Umgehungsgeschäfte für seinen Vater tätigt.
Ungemütlich für Josef Ackermann
Wegen der Sanktionen dürfen US-Staatsbürger keine Geschäfte mehr mit Vekselberg tätigen. Was das genau für Angestellte von Renova heisst, die einen US-Pass besitzen, ist bisher unklar. Auch diese Frage müssen die Juristen erst noch beantworten.
Ungemütlich ist die Sache auch für Josef Ackermann, den ehemaligen Chef der Deutschen Bank. Er sitzt im Verwaltungsrat von Renova. Dort sitzt auch Luca Cordero di Montezemolo. Der Italiener war jahrelang Präsident von Ferrari und Fiat und organisierte die Fussball-WM in Italien im Jahr 1990.
Heikel sind die Sanktionen auch für die Brüder Alexander und Philipp Studhalter. Letzterer ist Präsident des FC Luzern. Die Studhalters unterhalten enge Geschäftsbeziehungen zum russischen Oligarchen Suleyman Kerimov, der ebenfalls auf der Sanktionsliste der USA steht. Bei der in Luzern domizilierten Kerimov Foundation ist Alexander als Präsident und Gründer aufgeführt, sein Bruder Philipp als Stiftungsrat. Die Stiftung hat verschiedene Schweizer Organisationen unterstützt. Im Jahr 2016 waren darunter etwa das Filmfestival Zürich, Luzern Tourismus und der FC Luzern Spitzenfussball Frauen. In Frankreich wird vermutet, Alexander Studhalter habe schon treuhänderisch für Kerimov Geschäfte getätigt, weshalb dort eine Untersuchung eingeleitet wurde.
Nebst Vekselberg und Kerimov sind auf der US-Sanktionsliste auch der Aluminium-Tycoon Oleg Deripaska und weitere reiche Russen. Sie alle werden dafür verantwortlich gemacht, sich durch eine autoritäre und gegen den Westen gerichtete Politik des Kremls bereichert zu haben. Durch die Massnahmen werden die Vermögen der Betroffenen in den USA eingefroren und US-Bürgern ist es nicht mehr erlaubt, mit ihnen Geschäfte zu machen.