Das Schweizer Modeunternehmen Charles Vögele wirkt wie ein riesiger Dampfer. Einer der langsam, aber fast unaufhaltsam auf eine Klippe zusteuert. Zwar versucht die Führungscrew immer wieder, das Steuer herumzureissen. Doch der erhoffte Turnaround gelang auch 2015 nicht. Im Gegenteil.
Der Nettoumsatz sank gegenüber dem Vorjahr um elf Prozent auf 803 Millionen Franken. Der Jahresverlust stieg auf 62 Millionen Franken. «Wir haben unsere Ziele eindeutig verfehlt», sagte CEO Markus Voegeli (55) gestern in Pfäffikon SZ.
Seit 2011 kumulierten sich die Verluste, die auf dem Unternehmen lasten, auf 332 Millionen Franken. In dieser Zeit fiel der Aktienkurs von 70 auf heute noch 6.20 Franken.
Ausgerechnet jetzt kommt ein neuer Mann an Bord: Christophe Spadone (49). Mit seinem Elarof Trust kontrolliert er 15 Prozent an Vögele. An der Generalversammlung vom 18. Mai will sich der Walliser in den Verwaltungsrat wählen lassen.
Was beabsichtigt Spadone? An Vögele haben sich bislang alle die Zähne ausgebissen: Vom Financier Tito Tettamanti (85) über den Hedgefonds Laxey bis zur Migros.
Klar ist: Mit Mode hat Spadone nichts am Hut. Dafür hat er Geld. Er ist verheiratet mit Sandoz-Erbin Héloïse Spadone-de Meuron. Das Vermögen des Familienclans schätzt das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» auf acht bis neun Milliarden Franken.
Da kann sich Spadone ein Abenteuer bei Vögele locker leisten: Das gesamte Unternehmen ist an der Börse gerade noch 55 Millionen wert.
Gemäss seinem Linkedin-Profil besitzt Christophe Spadone ein Weingut in Südfrankreich. Zudem kontrolliert er die Beteiligungsgesellschaft Drize Holding in Martigny VS. Auf Anfragen reagierte er gestern nicht.
Doch Spadone ist nicht der Einzige, der an Vögele glaubt. Auch die Banken versorgen das Kleiderunternehmen weiterhin mit Geld. UBS, Credit Suisse und die Deutsche Bank haben Vögele für zwei Jahre einen Kredit über maximal 245 Millionen Franken gegeben. Bis 2018 dürfte das Schiff deshalb noch nicht in die Klippe krachen.
Die Banken lassen sich ihr Vertrauen aber teuer bezahlen: Je nach Verfassung muss Vögele einen Zuschlag von bis zu 4,5 Prozent auf den Marktzins zahlen. Zudem musste Vögele Immobilien und andere Vermögensbestände als Pfand hergeben.
Das heisst: Sollte Vögele doch noch Leck schlagen, haben die Banken vorgesorgt. Spadone droht dagegen der Totalverlust.
Pfäffikon SZ – Imagemässig hat Vögele eine Irrfahrt hinter sich. 2011 setzte das Unternehmen auf die Schwestern Penélope und Monica Cruz (l.) und Til Schweiger. Bei der Stammkundschaft kam das schlecht an. Heute gibt sich Vögele wieder bodenständiger.
Pfäffikon SZ – Imagemässig hat Vögele eine Irrfahrt hinter sich. 2011 setzte das Unternehmen auf die Schwestern Penélope und Monica Cruz (l.) und Til Schweiger. Bei der Stammkundschaft kam das schlecht an. Heute gibt sich Vögele wieder bodenständiger.