Ringier-Jahresbericht 2023
Mehr Gewinn, neue Palantir-Partnerschaft und ein Rekord

Die Ringier-Gruppe machte im vergangenen Geschäftsjahr trotz schwierigem makroökonomischen Umfeld grosse Fortschritte –besonders in den digitalen Bereichen. Hier gab es auch wieder einen neuen Rekord.
Publiziert: 14.05.2024 um 14:03 Uhr
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Aktualisiert: 14.05.2024 um 20:38 Uhr
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Marc Walder, CEO der Ringier-Gruppe, präsentiert am Dienstag den Ringier-Jahresbericht 2023 im Zürcher Kino Corso.
Foto: Thomas Meier
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Marc Walder, CEO der Ringier-Gruppe, präsentiert am Dienstag den Ringier-Jahresbericht 2023 im Zürcher Kino Corso.
Foto: Thomas Meier

Der kontinuierliche Ausbau der digitalen Produkte zahlt sich für den Medienkonzern Ringier aus. Das zeigt ein Blick in die Geschäftszahlen für das vergangene Ringier-Jahr. CEO Marc Walder (58): «Trotz schwierigem makroökonomischem Umfeld und der Medien-Sparte, die weiter unter Druck ist, konnte die Ringier-Gruppe den operativen Gewinn erneut leicht steigern.»

Die Ringier-Gruppe erwirtschaftet im Geschäftsjahr 2023 ein EBITDA von 105,5 Millionen Franken, was einem leichten Wachstum gegenüber dem Vorjahr entspricht (2022: 104,9 Millionen).

Die wichtigsten positiven EBITDA-Treiber im Jahr 2023 waren absolut gesehen: Die digitalen Marktplätze JobCloud, SMG Swiss Marketplace Group und Ticketcorner in der Schweiz, Profession in Ungarn, ejobs in Rumänien, das TV-Vermarktungsunternehmen Admeira sowie die Ringier Axel Springer Schweiz AG, die in 2024 in Ringier Medien Schweiz aufgegangen ist.

Der Umsatz der Ringier-Gruppe belief sich im abgelaufenen Jahr auf 918,9 Millionen Franken und ist im Vergleich zu 2022 (932,6 Mio.) leicht rückläufig. Die operativen Kosten folgen weitgehend der Umsatzentwicklung, wodurch die EBITDA-Marge in 2023 um 0,2 Prozentpunkte erhöht werden konnte.

Rekord im Digitalen

Ringier-CEO Walder hebt den digitalen Anteil des operativen Gewinns hervor – ein neuer Rekord. «Der digitale Anteil des operativen Gewinns ist mit 83 Prozent auf dem höchsten Stand in der Geschichte des Unternehmens. Die Transformation von einem Zeitungs- und Zeitschriften-Verlag mit Druckereien zu einem digitalen und diversifizierten, internationalen Medienunternehmen macht weiter grosse Fortschritte», sagt Walder.

Zum Ende 2023 beschäftigte die Ringier-Gruppe 6571 Mitarbeitende (2022: 6486). Die Neueinstellungen konzentrierten sich vor allem auf neu erschlossene, digitale Wachstumsbereiche: Sports Media, zahlreiche KI-Initiativen sowie das Projekt Ringier X, das seit Januar 2023 als gruppenweiter Innovations-Accelerator mit dem Ziel genutzt wird, das Wachstums- und Innovationsmindset aller Mitarbeitenden der Ringier-Gruppe zu fördern, damit aus den Ideen von heute die Geschäftsmodelle und Einkommensströme von morgen aufgebaut werden können.

Durch die erfolgreiche digitale Transformation der Ringier-Gruppe wurde bereits in den letzten Jahren ein signifikanter Anstieg des EBITDA-Digitalanteils erreicht. Dieser Trend setzte sich 2023 mit einem digitalen Rekordanteil am Betriebsergebnis von 83 Prozent fort (2022: 79 Prozent). Damit gehört die Ringier-Gruppe zu den digitalsten Medienunternehmen Europas.

Neue strategische Partnerschaft

Im Rahmen einer fünfjährigen Partnerschaft wird Palantir Technologies Inc. Ringier seine «Artificial Intelligence Platform (AIP)» zur Verfügung stellen, um die KI-Strategie für die drei strategischen Bereiche der Gruppe - Media, Marketplaces und Sports Media - international voranzutreiben und mit der neuesten und verantwortungsvollsten KI-Technologie zu arbeiten.

