Endlich gibts den Aufsteller für die lustlose Frau: Addyi heisst das weibliche Pendant zur Potenzpille Viagra. Eben hat die US-Arzneimittelbehörde FDA dem Hersteller Sprout grünes Licht für den Verkauf der ersten Lustpille für die Frau gegeben.
Rosa ist die kleine Tablette, die ursprünglich vom deutschen Pharmariesen Boehringer Ingelheim entwickelt, aber dann wegen gescheiterter Zulassung an Sprout verkauft wurde.
Knackpunkt: Bei Versuchen mit der Pille kam es bei Frauen lediglich zu einem halben bis einem Mal Sex mehr pro Monat als bei Frauen, die ein Placebo einnahmen. Dafür verursachte das echte Mittel bei manchen Test-Teilnehmerinnen Übelkeit und tiefen Blutdruck.
Flibanserin, so der ursprüngliche Name, war einst als Antidepressivum gedacht. Im Gegensatz zu Viagra, das den Penis arbeitsfähig macht, wirkt die Pille für die Frau auf die Psyche.
«Sie senkt den Spiegel des Wohlfühlhormons Serotonin, hebt dagegen die Konzentration des Glückshormons Dopamin», sagt BLICK-Sexberaterin Caroline Fux. Sie ist skeptisch, dass Addyi die beste Behandlung für sexuelle Unlust ist.
Und kaum darf die rosa Pille in den USA verkauft werden, schlagen Schweizer Politikerinnen Alarm. «Die Nebenwirkungen sind viel grösser als die Lust auf Sex. Ich rate den Frauen, vorläufig die Finger davon zu lassen», sagt GLP-Nationalrätin Margrit Kessler (66) zu BLICK.
Für besseren Sex habe die FDA ihre eigenen Frauen als Versuchskaninchen zur Verfügung gestellt. «Lassen wir sie doch gewähren und dieses Experiment an den Amerikanerinnen durchführen», sagt die Präsidentin der Schweizerischen Stiftung SPO-Patientenschutz. Eine Pille zur täglichen Einnahme mit so vielen Nebenwirkungen und die einer Frau nur einmal Sex im Monat ermögliche, das sei vorwiegend ein gutes Geschäft für die Pharmaindustrie.
Ist in der Schweiz bereits ein Gesuch zur Marktzulassung der rosa Pille eingegangen? «Hierzulande gibt es noch kein zugelassenes Arzneimittel mit vergleichbarer Indikation», meint Peter Balzli von der Heilmittelbehörde Swissmedic. Mehr sagt er unter Berufung auf das Amtsgeheimnis nicht.
Hersteller Sprout bestätigte jedenfalls, dass «das Interesse besteht, Addyi auch in Europa auf den Markt zu bringen». Bis sich Schweizerinnen die Lustpille verschreiben lassen können, dürfte es mindestens ein Jahr gehen. Über den Online-Schwarzmarkt werden wohl aber bald in unseren Schlafzimmern die ersten Pillen getestet.