Es ist eine dramatische Wendung in einem seit Monaten andauernden Übernahme-Krimi: US-Tech-Milliardär Elon Musk (51) hat seine Vereinbarung zum Kauf des Kurznachrichtendiensts Twitter für aufgelöst erklärt. Das geht aus einer am Freitag veröffentlichten Mitteilung bei der US-Börsenaufsicht SEC hervor. In dem Schreiben werfen Musks Anwälte Twitter vor, gegen die im April beschlossenen Übernahmevereinbarung verstossen und «falsche und irreführende» Angaben gemacht zu haben.
Es sollte ein Deal über 44 Milliarden Dollar werden. Als Hauptgrund für Musks Rückzieher gilt, dass sich die Zahl der Geisterkonten nicht eruieren lässt. Die Twitter-Aktie gab nach der Bekanntgabe von Musks Kehrtwende knapp sechs Prozent nach.
Musk und Twitter hatten sich im April auf eine Übernahme der Online-Plattform durch den ebenso gefeierten wie umstrittenen Unternehmer für 44 Milliarden Dollar geeinigt. Twitter-Aktionäre sollten 54,20 Dollar pro Aktie erhalten – ein Preis, der weit über dem derzeitigen Wert liegt.
Zu viele Spam-Bots
Der reichste Mensch der Welt hatte im April einen Deal für Twitter ausgehandelt, die Übernahme dann aber auf Eis legte. Musk verlangte vom Social-Media-Unternehmen den Nachweis, das Spam-Bots weniger als fünf Prozent seiner Gesamtnutzer ausmachen. Dieser Aufforderung konnte Twitter nicht nachkommen.
Zuvor hatte die «Washington Post» über einen andauernden Konflikt über die Anzahl von Spam- und Fake-Nutzerkonten auf der Plattform berichtet. Musks Stab halte die Angaben von Twitter für nicht verifizierbar, wird in dem Bericht eine anonyme Quelle zitiert. Sein Team habe das Engagement bei Gesprächen um die Finanzierung des Deals gestoppt.
Vorwand, um aus Multi-Milliarden-Deal herauszukommen?
Der Konflikt um Fake-Accounts ist nicht neu. Musk drohte bereits zuvor, den Kauf deshalb platzen zu lassen. Einige Beobachter sehen das Hickhack als Vorwand Musks, um aus der teuren Übernahme herauszukommen.
Er und Twitter haben eine Strafe von einer Milliarde Dollar vereinbart, falls eine Partei vom Deal zurücktritt. Doch wenn Twitter auf Vollzug pocht, könnte es für Musk rechtlich trotzdem schwierig werden.
Twitter hält an Verkauf fest
Twitter will am Deal festhalten und dies gegebenenfalls vor Gericht erkämpfen. Twitter-Verwaltungsratschef Bret Taylor (43) tweetete gleich nach Musks Ankündigung, dass sein Unternehmen nicht vom Verkauf an Musk abrücke.
Es droht ein langwieriger Rechtsstreit mit einer zähen Milliarden-Schlammschlacht vor Gericht. Twitter will Musk verklagen, um die von ihm abgelehnte 44 Milliarden Dollar schwere Fusion abzuschliessen.
«Der Vorstand von Twitter ist entschlossen, die Transaktion zu dem Preis und den Bedingungen abzuschliessen, die mit Herrn Musk vereinbart wurden», so Taylor. Twitter «plant, rechtliche Schritte einzuleiten, um die Fusionsvereinbarung durchzusetzen. Man sei «zuversichtlich», sich «vor Gericht durchzusetzen».