Zwei nordkoreanische Kurzstreckenraketen seien am Donnerstagmorgen (Ortszeit) im Abstand von knapp 20 Minuten im Kreis Hamju im Osten des Landes gestartet worden und 450 Kilometer weit in Richtung offenes Meer geflogen, teilte der Generalstab der südkoreanischen Streitkräfte mit. Sie hätten eine Höhe von 60 Kilometern erreicht. Die Streitkräfte beobachteten sorgfältig die Lage für den Fall weiterer Raketentests.
UN-Resolutionen verbieten Nordkorea die Erprobung solcher ballistischer Raketen, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf befördern können. Das Ständige Komittee des Nationalen Sicherheitsrats in Südkorea äusserte nach einer Dringlichkeitssitzung «tiefe Besorgnis» über den jüngsten Test des Nachbarlandes.
Washington bereitet neue Strategie vor
In Tokio kündigte Japans Ministerpräsident Yoshihide Suga einen «ernsten Protest» gegen Nordkoreas Verhalten an. «Der Start bedroht den Frieden und die Stabilität unseres Landes und der Region, das war ein klarer Verstoss gegen die Resolution den UN-Sicherheitsrats», sagte Suga vor Journalisten. Der japanischen Regierung zufolge seien die ballistischen Raketen ausserhalb des japanischen Gewässers ins Japanische Meer (koreanisch: Ostmeer) gestürzt.
Die jüngsten Raketentests der selbsterklärten Atommacht Nordkorea gelten als eine Herausforderung für den neuen US-Präsidenten Joe Biden (78). Nach Einschätzung von Beobachtern versucht der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un (37), den Druck auf die USA zu erhöhen, denen es eine feindselige Politik vorwirft. Die US-Regierung bereitet derzeit eine neue Nordkorea-Politik vor. Die entsprechende Überprüfung ist nach Angaben von Regierungsbeamten fast abgeschlossen. US-Aussenminister Antony Blinken hatte bei einem Besuch in Seoul in der vergangenen Woche betont, es lägen verschieden Optionen auf dem Tisch. Dies schliesse diplomatische Anreize ein, aber auch Massnahmen, um mehr Druck auf Pjöngjang auszuüben.
Verhandlungen auf Eis
Nordkorea hatte Südkorea zufolge am vergangenen Sonntag zwei mutmassliche Marschflugkörper von kurzer Reichweite an der Westküste abgefeuert. Auch die USA bestätigten den Test, doch relativierte Biden dessen Bedeutung. Tests von Lenkflugkörpern unterliegen nicht den Sanktionen gegen das abgeschottete Land. Anders als ballistische Raketen verfügen Marschflugkörper über einen permanenten eigenen Antrieb. Bei einer niedrigen Flughöhe von unter hundert Metern sind sie vom gegnerischen Radar nur schwer zu orten.
Nordkorea treibt sein Raketenprogramm seit vielen Jahren voran. Im Mittelpunkt steht dabei die Entwicklung von ballistischen Raketen einschliesslich Langstreckenraketen, die die USA erreichen könnten. Daneben entwickelt das isolierte Land weitere Waffensysteme, darunter auch Lenkwaffen. Die Verhandlungen zwischen Nordkorea und den USA über das nordkoreanische Atomprogramm kommen seit zwei Jahren nicht mehr voran. (SDA/euc/noo)