Roger Federer im BLICK-Interview über sein Investment beim Zürcher Laufschuh-Start-up On
«Wir können stolz sein, wie innovativ die Schweiz ist»

Roger Federer (38) verrät im Interview mit BLICK, warum er beim Zürcher Laufschuh-Startup On einsteigt. Er beruhigt seine Tennis-Fans, reflektiert über die Schweiz und sagt, weshalb er keine Fotos während seinen Ferien veröffentlichen wird.
Publiziert: 26.11.2019 um 05:40 Uhr
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Aktualisiert: 11.03.2021 um 11:52 Uhr
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Roger Federer (38) spricht kurz vor seinen Ferien im grossen BLICK-Interview über sein Investment beim Zürcher Laufschuh-Startup On.
Foto: PETER LueDERS
Nicola Imfeld aus New York (USA)

Die letzten Tage waren auch für einen Vielreiser wie Roger Federer (38) enorm stressig. Nach dem Halbfinal-Aus an den ATP-Finals in London machte er sich auf eine Tour durch Südamerika, besuchte dabei die Länder Argentinien, Chile, Kolumbien, Mexiko und Ecuador. Bei einem seiner vier Exhibition-Spiele stellte er in einer Stierkampf-Arena in Mexiko City mit 42'517 Fans einen neuen Weltrekord auf. Auf der Rückreise in die Schweiz machte Federer nun noch einen kurzen Abstecher nach New York, um seine Partnerschaft mit dem Zürcher Laufschuh-Start-up On AG zu promoten. Die Schweizer Tennis-Legende soll sich mit einem hohen finanziellen Betrag beteiligt haben – von 50 bis 100 Millionen Franken ist die Rede.

Vor seinen Ferien empfängt ein locker aufgelegter Roger Federer BLICK zum Interview in einem New Yorker Hotel, unmittelbar neben dem Central Park.

BLICK: Sie haben eine lange Saison hinter sich und die letzten fünf Tage im Flugzeug geschlafen. Stress pur vor den Ferien! Wie erschöpft sind Sie?

Roger Federer: Komischerweise bin ich auch jetzt noch voller Energie. Das Programm in den vergangenen Tagen war aber schon extrem. Die Tour durch Lateinamerika – ein unglaublich emotionales und einmaliges Erlebnis. Und heute bin ich für ein Werbevideo durch den Central Park und New York gejoggt. Ich muss schauen, dass ich nach diesem Interview nun nicht komplett abschalte, sonst werde ich noch krank. Ich muss langsam zurückfahren. Aber das habe ich in den vergangenen Jahren gelernt, deshalb mache ich mir nicht allzu grosse Sorgen.

Mit Ihrem Einstieg beim Laufschuh-Start-up On haben Sie zum Saisonende nochmals eine Bombe platzen lassen. Für einmal sorgen Sie in der Wirtschafts- und nicht in der Tenniswelt für Aufsehen. Wie kam es dazu?

Ganz spontan eigentlich. Meine Freunde haben vor einigen Jahren plötzlich angefangen, diese Schuhe zu tragen. Vor zwei Jahren habe ich dann auch On ausprobiert – und wurde Fan der Marke. Irgendwann kam dann der Kontakt mit den drei Gründern zustande. Bei einem Abendessen haben wir 2018 erste Gespräche geführt. Es reizte mich, einem jungen Schweizer Unternehmen, das schnell wächst, zu helfen. Und auch die Jungs haben mir gefallen.

Viele Fans sind beunruhigt, dass Ihr Investment als Zeichen für ein baldiges Karriereende zu deuten sei.

Lustig ist ja, dass On möchte, dass ich weiterspiele. Und ich will auch! Klar, mit dem Engagement weiss ich nun, in welche Richtung es nach meiner Tennis-Karriere gehen wird. Aber glauben Sie mir: Ich freue mich auf die kommende Saison.

Sie als stolzer Basler und eingefleischter FCB-Fan steigen bei einem Zürcher Start-up ein. Das passt auf den ersten Blick so gar nicht zusammen.

Das ging mir auch schon durch den Kopf, dass die bei On fast alle einen Zürcher Akzent haben. Doch wenn sie das Gefühl haben, dass ein Basler helfen kann, dann ist das natürlich super (lacht). Aber Spass beiseite, letztlich sind wir ja alle Schweizer. Und der Zürcher Akzent stört mich überhaupt nicht.

Was sind Ihre konkreten Aufgaben bei On?

Wir haben das nicht stur formuliert. Klar ist, dass ich mich bei On einbringen werde. Ich will bei der Entwicklung von Schuhen mithelfen, werde meine Meinung zum Design äussern und auch Tipps in Sachen Marketing geben. Ich glaube, dass ich in diesen Bereichen die nötige Erfahrung mitbringe. Ehrlich gesagt will ich dieser jungen Schweizer Firma einfach helfen. Wenn ich bei einigen Angelegenheiten nicht gebraucht werde, ist das auch kein Problem. Ich vertraue dem On-Team.

