Die Exportzahlen der Uhrenbranche sind tiefrot. Alleine zwischen Januar und Juni haben die Ausfuhren um 10,6 Prozent abgenommen. Kein Wunder, musste Swatch-Chef Nick Hayek (61) heute einen Gewinneinbruch von 52 Prozent im ersten Halbjahr verkünden.
Besonders stark nachgegeben haben die Exporte nach Hongkong. Sie sind gegenüber der Vorjahresperiode um 1,2 Milliarden Franken zurück gegangen – ein Minus von 26,7 Prozent. Auch die Ausfuhren in die USA (-9,3 Prozent), nach China (-14,7 Prozent) und Italien (-12,6 Prozent) sind stark rückläufig.
Dafür gibt es mehrere Gründe. So geben die bisher so spendierfreudigen Chinesen auf ihren Reisen nicht mehr so viel Geld aus wie früher. Ein Problem: Denn Luxusgüter kaufen Chinesen traditionell im Ausland.
Politisch ist dies gewollt. Mit verschiedenen Massnahmen dämmt die chinesische Regierung Einkäufe im Ausland ein. So muss beim Import von Luxusuhren neu 60 Prozent des Kaufpreises bezahlt werden. Bisher waren es 30 Prozent.
Konkurrenz aus den USA
Ein anderes Problem ist hausgemacht. Denn mit Apple haben die Uhrenbauer einen neuen, erfolgreichen Mitbewerber. Laut der NZZ dürfte das Unternehmen aus Cupertino bereits dieses Jahr umsatzmässig den Spitzenplatz übernehmen.
Das spüren die Schweizer Uhrmacher. Die Exporte von Uhren mit Ladenpreisen zwischen 600 bis 1000 Franken sind aktuell 17 Prozent im Minus. Bei Uhren in anderen Preiskategorien liegt der Rückgang unter 5 Prozent. Statt eine schicke Quarzuhr aus der Schweiz kaufen die Kunden heute lieber eine schlaue Uhr aus den USA.
Richtige Smartwatches aus der Schweiz gibt es nicht. Einzige Ausnahme ist die Connected von Tag Heuer. Im klassischen Gehäuse findet sich Technik von Google und Intel.
Eine Kombination, die gut ankommt. Ursprünglich plante Tag-Heuer-Chef Jean-Claude Biver (66), dieses Jahr 20'000 Stück abzusetzen. Seine Erwartungen wurden übertroffen. Aktuell produziert der Konzern 2000 Stück pro Woche. Entsprechend gut sind die Umsatzprognosen: Tag Heuer erwartet für dieses Jahr ein Plus von 10 Prozent.
Personal aufgestockt
Ein weiteres Problem sind die Personalkosten: Denn in den letzten Jahren haben die Uhrenhersteller ihr Personal stark aufgestockt. Zwischen 2010 und 2014 ist der Personalbestand um 22 Prozent gestiegen, schreibt die NZZ.
Wegen der rückläufigen Nachfrage wird das jetzt teilweise korrigiert: So hat Richemont Anfang Jahr in der Schweiz einen Stellenabbau von 500 Personen angekündigt. Für Swatch ist das kein Thema. Bereits im Krisenjahr 2009 hat der Bieler Konzern keine Mitarbeiter auf die Strasse gestellt – was sich beim folgenden Aufschwung auszahlte.
Auf eine Erholung hofft das Unternehmen auch im zweiten Halbjahr 2016. In den ersten drei Juliwochen habe Swatch in China bereits ein sehr gutes Wachstum erzielt, heisst es. Das nehmen die Aktionäre Hayek ab. Die Swatch-Aktie lag am Vormittag rund 3 Prozent im Plus.