Rekord-Flughafen in Istanbul eröffnet
Erdogan hat jetzt offiziell den Grössten

Die harte Prüfung kommt erst zum Jahreswechsel. Dann verlegt Turkish Airlines ihre Basis auf den neuen Flughafen und nimmt dort den Flugbetrieb auf. Heute aber findet schon die grosse Feier statt.
Publiziert: 29.10.2018 um 19:50 Uhr
|
Aktualisiert: 05.11.2018 um 15:04 Uhr

Am Montag um 14 Uhr Schweizer Zeit hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (64) offiziell den neuen Flughafen von Istanbul eröffnet. Und nun ist auch sein Name bekannt: Istanbul.

Über den Istanbul New Airport sollen in Zukunft so viele Reisende ankommen und abfliegen wie an keinem anderen Flughafen weltweit. Die wichtigsten Fakten zu Erdogans Prestigeprojekt.

Wie gross ist der grösste Flughafen der Welt?
200 Millionen Personen sollen dereinst über den Flughafen Istanbul reisen. Das erwartet die Betreibergesellschaft IGA. Damit wäre das Drehkreuz deutlich geschäftiger als der bisherige Spitzenreiter Atlanta (USA). 2017 zählte der US-Airport etwa 104 Millionen Reisende. 

1/5
Luftaufnahme des bald grössten Flughafens weltweit, ausserhalb von Istanbul.
Foto: KEYSTONE

Bevor der neue Flughafen von Istanbul in rund zehn Jahren seine Maximalkapazität erreicht, muss er aber noch ausgebaut werden. Er soll Dubai als Drehkreuz zwischen Europa und Asien Konkurrenz machen. Platz genug ist da. Das Gelände ist so gross wie 11'000 Fussballfelder. 2023 soll der Flughafen sechs Pisten mit einer Kapazität von 500 Flugzeugen haben.

Auch die Duty-free-Shoppingfläche soll die weltgrösste werden. Auf 53'000 Quadratmetern wird es sechs Bereiche geben, darunter einen mit Luxusgeschäften und einen Basar.

Wie teuer war der Mega-Bau?
Die Gesamtkosten sollen gemäss aktuellen Informationen 11,9 Milliarden Franken betragen. 2013 rechneten die Verantwortlichen noch mit sieben Milliarden. Die erste Tranche von rund 5,5 Milliarden Franken finanzierten drei staatliche Banken und drei private Unternehmen.

Wann heben die ersten Flugzeuge ab?
Zuerst verbindet Turkish Airlines den Istanbul New Airport mit fünf Zielen: drei inländischen, Nordzypern und Aserbaidschan. Zu den Inlandzielen gehört die türkische Mittelmeer-Stadt Antalya. Nicht ausgeschlossen also, dass auch Schweizer auf ihrer Ferienreise schon bald über den neuen Flughafen reisen. Ende Jahr zieht Turkish Airlines dann ganz vom Atatürk-Flughafen in den neuen Flughafen. Der Umzug soll innerhalb von 45 Stunden geschehen. Ein Airline-Chef nennt das Projekt «Big Bang». 2019 könnten dann maximal 90 Millionen Reisende ab- und anfliegen.

Wo liegt der neue Flughafen?
Der neue Flughafen liegt deutlich weiter ausserhalb Istanbuhls als der Atatürk-Airport, in der Nähe des Schwarzen Meeres. Bis ins Stadtzentrum sind es etwa 43 Kilometer. Unter anderem wird es eine sogenannte Luxus-Busverbindung geben. Die Fahrt soll zwischen zwölf und 30 türkische Lira kosten – umgerechnet zwischen 2.10 und 5.20 Franken. In Zukunft soll der Airport auch durch zwei Metrolinien und einen Schnellzug mit der Stadt verbunden werden.

Ersetzt der neue Flughafen den alten?
Istanbul hatte bereits zwei internationale Flughäfen. Der grössere Atatürk-Flughafen wird für den normalen Passagierbetrieb geschlossen. Der Flughafencode IST geht auf den neuen Flughafen über. Der Atatürk-Airport befindet sich so nah am Stadtzentrum, dass ein weiterer Ausbau unmöglich war. In Zukunft soll auf dem Gelände ein Park entstehen. Der Sabiha Gökçen Airport südöstlich von Istanbul wird weiter bestehen und nächstes Jahr sogar eine neue Piste bekommen.

Welche Opfer forderte der Bau?
Der neue Flughafen wurde in nur etwas mehr als vier Jahren erbaut. Das schnelle Tempo hatte schlimme Folgen. Laut der Bauarbeitergewerkschaft kamen mindestens 37 Menschen ums Leben. Die Bauherren geben 30 Todesfälle zu. Vor einem Monat streikten die Arbeiter. Sie kritisierten damit den hohen Druck, die schlechten Sicherheitsvorkehrungen und ungenügende Unterkünfte. Der Streik wurde von der Polizei aufgelöst, und noch immer sind 31 Arbeiter in U-Haft, darunter auch der Gewerkschaftschef. Ein solcher Bau in so kurzer Zeit sei nur in einer Semi-Demokratie möglich, glaubt ein Luftfahrtexperte. (jfr)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.