Insgesamt flossen in den ersten sechs Monaten des Jahres noch 1,2 Milliarden Franken an Schweizer Startup-Firmen, was einem Rückgang um 54 Prozent gegenüber der gleichen Vorjahresperiode entsprach. Das ist aus dem am Donnerstag publizierten «Swiss Venture Capital Report» des Online-Portals Startupticker.ch und der Investorenvereinigung SECA zu entnehmen. Allerdings ging die Anzahl der Investitionen mit einem Minus um 5 Prozent auf 154 deutlich weniger stark zurück.
Damit liege das Niveau der Startup-Investitionen wieder ungefähr auf dem Vor-Corona-Niveau, sagte Startupticker-Chefredaktor Stefan Kyora an einem Mediengespräch. Einen Einbruch gab es vor allem bei den Investitionen im Digitalisierungsbereich - diese sackten im Vergleich zum Vorjahr um 73 Prozent ab. Die Investitionen in den Bereich Biotech blieben dagegen relativ stabil.
Angesichts der Unsicherheiten wie Ukraine-Krieg oder hoher Inflation hätten sich gerade die hierzulande für Startup-Investitionen wichtigen privaten Geldgeber und Family Offices zurückgezogen, sagte Kyora. Die Schweiz folge damit den internationalen Entwicklungen im Startup-Bereich, wenn auch mit etwas Verspätung.
Ausgeblieben sind im Jahresverlauf bisher auch die ganz grossen Finanzierungsrunden. Den grössten Betrag konnte das ETH Lausanne-Spinoff Distalmotion verbuchen, das für seine chirurgischen Robotersysteme 134 Millionen Franken einsammelte. Neben dem Medtech-Startup konnten auch die beiden Biotech-Unternehmen Noema Pharma (103 Millionen) und Alentis Therapeutics (94 Millionen) grössere Summen einsammeln. Zum Vergleich: 2022 hatte das Cleantech-Unternehmen Climeworks alleine noch rund 600 Millionen eingesammelt.
In der geographischen Auswertung bekamen die Kantone Zürich und Zug den Rückgang der Investitionen stark zu spüren - Kantone mit einem traditionell hohen Anteil an ICT- und Fintech-Startups. Stabil blieb die Situation dagegen im Kanton Waadt, während der Kanton Basel-Stadt dank seiner Biotech-Ausrichtung sogar mehr Startup-Investitionen verzeichnete.
Keinen Bremser erlitten dagegen die Übernahmeaktivitäten: Insgesamt wurden im ersten Halbjahr schweizweit 32 Startups übernommen, so viele wie noch nie in einem Halbjahr. In elf der Fälle handelte es sich bei den Käufern um Schweizer Unternehmen. Ein Grund für die vermehrten Firmenkäufe könnte allerdings auch im derzeitigen Fachkräftemangel liegen, so Kyora: Unternehmen könnten auf diese Weise gute Teams für sich rekrutieren.
Immerhin könnte im ersten Halbjahr eine Talsohle durchschritten sein, wie eine Umfrage unter knapp 100 Investoren zeigt: Der Anteil der Geldgeber, die noch einen weiteren Rückgang der Startup-Investitionen erwartet, auf etwas unter die Hälfte zurückgegangen. Nach den hohen Bewertungen in den «Boomjahren» 2021 und 2022 dürften auch die zurückgekommenen Bewertungen Einstiegsmöglichkeiten für neue Investoren bieten.
(SDA)