On hat sich auf Laufschuhe spezialisiert. Doch Sportschuhe für den Alltag – sogenannte Sneakers – sind der viel grössere Markt. Knapp 60 Milliarden Franken wurden 2018 weltweit umgesetzt. Sie selbst sind ein bekennender Sneaker-Fan, besitzen an die 300 Paare. Wechselt On mit Ihnen nun die Strategie?

Die Laufschuhe werden immer das Herzstück von On bleiben. Das ist für die drei Co-Gründer wie auch für mich klar. Ich kann Ihnen aber versichern, dass in den kommenden Jahren vieles kommen wird. Mein Input wird sicher in die modische Richtung gehen, da ich tatsächlich bequeme Sneakers für den Alltag liebe. Aber ich habe ja alles getragen – ob Lauf-, Basketball- oder Tennisschuhe.

Apropos Tennisschuhe. Sie kennen den Wunsch Ihrer Fans?

Ich habe es mitgekriegt, ja ...

... bereits im kommenden Jahr soll ein erster On-Schuh mit Ihrem Mitwirken auf den Markt kommen. Wir ahnen einen Marketing-Coup.

Was meinen Sie?

Pünktlich zu den Olympischen Spielen in Tokio bringt On seinen ersten Tennisschuh heraus. Und Sie schreiten mit Schweizerkreuz auf der Brust und Schweizer Schuhen unter den Füssen auf den Court.

Das wäre natürlich ein absolutes Highlight. Die Spiele sind für mich ohnehin schon eine Herzensangelegenheit. Aber On und Olympia – daran habe ich noch gar nicht gedacht. Es wäre die perfekte Geschichte, aber wir wissen heute schlicht noch nicht, ob es in diese Richtung gehen wird. Einen Tennisschuh kreiert man nicht über Nacht, das braucht viel Arbeit. Ich kann Ihnen aber versichern: Die Gespräche laufen.

Sie sind ein Jackpot für On. Neben ihrem finanziellen Engagement öffnen sich dem Start-up dank ihrem Namen auch Türen. Einen Lohn beziehen Sie nicht. Was springt denn für Sie heraus?

Sie nennen es einen Jackpot, für mich ist es eine klassische Win-win-Situation. Schuhe und Mode sind zwei Leidenschaften von mir – bei On kann ich die vereinen. Mein Engagement sollte etwas anderes sein. Normalerweise bist du als Sportler das klassische Werbegesicht – du bist nur so gut wie dein letztes Match. Alles ist sehr geschäftsorientiert. Darunter leidet leider oft die Verbundenheit, das Feeling zur Marke. Bei On hingegen bin ich nun direkt involviert, kann aktiv mitwirken. Und wenn es dem Unternehmen in Zukunft finanziell gut geht, dann kann es auch mir gut gehen.

Caspar Coppetti, einer der On-Co-Gründer, hat in der «New York Times» gesagt, die Schweiz sei bekannt für Geld und Leidenschaft, nicht aber so sehr für Innovation. Die Schweiz sei in dieser Beziehung ein «ziemlich konservatives Land». Wie sehen Sie das?

Hat er das gesagt? Da muss ich ihm widersprechen. Ich nehme die Schweiz als eines der innovativsten Länder wahr. Es ist doch unglaublich, wie viel wir als kleines Land herausbringen und entwickeln. Die Schweiz ist in dieser Beziehung fantastisch!

Wie erklären Sie sich das?

Mit dem Bildungssystem. Nun, ich bin vielleicht ein schlechtes Beispiel, aber in der Schweiz haben fast alle einen sehr guten Schulabschluss. Wir lernen in jungen Jahren viel, sind sehr studiert. So entwickeln wir Ideen – und haben dann auch noch den Mut und die Voraussetzungen, diese in die Tat umzusetzen. Wir können stolz sein, wie innovativ die Schweiz ist.

Welche anderen Investments neben On können wir in Zukunft von Ihnen erwarten?

Ich bin nicht auf der Suche und will mich in Zukunft sicher auch nicht übernehmen. Nun schauen wir erst mal, wie viel Zeit mein Engagement bei On in Anspruch nehmen wird. Ich werde auch mit meinem Ausrüster Uniqlo und weiteren Partnern über mein Karriereende hinaus zusammenarbeiten. Und ich spiele hauptsächlich immer noch Tennis!

Jetzt kommen aber zuerst die Ferien. Werden wir Roger Federer schon bald in Badehosen posierend auf Instagram sehen?

Nein. Ich veröffentliche nicht gerne Bilder aus den Ferien. Das empfinde ich als unfair – andere sind doch am Arbeiten. Dann muss ich mich nicht strahlend am Strand zeigen. Ausserdem geniesse ich diese privaten Momente mit der Familie. Da brauche ich kein Social Media.

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