Salt-Chef Andreas Schönenberger mischt den Mobilmarkt auf
«Die Schweizer haben Monopolpreise bezahlt»

Seit März ist er Chef der Telekomfirma Salt: Andreas Schönenberger (52) setzt voll auf die Digitalisierung – und fordert bessere Gesetze.
Publiziert: 10.09.2016 um 21:40 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:59 Uhr
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Andreas Schönenberger wünscht sich für die Schweiz ein neues Digital-Gesetz.
Foto: Sabine Wunderlin
Moritz Kaufmann

SonntagsBlick: Ihre Firma hat einen der spektakulärsten Namenswechsel der letzten Jahre vollzogen. Wie viel Orange steckt noch in Salt?
Andreas Schönenberger:
Ich kann Ihnen versichern: Salt ist hundertprozentig Salt. Wir haben das Re­branding erfolgreich über die Bühne gebracht. Nichts erinnert mehr an Orange. Und auch unsere Kunden haben den Namenswechsel gut aufgenommen – das zeigen Befragungen.

Hat Salt heute mehr Kunden als vor dem Namenswechsel?
Bis Ende 2015 haben wir Kunden verloren, wie der Jahresbericht 2015 vom April zeigt. Wir sehen aber, dass unsere Postpay-Produkte seit Beginn des Jahres sehr gut positioniert sind.

Laut letzten Zahlen machte Salt weniger Umsatz, aber mehr Gewinn. Etwa weil Sie Leistungen nach Frankreich outsourcen?
Wir publizieren öffentlich nur Jahreszahlen und kommentieren deshalb keine Spekulationen. Der Bau und Betrieb des Netzwerks, die IT und das Marketing waren früher fast vollständig outgesourct. Heute nehmen wir diese Kernaufgaben wieder selber wahr. Dies hat auch zur Schaffung von vielen neuen Stellen im Bereich Netzwerk Bau und Betrieb an unserem Hauptsitz in Renens VD geführt, aber auch in unserer Niederlassung in ­Zürich. Im Bereich Netzwerk Betrieb hat unser Outsourcing-Partner einige Aufgaben von Rumänien aus wahrgenommen, insbesondere das Network Operations Center. Diese Funktionen werden teilweise von unserer Schwestergesellschaft in Frankreich erfüllt.

Salt geht in die Preisoffensive.
Wir wollen das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Das können wir bieten, weil wir uns eben schlank aufgestellt haben. 2014 hatten wir noch 893 Mitarbeiter, 2015 waren es 833. Die Schweizer haben bis vor kurzem Monopolpreise bezahlt. Dank uns kommt Bewegung in den Markt. Insbesondere unsere Promotionen sind sehr kompetitiv.

Schweizer sind sehr qualitäts­bewusst. Auf ein Billig-Image ­reagieren sie skeptisch.
Das würde ich so nicht sagen. Der Preis spielt durchaus eine Rolle. Schweizer zahlen nicht gerne zu viel.

Viele Leute sind unzufrieden mit dem Kundenservice.
Die Beziehung zum Kunden ist uns sehr wichtig. Auch hier investieren wir viel. Ich komme ja aus der digitalen Welt. Deshalb will ich, dass wir online alle Services anbieten – alles möglichst übersichtlich mit wenigen Klicks. Zudem bauen wir wenige neue Shops.

Wie zufrieden ist Besitzer Xavier Niel mit der Entwicklung von Salt?
Wir arbeiten sehr gut zusammen, ­sehen uns etwa einmal im Monat. Häufig telefonieren wir mehrmals wöchentlich. Es ist eine sehr pragmatische Zusammenarbeit.

Salt ist nach Swisscom und Sunrise die Nummer drei in der Schweiz. Das kann nicht der Anspruch von Xavier Niel sein.
Er ist zufrieden, wie es läuft.

Sie kommen von Google, sind jetzt in der Telekombranche. Ist die Schweiz gerüstet für die digitale Transformation?
Wir durchlaufen Veränderungen wie zu Zeiten der Industrialisierung – nur viel schneller. Die Schweizer sind aufgeschlossen, aber es sind Ängste da. Der Staat könnte mit einem Aufklärungsprogramm der Bevölkerung aufzeigen, was für eine Chance die Digitalisierung für uns alle ist.

Eine Art Technologie-Unterricht in der Schule?
Das müssen die Experten entscheiden. Wir stellen einfach fest: Es gibt Vorbehalte. Zum Beispiel gegenüber Antennen. Ich kenne einen Fall, wo eine neue Antenne gebaut wurde. Da klagten die Leute bereits über Kopfweh, obwohl die Antenne noch gar nicht eingeschaltet war. Dabei ist die Strahlung in der Schweiz etwa zehnmal tiefer als im Ausland.

Das Parlament will den Weg freimachen für stärkere Strahlung.
Ja, das ist sehr wichtig. Sonst können wir aufgrund des massiv zunehmenden Datenkonsums irgendwann die vom Kunden gewünschte Leistung nicht mehr erbringen. Wir fordern eine angemessene Erhöhung der Leistungsstärke und eine Anpassung der Anlagedefinition. Aber selbst wenn die geforderte Strahlenstärke zustande kommt, wird die Strahlung bei uns nur rund ein Drittel so stark sein wie jene im Ausland. Wie wir die Digitalisierung gesetzlich regulieren, wird entscheidend sein.

Sie fordern neue Regelungen?
Ich bin kein Jurist. Aber heute gibt es ein Fernseh- und Radiogesetz sowie ein Fernmeldegesetz. Das mag früher seine Berechtigung gehabt haben, doch es ist nicht mehr zeitgemäss. Telefonie, Fernsehen, Radio – das verschmilzt alles zu einem grossen Ganzen. Warum kombinieren wir die beiden Gesetze nicht zu einem, welches der Digitalisierung Rechnung trägt?

Ein ganz neues Digital-Gesetz?
Das wäre wünschenswert. Und wirklich innovativ.

Aus Orange wurde Salt

Ende 2014 kaufte der Franzose Xavier Niel (49) die damalige Orange für 2,8 Milliarden Franken und taufte das Unternehmen 2015 auf den Namen Salt. Sein Vermögen machte der Geschäftsmann in den 80ern als Technologie-Pionier – unter anderem mit Sex-Chat-Angeboten.

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Xavier Niel (49).
ZVG

Ende 2014 kaufte der Franzose Xavier Niel (49) die damalige Orange für 2,8 Milliarden Franken und taufte das Unternehmen 2015 auf den Namen Salt. Sein Vermögen machte der Geschäftsmann in den 80ern als Technologie-Pionier – unter anderem mit Sex-Chat-Angeboten.

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