Rund 80 Stellen gestrichen
Manor schliesst Warenhaus und Foodmärkte

Bei Manor bleibt kein Stein auf dem anderen. Läden werden geschlossen, zudem gibt sich das Unternehmen eine andere Organisation. Dutzende Kaderstellen werden bei der Warenhauskette gestrichen - um Geld zu sparen. Die Stimmung bei den Angestellten ist auf dem Tiefpunkt.
Publiziert: 10.01.2020 um 08:23 Uhr
|
Aktualisiert: 11.01.2020 um 21:58 Uhr
1/8
Die Manor-Filiale in Bachenbülach ZH wird per Ende April 2020 geschlossen.
Foto: PD
Patrik Berger, Ulrich Rotzinger und Julia Fritsche

Manor baut seine Organisation um – und zwar radikal. Die Warenhauskette entlässt Personal und schliesst das Warenhaus in Bachenbülach ZH. 27 Angestellte verlieren dort ihren Job. Manor sucht für sie eine andere Beschäftigung. Das Warenhaus wird laut Manor geschlossen, weil die Besucherfrequenz im Industriegebiet von Bülach ZH unzureichend ist, um den Standort langfristig wirtschaftlich betreiben zu können. «Hinzu kommt, dass Manor durch die unfreiwillige Schliessung des Flagship an der Zürcher Bahnhofstrasse in diesem Jahr eine beträchtliche finanzielle Einbusse kompensieren muss», heisst es.

Ebenfalls geschlossen werden die Supermärkte in Liestal und Delsberg. Die dazugehörenden Warenhäuser bleiben aber bestehen. Anstelle der Foodmärkte sollen neue Mieter einziehen. Entsprechende Gespräche laufen bereits. Für Manor sind die Verkaufsflächen zu klein. «In unseren Supermärkten müssen wir eine gewisse kritische Grösse erreichen, damit wir diese ohne Abstriche an unsere Qualitätsansprüche profitabel betreiben können», sagt CEO Jérôme Gilg.

Manor räumt Bahnhofstrassen-Warenhaus

Klassische Warenhäuser haben einen schweren Stand. Nicht nur die Globus-Warenhäuser suchen einen neuen Käufer, auch Manor muss Federn lassen.

Nach verlorenem Streit mit Eigentümerin Swiss Life muss Manor in Zürich seinen Vorzeigestandort in der Bahnhofstrasse räumen. Betroffen sind insgesamt 270 Angestellte. Die Hälfte davon hat inzwischen einen Job in einer anderen Filiale oder ausserhalb des Konzerns gefunden.

Bereits in ein paar Wochen ist Schluss. Die Totalräumung ist in vollem Gang, meldet das Traditionshaus auf seiner Website. Dort kündigt das Unternehmen Rabatte auf alle Produkte des Sortiments von bis zu 70 Prozent an.

Definitiv Schluss ist am 31. Januar. Dann schliessen die Tore, über 35 Jahre Warenhaus im Zentrum von Zürich sind Geschichte. (uro)

Der Räumungsverkauf bei Manor in der Bahnhofstrasse ist in vollem Gang.

Klassische Warenhäuser haben einen schweren Stand. Nicht nur die Globus-Warenhäuser suchen einen neuen Käufer, auch Manor muss Federn lassen.

Nach verlorenem Streit mit Eigentümerin Swiss Life muss Manor in Zürich seinen Vorzeigestandort in der Bahnhofstrasse räumen. Betroffen sind insgesamt 270 Angestellte. Die Hälfte davon hat inzwischen einen Job in einer anderen Filiale oder ausserhalb des Konzerns gefunden.

Bereits in ein paar Wochen ist Schluss. Die Totalräumung ist in vollem Gang, meldet das Traditionshaus auf seiner Website. Dort kündigt das Unternehmen Rabatte auf alle Produkte des Sortiments von bis zu 70 Prozent an.

Definitiv Schluss ist am 31. Januar. Dann schliessen die Tore, über 35 Jahre Warenhaus im Zentrum von Zürich sind Geschichte. (uro)

Vor allem beim Kader kommt es zu Abgängen. Der Grund: Bisher hatte jedes der 60 Warenhäuser einen eigenen Direktor. Unabhängig von der Grösse hatten alle den gleichen Lohn. Damit ist nun Schluss. Neu gibt es 28 Einheiten (Manor nennt sie Verbünde), unter deren Dach die Warenhäuser vereint werden. Entsprechend sinkt die Zahl der Direktoren auf neu 28.

Einem dieser 28 Hauptdirektoren sind mehrere Storemanager unterstellt, die je eines der bald 59 Warenhäuser führen. Diese Reorganisation betrifft ein Dutzend Warenhausdirektoren und rund 40 weitere Mitarbeitende.

Angestellte in Tränen ausgebrochen

Die Betroffenheit beim Personal ist gross. BLICK ist unter anderem ein Fall bekannt, wo die Angestellten in Tränen ausgebrochen sind, als sie ihr Vorgesetzter über seinen Abgang informierte Sie wollten spontan streiken, um ein Zeichen zu setzen und zu versuchen, ihrem langjährigen Chef den Posten zu retten. «Der Chef hat uns aber davon abgeraten», sagt ein Mitarbeiter zu BLICK.

Er ist überzeugt: «Einen so menschlichen und kompetenten Chef werden wir nie mehr finden.» Seine Entlassung sei aus heiterem Himmel gekommen. Intern wurde die Massnahme mit einer Umstrukturierung begründet. Der Angestellte vermutet: «Künftig wird ein Vorgesetzter mehrere Filialen leiten müssen. So will die Warenhauskette die Kosten senken.»

«Durch billige Arbeitskräfte ersetzt»

«Selbst vor langjährigen Kaderleuten, die ‹Manor über Jahrzehnte lebten› und die einige wenige Jahre vor der Pensionierung stehen, wird nicht Halt gemacht. Von heute auf morgen auf der Strasse, nach jahrzehntelanger Firmentreue», sagt eine gut informierte Quelle zu BLICK.

Gemäss dieser Quelle sollen die Geschassten durch «billigere, junge Arbeitskräfte» ersetzt werden, um dem Kostendruck gerecht zu werden.

Ein weiterer Manor-Kadermann, der sein ganzes Berufsleben bei der Warenhauskette gearbeitet hat, wird am Dienstag in die Zentrale zitiert. Tags darauf erhält er die Kündigung – nach fast 40 Jahren.

30 neue Jobs in der IT

Manor will laut der Mitteilung das Onlinegeschäft in den nächsten fünf Jahren markant stärken. Im Digital- und IT-Infrastruktur-Bereich sollen dieses Jahr deshalb mehr als 30 neue Stellen geschaffen werden.

Zum Manor-Imperium gehören auch 31 Food-Supermärkte und 28 Manora-Restaurants schweizweit. Insgesamt beschäftigt der Warenhauskonzern 9500 Angestellte.

Liebe Leserinnen und Leser, sind Sie von den Umwälzungen bei Manor selbst betroffen – oder kennen jemanden? Melden Sie sich bitte bei der BLICK-Wirtschaftsredaktion. E-Mail: wirtschaft@blick.ch

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.