«Die Medienbranche wird sich durch die Fortschritte der künstlichen Intelligenz weiter verändern», sagt Alex Karp (56), Mitbegründer und CEO von Palantir Technologies Inc. «Wir sind enorm erfreut über die Verlängerung unserer Partnerschaft mit Ringier, die sich durch eine ehrgeizige und verantwortungsvolle Implementierung von Software im gesamten Unternehmen auszeichnet.»

Palantir hat seine AIP-Plattform im April 2023 lanciert. Sie bietet Ringier eine effiziente Lösung für die Entwicklung und Implementierung von KI-basierten Anwendungen. Durch die Integration und Verarbeitung grosser Datenmengen hilft AIP Ringier,relevante Inhalte zu verbessern und die Vorlieben der Nutzerinnen und Nutzer besser zu verstehen. AIP ermöglicht ein präzises Targeting und die Optimierung von Werbestrategien durch die Analyse von Lesertrends und -präferenzen.

Die Skalierbarkeit der Plattform ermöglicht einen schnellen Übergang vom Prototyp hin zur voll funktionsfähigen KI-basierten Anwendung, was insbesondere in dynamischen Medienumgebungen von Vorteil ist.

AIP gewährleistet die Einhaltung höchster Datenschutzstandards, was für den Umgang mit sensiblen Daten unerlässlich ist. Durch die Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Teams aus den Bereichen Media, Sports Media, Marketplaces und Tech & Data wird AIP Ringierin die Lage versetzen, innovative KI-basierte Lösungen zu entwickeln, die der Unternehmensgruppe helfen, in einem hart umkämpften Markt führend zu bleiben.

Die Partnerschaft zwischen Palantir und Ringier besteht seit 2018. Sie wurde 2021 um die Nutzung der Foundry-Software von Palantir erweitert, um die digitale Transformation von Ringier voranzutreiben und den 4 Übergang zu einem datengetriebenen globalen Medienunternehmen zu beschleunigen. Ringier nutzt Foundry - und jetzt auch AIP - nicht nurin seinen Newsrooms, sondern auch, um die Leistung seiner Medien- und digitalen Marktplatz-Marken in der Werbung zu verbessern.

Überblick Bereich Media

Media National: Zum Ausbau der führenden Wettbewerbsposition im Media-Bereich wurden im November 2023 sämtliche Anteile am Schweizer Joint Venture Ringier Axel Springer Schweiz (RASCH) erworben. Im Zuge dieser Transaktion wurden die bisherigen RASCH-Magazin- und Zeitschriftentitel, die Blick-Gruppe, die Vermarktungsorganisation Ringier Advertising sowie die Einheiten Ringier Mediatech & Services unter dem Dach von Ringier Medien Schweiz zusammengeführt.

Mit 4,6 Millionen Nutzerinnen und Nutzern (≙ 50 Prozent der Schweizer Bevölkerung), der stetigen Entwicklung neuer Angebote und der engeren Zusammenarbeit der Medienmarken, positioniert sich Ringier Medien Schweiz als führende wirtschaftliche Kraft unter den Schweizer Medienunternehmen.

Marc Walder: «Der Auskauf von Axel Springer in der Schweiz im Jahr 2023 unterstreicht unser Engagement für unabhängigen, relevanten Journalismus. Die Schweizer Medienmarken Blick, izzy, Beobachter, Handelszeitung, Bilanz, cash.ch, l’Illustré/TV8, PME, Schweizer Illustrierte, Glückspost, Tele, Landliebe, Caminada und Interview by Ringier sind in ihren jeweiligen Segmenten allesamt in führenden Positionen.»

Im April 2024, zehn Monate nach der Lancierung des Digital-Abos, wurde Blick+ bei der Verleihung der INMA Global Media Awards in London in der Kategorie «Best Subscription or Registration Experience» mit dem ersten Platz ausgezeichnet.

