René Kamm trat nach Swatch-Desaster zurück
Ist Baselworld-Chef wegen Hayek seinen Job los?

Der Rückzug der Swatch Group von der Uhren- und Schmuckmesse Baselworld hat Folgen: René Kamm, Chef der Messebetreiberin MCH Group, legt sein Amt nieder. Die Zukunft der Messe ist ungewiss.
Publiziert: 04.08.2018 um 11:59 Uhr
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Aktualisiert: 18.12.2018 um 17:34 Uhr
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Er habe gespürt, dass der Verwaltungsrat «nicht mehr so zufrieden» sei mit der Leistung des Unternehmens, sagte René Kamm, Chef der MCH Group, an einer eiligst einberufenen Pressekonferenz am Freitag.
Foto: GEORGIOS KEFALAS
Sven Zaugg

Baselworld, die wichtigste Uhren- und Schmuckmesse der Welt – das war einmal. Denn der angekündigte Rückzug des grössten und wichtigsten Ausstellers, der milliardenschweren Swatch Group, hat weitreichende Folgen für die Messebetreiberin MCH Group.

Um zu retten, was noch zu retten ist, muss Chef René Kamm (58) gehen. «Einvernehmlich», wie das Unternehmen mitteilt. Er habe gespürt, dass der Verwaltungsrat «nicht mehr so zufrieden» sei mit der Leistung des Unternehmens, sagte er an einer eiligst einberufenen Pressekonferenz am Freitag. Bis ein Nachfolger gefunden wird, übernimmt Verwaltungsratspräsident Ulrich Vischer (57) die operative Leitung.

Kamms miserable Bilanz

«In den letzten Tagen haben verschiedene Gespräche mit CEO Kamm stattgefunden», sagt MCH-Group-Sprecher Christian Jecker zu BLICK. Angesichts der fundamentalen Transformationsphase in der Geschäftstätigkeit sei der «richtige Zeitpunkt für einen Wechsel» an der operativen Spitze der Unternehmensgruppe gekommen.

Doch so «einvernehmlich» scheint die Sache nicht. Denn Kamms Bilanz ist miserabel. In Basel haben sich dieses Jahr im März mit 650 Ausstellern nur noch halb so viele wie im Vorjahr beteiligt. Top-Shots wie Hermès, Ulysse Nardin oder Girard Perregaux wechselten bereits zuvor an den Genfer Uhrensalon. Dann der Paukenschlag: Nick Hayek (63), Chef der Swatch Group, sagte am vergangenen Sonntag Adieu. Nun muss auch Kamm Adieu sagen.

Horrende Kosten, mieses Konzept

Aussteller werfen der Messeleitung und damit auch Chef Kamm Arroganz vor. Hauptkritik der Uhrenmanufakturen: die horrenden Kosten für einen Standplatz und das miese Konzept. «Wir haben den Eindruck, dass es hier nicht mehr um die Uhrenindustrie geht», sagte Nayla Hayek (67), Verwaltungsratspräsidentin der Swatch Group, am Eröffnungstag der diesjährigen Austragung im Gespräch mit BLICK.

Hayek sagt damit laut, was andere grosse Schweizer Uhrenhersteller denken. «Wir können auch ohne Messe überleben. Die Messe braucht uns, nicht wir sie», so die Schwester von Uhrenkönig Nick Hayek (63). Händler könne man auch an anderen Orten treffen. «Wir machen das für die Schweizer Uhrenindustrie.»

MCH-Papiere mit leichter Erholung

Mit dem Rückzug von Swatch steht auch die Zukunft der Messefirma MCH auf dem Spiel, die sich zur Hälfte im Besitz der drei Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft und Zürich befindet. Letztes Jahr schrieb die Messebetreiberin zum ersten Mal in ihrer Geschichte rote Zahlen. Infolge der Schrumpfkur bei Baselworld musste MCH über 100 Millionen Franken auf ihre Messegebäude abschreiben.

Laut MCH werde der Rückzug der Swatch Group Auswirkungen auf das Ergebnis 2019 haben, die zurzeit noch nicht konkret abschätzbar seien. An der Börse sorgte der Abgang von Kamm indessen für eine leichte Kurserholung bei den MCH-Papieren. Sie legten am Freitagmorgen um 2,4 Prozent zu, nachdem sie am Montag um 11,3 Prozent eingebrochen waren.

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