Der Sanitärtechnik-Konzern Geberit bezifferte am Mittwoch die Kosten der Sanitec-Übernahme für das Geschäftsjahr 2015 auf Stufe Betriebsergebnis auf 58 Millionen Franken. Beim Nettoergebnis dürften diese Einmalkosten mit 51 Millionen. negativ zu Buche schlagen.
Positiv wirkte sich der Sanitec-Kauf hingegen auf das Geschäftsvolumen aus. Der Nettoumsatz des Konzerns des ersten Halbjahrs - der erstmals das Sanitec-Geschäfts enthält - stieg um 20 Prozent auf 1,307 Milliarden Franken. Akquisitions- und währungsbereinigt lag der Umsatz allerdings lediglich um 2,5 Prozent höher als vor einem Jahr.
Das positive Umsatzwachstum sei trotz Währungsrabatten von 10 Prozent in der Schweiz zustande gekommen, hiess es bei Geberit. Zudem sei in vielen europäischen Märkten das Marktumfeld nach wie vor sehr schwierig. Ausserdem sei die Umsatzentwicklung in der Vorjahresperiode überaus stark gewesen.
Organisch und in lokalen Währungen legte die grösste Region Europa im ersten Halbjahr um 1,4 Prozent zu. Hohe Wachstumsraten verzeichneten insbesondere Grossbritannien und Irland (+9,5 Prozent) und die nordischen Länder (+7,9 Prozent).
Weniger stark stiegen die Verkäufe in Deutschland (+3,2 Prozent) und Österreich (+1,9 Prozent). In der Schweiz führten Währungsrabatte, die aufgrund des starken Frankens eingeführt wurden, zu einem Umsatzeinbruch um über 8 Prozent.
Ausserhalb Europas zogen die Verkäufe allerdings in Nahost/Afrika (+25 Prozent), Amerika (+11 Prozent) und Fernost/Pazifik (+9,2 Prozent) deutlich an.
Die generell tieferen Margen von Sanitec und höhere Personal- und Pensionskosten belasteten jedoch das Ergebnis schwer. Das Betriebsergebnis (EBIT) sank um 15 Prozent auf 267,8 Millionen Franken. Um die Kosten im Zusammenhang mit der Sanitec-Übernahme bereinigt, weist Geberit ein Betriebsergebnis von 325,6 Millionen Franken aus (+3 Prozent).
Im ersten Halbjahr sank der Reingewinn im Vorjahresvergleich um 20 Prozent auf 218,5 Millionen Franken. Das adjustierte Nettoergebnis sank um 1,2 Prozent auf 269,5 Millionen Franken.
Im ersten Halbjahr seien die Margen von Sanitec etwas gestiegen, bei stabilen Margen bei Geberit, erklärte Konzernchef Christian Buhl an der Telefonkonferenz. Man gehe weiterhin von einem Synergiepotential der Übernahme von mindestens 45 Millionen Euro aus.
Die Integration von Sanitec verlaufe nach Plan. Eine vollständige Integration werde zwei bis drei Jahre dauern. Die grösste Herausforderung sei es, die verschiedenen Unternehmenskulturen zu überwinden.
2015 dürfte laut Buhl weiterhin ein herausforderndes Geschäftsjahr bleiben. Mit Blick auf die Märkte zeigte er sich für die fundamentale Lage im mit Abstand wichtigsten Einzelmarkt Deutschland zuversichtlich.
Für das Gesamtjahr 2015 rechnet Geberit mit einem währungsbereinigten, organischen Wachstum des Nettoumsatzes von 2 bis 3 Prozent sowie beim Sanitec-Geschäft mit einen währungsbereinigten Nettoumsatz auf Vorjahresniveau.
Die Herausforderungen in der Bauindustrie blieben anspruchsvoll, hiess es weiter. Die Entwicklung der einzelnen Regionen, Märkte und Bausektoren divergiere stark, und in Europa gehe das Volumen der Bauindustrie insgesamt weiterhin zurück.
Mit Ausnahme einiger weniger, sich positiv entwickelnder Märkte wie Deutschland, Grossbritannien und Polen sei in den meisten übrigen Märkten keine Erholung absehbar. In Italien und Frankreich erwartet Geberit einen weiteren Rückgang.
An der Schweizer Börse sorgten die Halbjahreszahlen für einen Kurssturz der Aktie. Die Titel verloren bis am Mittag über 5 Prozent an Wert. Der Gesamtmarkt gemessen am SMI verlor derweil knapp 1,8 Prozent.
Laut Analysten sorgt vor allem der Ausblick für Unsicherheit und belastet die Aktie. Dagegen sei die Margenverwässerung durch Sanitec erwartet worden und das Zahlenwerk berge auch sonst keine Überraschungen.