Recycelbare Schuhe, Bio-Shirts
Modebranche macht auf grün

Gleich mehrere Modeunternehmen wollen nachhaltige Produkte auf den Markt bringen. Doch kann Mode überhaupt grün sein?
Publiziert: 20.04.2019 um 23:57 Uhr
|
Aktualisiert: 11.05.2019 um 10:42 Uhr
1/16
T-Shirts aus Plastikflaschen, Schuhe, die nie im Müll landen müssen: Gerade mehrere Modeunternehmen haben kürzlich angekündigt, nachhaltige Produkte auf den Markt zu bringen.
Foto: KEYSTONE/Christian Beutler
Dana Liechti

Diese Woche präsentierte Ralph Lauren eine neue Version seines bekannten Poloshirts: Hergestellt ohne Wasser und mit Garn, das aus recycelten Plastikflaschen gewonnen wird. Gleichzeitig kündigte der Sportartikelhersteller Puma für 2020 eine ganze Kollektion aus recycelten Plastikflaschen an.

Adidas bringt Sneaker auf den Markt, deren Material eingeschmolzen werden kann – daraus lassen sich dann schöne neue Schuhe herstellen. Und H&M präsentiert eine neue Kollektion aus Materialien wie Biobaumwolle, biologisch abbaubaren Eukalyptusholzfasern und recyceltem ­Polyester.

Nur Einzelaktionen?

Patrik Geisselhardt, Experte für Wirtschaftskreisläufe und Geschäftsführer von Swiss Recycling, begrüsst solche Initiativen sehr. Er sagt: «Indem Plastikabfall ein Wert gegeben wird, werden Anreize fürs Sammeln und für weniger Plastik in der Natur gesetzt.» Man müsse sich aber fragen, ob mittelfristig das ganze Sortiment nachhaltiger wird – oder ob die Produkte nur Einzelaktionen sind. «Dann wäre es eher Greenwashing, also reine PR», sagt Geisselhardt.

Immerhin: Adidas führt bereits einen Schuh aus Meeresplastik im Sortiment, Ralph Lauren will bis 2025 ganz auf nachhaltig produzierte Baumwolle umsteigen, Puma bis 2020 zumindest mehr davon verwenden. Und bei H&M soll bis 2030 die gesamte Produktepalette aus nachhaltigen oder recycelten Rohstoffen bestehen.

Mode-Industrie ist ein Kauf- und Wegwerf-Karussell

Diese Bemühungen findet Yves Zenger, Mediensprecher von Greenpeace Schweiz, zwar gut. «Doch sie gehen zu wenig weit. Die Modeindustrie ist ein einziges Kauf- und Wegwerf-­Karussell. Um wirklich nachhaltig zu werden, müsste sie davon abkommen, derart grosse ­Mengen schnelllebiger und billiger Produkte herzustellen», findet er. Das Fast-Fashion-­Geschäftsmodell sei an und 
für sich ein Treiber für soziale Missstände und Umweltzerstörung. «Sich wirklich grün zu kleiden, geht nach wie vor nur, wenn man sich von Herstellern abwendet, die schnelllebige Billigprodukte produzieren», sagt Zenger.

Auch Recycling-Experte Patrik Geisselhardt sieht in den neuen Produkten noch nicht die Lösung aller Probleme. Die Produktion ohne Wasser beim Poloshirt beispielsweise sei zwar gut für die Ökobilanz. Es bleibe aber offen, wie langlebig die T-Shirts dann sind – und ob sie später erneut recycelt werden.

Kleider so lange tragen wie möglich

Kommende Woche startet in verschiedenen Schweizer Städten die Fashion Revolu­tion Week. Sie zeigt auf, wie nachhaltige Mode geht. Etwa mit Kleiderschränken, die allen zum Tauschen von Kleidern offen stehen. Oder mit Secondhandkleidern.

Und dann gibt es natürlich auch noch diesen Gratistipp: Man sollte die Sachen so lange tragen wie möglich. 

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.