Rastatt-Panne hat für SBB Cargo böse Folgen
«Wir haben Kunden verloren»

SBB-Chef Andreas Meyer beklagt wegen des Bahnunterbruchs in Deutschland einen Imageverlust – und einen Schaden in Millionenhöhe.
Publiziert: 19.11.2017 um 21:16 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:52 Uhr
Bei Rastatt (D) senkten sich die Gleise. Die Strecke war wochenlang unterbrochen.
Foto: Keystone
Thomas Schlittler

Sieben Wochen lang war die Bahnlinie zwischen Basel und Karlsruhe (D) im August und September gesperrt. Eine Baupanne in der deutschen Stadt Rastatt legte den Schienengüterverkehr auf der Nord-Süd-Achse praktisch lahm. Das ist die wichtigste Versorgungsroute der Schweiz.

Gelitten haben auch die SBB. Gegenüber SonntagsBlick beziffert CEO Andreas Meyer erstmals die Verluste: «Der Schaden für SBB Cargo und ihre Töchter beträgt 20 bis 30 Millionen Franken.» Die SBB seien gegen diese finanziellen Einbussen versichert. Ob die Deutsche Bahn, die den Schaden verantwortet, belangt werde, entscheide in erster Linie die Versicherung.

Doch es ist nicht das Geld, was Meyer am meisten Sorgen macht. Den SBB-Chef schmerzt vor allem der Reputations- und Vertrauensverlust, den der Schienengüterverkehr durch Rastatt erlitten hat: «Einige Firmen sind wegen der Panne auf die Strasse umgestiegen. Und das nicht nur kurzzeitig. Wir haben Kunden verloren und setzen alles daran, diese zurückzugewinnen.»

SBB-Chef Andreas Meyer: «Schaden von 20 bis 30 Millionen Franken».
Foto: Keystone

Lokführer fehlten

In den vergangenen Wochen haben die SBB-Verantwortlichen den Fall Rastatt mit den Kollegen in Deutschland, Frankreich und Österreich aufgearbeitet. Fazit: Die Krise wäre weniger schlimm ausgefallen, wenn es möglich gewesen wäre, die Ersatzrouten besser zu nutzen. Doch dafür fehlten die passenden Lokführer. Meyer: «Wir haben Lokführer nach Deutschland und Frankreich geschickt. Doch auf vielen Strecken durften Lokführer aus anderen Ländern gar nicht eingesetzt werden. Der Grund waren fehlende Sprach- und Streckenkenntnisse.»

Das soll sich ändern: «Die Bahnchefs der betroffenen Länder sind sich einig, dass die Lokführerausbildungen in Zukunft harmonisiert und die Einsatzbedingungen vereinfacht werden sollen.»

Auch in anderen Bereichen will man nun die länderüber­greifende Zusammenarbeit verstärken: «Wir wollen die Fahrpläne enger aufeinander abstimmen, Baustellen besser planen und bei Streckenunterbrüchen besser miteinander kommunizieren.» Dadurch sollen die Wartezeiten der Güterzüge verringert werden. Momentan müssten diese auf der Nord-Süd-Achse bis zu vier Stunden warten. «Das ist deutlich zu lange», sagt Meyer.

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