Mit jedem weiteren Tag am Boden verbrennen die Fluggesellschaften Millionen. Die Lufthansa, Europas grösste Flugzeugflotte, kann sich in der Corona-Krise nicht mehr aus eigener Kraft retten. Die verfügbare Liquidität beträgt noch vier Milliarden Euro, und jede Stunde verliert sie ungefähr eine Million Euro ihrer Liquiditätsreserven.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (66) verhandelte die letzten Tage persönlich mit Airline-Chef Carsten Spohr (54) über Staatshilfen. Umstritten ist, ob sich der Staat im Gegenzug für die Staatshilfe an der Airline beteiligt. Spohr befürchtet, wenn die deutsche Regierung Einfluss auf das operative Gechäft nehmen, dann wollten auch die Schweiz, Belgien oder Bayern oder Hessen mehr zu sagen haben.
Nun haben sich die beiden Seiten offenbar auf einen Rettungsschirm geeinigt. Gemäss einem Bericht des Online-Wirtschaftsmagazins «Business Insider» von heute morgen beteiligt sich der deutsche Staat mit rund neun Milliarden Euro am Unternehmen. Dafür soll er eine Sperrminorität und ein bis zwei Aufsichtsratsmandate erhalten.
Frankreich ist Air France mit Krediten und Aktionärsdarlehen über sieben Milliarden Euro bereits zu Hilfe geeilt.
Swiss hat Bürgschaft für 1,5-Milliarden-Kredit in Aussicht
Bei der Swiss war eine Beteiligung des Staates früh vom Tisch. Klar war schon länger, dass die Lufthansa-Tochter in der einen oder anderen Form Kredite über den Bund erhalten soll. Nun wurde laut «Tages-Anzeiger» festgelegt, dass die Swiss mit 1,5 Milliarden Franken unterstützt werden soll. Das Geld komme in Form von Krediten von den Banken, für die der Bund bürge. Die Rückzahlung hänge von den künftigen Gewinnen der Swiss ab. Das Geld kann der Bund gestützt auf die Luftfahrtverordnung sprechen.
Für die flugnahen Betriebe sind gemäss der Zeitung Kredite und Garantien in der Höhe von 0,5 Milliarden Franken vorgesehen. Dabei will der Bund laut dem Bericht auf Notrecht verzichten und den Weg über das Parlament wählen, um die für die Hilfen nötige Gesetzesgrundlage zu schaffen. Dieses soll in der Sommersession darüber entscheiden.
Künftige Flottengrösse umstritten
Die Verhandlungen seien noch nicht ganz abgeschlossen. Insbesondere werde noch darüber verhandelt, ob und welche Garantien es für die zukünftige Flottengrösse der Swiss geben werde. Derzeit hat die Schweizer Airline 91 Maschinen, die wegen der Pandemie grösstenteils am Boden stehen.
Auch solle noch sichergestellt werden, dass die Hilfe des Bundes nicht in der Swiss-Mutter Lufthansa versickere. Stattdessen solle die Anbindung der Flughäfen Zürich und Genf sowie die Arbeitsplätze in der Schweiz garantiert werden. Die Swiss solle in den kommenden drei Jahren schrittweise wieder auf die heutige Grösse hochgefahren werden.
Die Swiss will nichts zum Bericht über den Milliarden-Kredit sagen. Generell begrüsst Swiss den Entscheid des Bundesrats nach wie vor, der Schweizer Luftfahrt die gegebenenfalls benötigte Liquidität zukommen zu lassen, um die Auswirkungen der Corona-Krise überstehen zu können, wie sie auf Anfrage sagt. Dadurch könne Swiss mit ihrer modernen Flotte die globale Anbindung der Schweiz sowohl passagier- als auch frachtseitig weiterhin sicherstellen. Das Flugangebot wird auch in Zukunft an den Bedürfnissen der Schweizer Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Tourismus ausgerichtet.
Auf die Frage, ob Swiss allenfalls auf vom Rettungspaket für die Lufthansa profitiert, ist Swiss nicht eingegangen. (gnc)
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