Media International: Das führende polnische Nachrichtenportal Onet, Teil des Joint Ventures Grupa Ringier Axel Springer Polska AG, hat seine Position als landesweit vertrauenswürdigste digital Medienmarke laut dem «Brand Trust Index 2024» des Reuters Institutes gefestigt. Ringier Slovakia hat wichtige Restrukturierungsmassnahmen zur Steigerung der Rentabilität unternommen und unter anderem weniger profitable Web Domains eingestellt.

Ringier Hungary hatte anlässlich seines 30-jährigen Bestehens allen Grund zu feiern, da die EBIT-Ziele trotz schwierigen Umfelds mi trekordhoher Inflation übertroffen wurden. Ringier Romania steigt bei der führenden Medienmarke Libertatea auf eine Digital-First-Strategie um.

Bei Ringier Serbia konsolidierte Blic seinen Status als vertrauenswürdigste Nachrichtenquelle des Landes und behielt seinen Rang als führende serbische Webseite. Blic TV erweiterte sein Programm und verzeichnete einen Anstieg der Einschaltquoten.

In Afrika erreichte Pulse über seine Online-Plattformen und soziale Medien Kanäle über 42 Millionen Follower.

Überblick Bereich Digitale Marktplätze

Der Geschäftsbereich Global Marketplaces blickt trotz des konjunkturellen Gegenwinds in den meisten Märkten auf ein weiteres erfolgreiches Jahr zurück. Die in ihren Ländern führenden digitalen Marktplatz-Plattformen in den Bereichen Jobs, Immobilien, Auto, General Marketplaces und Ticketing trugen im Jahr 2023 massgeblich zur Steigerung der Digitalerlöse von Ringier bei.

Digitale Marktplätze: National JobCloud ist der Schweizer Marktführer innerhalb der digitalen Jobvermittlung. Die Neugestaltung der Produktpakete und die Verbesserung des Produktangebots führten in 2023 zu herausragenden Umsätzen, insbesondere im französischsprachigen Landesteil. Die SMG Swiss Marketplace Group mit ImmoScout24, Homegate, AutoScout24, Ricardo, tutti.ch und weiteren Plattformen erzielte in 2023 ein beachtliches EBITDA-Ergebnis und konnte ihre EBITDA-Marge im Vergleich zum Vorjahr substanziell steigern. Im post-pandemischen Umfeld floriert die Unterhaltungsbranche. Das Vertrauen in den führenden Schweizer Ticketing-Anbieter ist erneut gestiegen. Ticketcorner blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2023 zurück, in dem rund 11 Millionen Tickets für rund 16’000 Veranstaltungen verkauft wurden.

Digitale Marktplätze International: Ungarns führende Job-Plattform Profession.hu hat einmal mehr starke Ergebnisse geliefert und in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld im Jahresvergleich ein Umsatzwachstum erzielt. In den baltischen Staaten stand die führende Jobvermittlung Gruppe CV Keskus ebenfalls vor schwierigen Bedingungen, da die Zahl der offenen Stellen in allen drei Märkten (Estland, Litauen und Lettland) deutlich zurückging. Trotz dieser Herausforderungen gelang es CV Keskus, seine kommerziellen Aktivitäten durch eine Revision seines Produkt- und Preisangebots weiter erfolgreich zu optimieren und gleichzeitig Spitzenwerte bei den Bewerbungszahlen zu erzielen.

eJobs, Rumäniens führender digitaler Stellen-Markt, konnte sich erfolgreich auf dem herausfordernden Personalmarkt behaupten und verzeichnete 11 Mio. Bewerbungen über seine Plattform. Die wirtschaftlichen Herausforderungen in Rumänien führten in 2023 zu einer geringeren Anzahl an Immobilientransaktionen. Dennoch konnte die marktführende PropTech-Plattform Imobiliare.ro ihre Finanzziele um 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr übertreffen.

Sports Media: Seit ihrer Gründung 2022 hat sich die Ringier Sports Media Group (RSMG) als dynamische Kraft in Europas digitaler Sport-Medien-Branche etabliert. Das Ziel, durch Konsolidierung derführenden digitalen 3 Sport-Medien-Marken ein relevanter Playerin Europa zu werden, wurde durch zahlreiche strategische Massnahmen vorangetrieben.

