Auch im muslimisch erzkonservativen Saudi-Arabien wird der Valentinstag zunehmend gefeiert, allerdings ohne dass der Tag so genannt werden dürfte. Das führt zu skurrilen Verrenkungen im öffentlichen Leben: In den Einkaufszentren der Hauptstadt Riad ist Rot derzeit die dominierende Farbe, es gibt Rabattaktionen für Damenunterwäsche, Parfüm und Make-Up, überall sind rote Herzen zu sehen - das Wort «Valentinstag» findet sich jedoch nirgends.
«Die Geschäftsleitung hat uns gebeten, die Schaufenster mit roten Dessous zu dekorieren, aber ohne den Valentinstag irgendwo zu erwähnen», sagt eine Verkäuferin, die nicht namentlich genannt werden will. «Es gibt viele Kunden, die zum Valentinstag rote Dessous nachfragen», sagt auch die Verkäuferin eines anderen Geschäfts. «Wir haben in dieser Zeit Rabatte, aber wir nennen sie nicht Valentinstagsangebote».
Das Tragen roter Kleidung am 14. Februar wird sanktioniert
Der Valentinstag hat eine lose Verbindung zur christlichen Heiligenverehrung. Jeglicher Bezug zu der Feier war in Saudi-Arabien daher lange Zeit Tabu. Die Religionspolizei ging hart gegen entsprechende Verkaufsaktionen vor, selbst das Tragen roter Kleidung am 14. Februar wurde sanktioniert.
In dem Versuch, sich ein moderneres Image zuzulegen und seine vom Öl abhängige Wirtschaft zu diversifizieren, hat in den vergangenen Jahren jedoch ein gesellschaftlicher Wandel in Saudi-Arabien eingesetzt. Unter anderem wurde die gefürchtete Religionspolizei in ihren Befugnissen eingeschränkt und Frauen mehr Freiheit eingeräumt, etwa das Recht, Auto zu fahren und farbige Kleidung zu tragen.
«Wir können rote Kleidung jetzt ausstellen und sogar im Schaufenster zeigen», sagt eine der Verkäuferinnen - auch wenn das nicht alle gut finden. «Ich möchte diese Dinge nicht sehen», sagt eine bis zu den Augen schwarz verhüllte Kundin im Einkaufszentrum. «Sie stören mich, aber es gibt Leute, denen das gefällt, und das ist ihre Entscheidung.»
Die Zeiten ändern sich und viele in Saudi-Arabien, dessen Bevölkerung zur Hälfte jünger als 35 Jahre ist, begrüssen den Valentinstag, ob sie ihn nun so nennen oder nicht. «Im Moment feiern wir ihn noch im Stillen in Cafés und Restaurants, aber wir hoffen, dass sich das in den nächsten Jahren durchsetzt», sagt eine junge Kundin. (AFP)