So expandierte die RSMG 2023 mit der Neugründung der Plattform sportal.gr nach Griechenland. In Portugal wiederum übernahm die RSMG das traditionsreiche Sport-Medien-Unternehmen A Bola. In Rumänien konzentriert sich die RSMG auf die Umsetzung der Digital-First-Strategie bei GSP.ro, was zu neuen Rekordzahlen führte. Ein mit der DPG Media Group aus den Niederlanden geschlossenes Joint Venture zielt darauf ab, Sportnieuws.nl weiterzuentwickeln.

Die RSMG ist mittlerweile mit acht führenden Sports Media Plattformen in acht europäischen Ländern vertreten und hält zudem eine strategische Position bei der global tätigen LiveScore Group. Mit Technologien wie dem Sportal365 CMS bietet die RSMG monatlich über 25 Mio. Sportfans Inhalte, darunter Analysen, Expertenmeinungen und Exklusiv-Interviews. Im Dezember erwarb die RSMG in der Slowakei zudem die restlichen Anteile an sport.sk vom bisherigen Partner NIKÉ.

Überblick Bereich Tech & Data

Ringier hat 2023 grundlegende operative Strukturen für den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) geschaffen, um deren transformative Wirkung in den Bereichen Media, Sports Media und digitale Marktplätze zu nutzen: Als eines der weltweit ersten Medienunternehmen hat Ringier gruppenweit geltende KI-Richtlinien eingeführt und ein operativ agierendes KI-Board sowie ein mit internationalen Expertinnen und Experten besetztes KI-Advisory Board eingesetzt.

Zudem wurde Petra Ehmann zur Chief Innovation und AI Officer der Ringier AG ernannt, um die Integration von KI in die Geschäftsprozesse zu koordinieren – ein Kernziel, da KI als entscheidender Bestandteil für die Erstellung, Verbreitung und Monetarisierung von digitalen Inhalten und Dienstleistungen gesehen wird. Die Einführung von spezifischen, Geschäftsbereich bezogenen KI-Anwendungen wird durch das «Ringier-KI-Playbook» geleitet. Dieses definiert wichtige Prozesse und unterstützende Initiativen in Bereichen wie Strategie, Produktentwicklung, rechtliche Aspekte, Innovationsmanagement, Technologie und Personalentwicklung.

Der Fokus auf KI, darunter die Zusammenarbeit mit Google Cloud zur Erstellung eines Blick-Chatbots, wird als Investition in die Zukunft betrachtet, die bestehende Angebote verbessert und neue Möglichkeiten für Interaktion und Engagement von Usern schafft.

Abschliessende Worte von Michael Ringier

Verleger Michael Ringier (75): «Dass die Medien im steten Wandel sind, zeigte sich im letzten Jahr einmal mehr exemplarisch. Die künstliche Intelligenz hielt in einem unglaublichen Tempo Einzug in unseren Alltag. Gleichzeitig gestaltete sich das wirtschaftliche Umfeld herausfordernd. Es beeindruckt mich, dass unsere Mitarbeitenden und das Management beide Aufgaben zu meistern wussten. Zum einen konnten innerhalb kürzester Zeit erfolgreich innovative KI-Lösungen innerhalb des Unternehmens implementiert werden, zum anderen konnte trotz schwierigem wirtschaftlichem Umfeld ein gutes Ergebnis erzielt werden. Hierfür bedanke ich mich als Vertreter der Aktionäre und des Verwaltungsrats für den herausragenden Einsatz. Beim ganzen Wandel lohnt es sich, manchmal innezuhalten, um beispielsweise in einen Spiegel zu schauen. Das hat AA Bronson im Ringier-Kunst-Jahresbericht 2023 gemacht und das Thema Spiegelung retrospektivisch – darunter auch mit zum Teil provokanten Werken – aufgearbeitet.»

ESG-Report: Im Rahmen des Umwelt-, Sozial- und Governance-Programms (ESG) veröffentlicht Ringier erstmals einen ESG-Report. ESG-Faktoren stehen seit langem im Fokus und waren im Unternehmen bereits in den frühen 1990er Jahren Gegenstand von Initiativen. Der Bericht gibt einen Überblick über die wichtigsten ESG-Aktivitäten der Ringier AG und ist als separater Abschnitt in den Geschäftsbericht 2023 integriert. 

Hier geht es zum Ringier-Kunst-Jahresbericht. 

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